# taz.de -- Wahlkampf-Triell in der taz: Rot-grün-rote Harmonie | |
> Der Matthias Miersch (SPD), die Grüne Franziska Brantner und der Linke | |
> Bodo Ramelow vertragen sich. Sie reden über Rechtsruck und linke | |
> Perspektiven. | |
Bild: Bühne frei für Matthias Miersch, Franziska Brantner und Bodo Ramelow | |
Berlin taz | Rot, Grün, Rot. Inmitten kopfschmerziger Wahlkampfdebatten | |
wirkt das von der taz veranstalteten „Triell“ zur Bundestagswahl einerseits | |
wie etwas aus der Zeit gefallen, andererseits erfrischend. Am Dienstagabend | |
ist die taz-Kantine in Berlin gut gefüllt. | |
Etwa 100 Menschen haben sich versammelt, um den Talk „Rechte Narrative und | |
linke Niederlagen“ zwischen der Grünen-Vorsitzenden [1][Franziska | |
Brantner], dem kommissarischen [2][SPD-Generalsekretär Mathias Miersch] und | |
Thüringens Ex-Ministerpräsident [3][Bodo Ramelow], der linken | |
„Silberlocke“, zu verfolgen. Moderiert wird die Veranstaltung von den | |
taz-Redakteurinnen Anna Lehmann und Sabine am Orde. | |
Als sei man der bisweilen vergifteten Wahlkampfzeit ein bisschen Harmonie | |
schuldig, so wirkt die Diskussion an diesem Abend. Es geht um die Frage, | |
wie man dem gesellschaftlichen Rechtstrend begegnet und wieder progressive | |
Themen auf die Agenda setzt. Dass das erforderlich ist, darin sind sich die | |
Diskutant:innen und das Publikum einig. | |
Laut wird es zwischen Brantner, Miersch und Ramelow kein einziges Mal. Die | |
Redner:innen beziehen sich in ihren Beiträgen aufeinander, stimmen sich | |
öfter zu. Sie geben sich große Mühe, nicht ihre parteipolitischen | |
Differenzen, die es ja durchaus gibt, in den Vordergrund zu stellen. So | |
lobt Ramelow sogar den grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck, der sich | |
um energieintensive Unternehmen in Thüringen gekümmert habe. | |
„Dauernde Streitereien geben keine Sicherheit“, sagt Brantner. Und sie | |
beklagt, wie schwer es sei, gegen den politischen Gegenwind und | |
verschiedene Fake-News-Kampagnen beispielsweise aus Russland anzukämpfen. | |
Dem pflichten die anderen beiden bei. Der Unsicherheit, die Menschen | |
spüren, müsse mit einem handlungsfähigeren Staat begegnet werden, sind sie | |
sich einig. [4][Zum Beispiel beim Klimaschutz]. Er müsse sozial gerecht | |
sein. Nur, wie das geschehen soll, bleibt unkonkret. | |
Konkreter wird es, als es um den ewigen Streit über Windkraftanlagen geht. | |
Es sei wichtig, dass Menschen vor Ort das Windrad nicht nur drehen sehen, | |
sondern auch, dass sie ganz unmittelbar selbst etwas davon haben, sagt | |
Ramelow. „Bei uns in Thüringen sehen viele nur, dass sich viele Dinger | |
drehen, aber das Geld fließt woanders hin“, moniert er. Das senke die | |
Akzeptanz. | |
Ramelow erzählt von dem kuriosen Kampf von CDU, FDP und AfD gegen die | |
Windenergie in seinem Land. Hier habe sich besonders die FDP per | |
Plakatkampagne für Wälder eingesetzt, von denen nur noch Stummel stehen, | |
weil „die Fichte sich von selbst verabschiedet habe“, so der | |
Linken-Politiker. Jetzt stelle er sich „immer vor, wie Herr Kemmerich | |
zwischen dem Abgestorbenen steht und sagt: Der Wald bleibt!“ Das Publikum | |
lacht. | |
## Der Sicherheitsaspekt | |
Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Diskussionsrunden geht es um das Thema | |
Migration erst am Ende. Um dem hetzenden Diskurs entgegenzuwirken, sei es | |
wichtig, klarzustellen, dass Sicherheit für alle wichtig sei. | |
Dahintersteckende Muslimfeindlichkeit müsse scharf zurückgewiesen werden, | |
sagt Brantner. „Behörden müssen besser zusammenarbeiten“, fordert sie. | |
Jeder, der ankommt, solle direkt arbeiten können, auch da ist man sich | |
einig. Kritik an der Verschärfung der Migrationspolitik, bei der auch der | |
Kanzler für mehr Abschiebungen wirbt, wird von Miersch zurückgewiesen. | |
Einzelne Stimmen aus dem Publikum widersprechen ihm. | |
Eine Frau will wissen, wie die Bürger:innen abseits von Wahlen mehr in | |
politische Entscheidungen einbezogen werden können. Konsens herrscht, dass | |
es mehr Bürgerbeteiligung brauche. In welcher Form, darüber gehen die | |
Auffassungen jedoch auseinander. Während die Grüne für Bürgerräte wirbt, | |
setzt der Linke sich für Volksabstimmungen ein. | |
Am Schluss zitiert Ramelow den Liedermacher Wolf Biermann: „Lass dich nicht | |
verhärten in dieser harten Zeit.“ Eine Frau schreibt sich die Worte auf. Es | |
ist die Message, die man von Rot-Rot-Grün an diesem Abend mit nach Hause | |
nehmen kann: dass zuhören und einander verstehen in Zeiten von Hass und | |
Fake News wichtiger werden, um progressive und linke Themen auf die | |
politische Agenda zu setzen. | |
Die meisten Besuchenden machen sich zufrieden auf den Nachhauseweg. „Ich | |
hätte mir nur noch mehr Differenzen gewünscht, aber es war angenehm“, sagt | |
eine junge Frau. | |
12 Feb 2025 | |
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## AUTOREN | |
Johanna Weinz | |
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