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# taz.de -- Trumps Plan für Gaza: „Aufregung und Verwirrung“ in Israels Re…
> Die Frist des US-Präsidenten für die Hamas setzt auch Israel unter Druck:
> Wie soll eine erneute Militäraktion in Gaza aussehen? Und was passiert
> dann mit den Geiseln?
Bild: Erst beginnt Israels Militär mit dem Abzug aus dem Gazastreifen. Und kö…
Jerusalem taz | Benjamin Netanjahus Miene war bei der Verkündung des
Trump-Plans zum Gazastreifen vergangene Woche schwer zu lesen: War der
israelische Regierungschef überrascht, erfreut oder gar schockiert von der
Tragweite der vorgeschlagenen „US-Übernahme“ des Küstenstreifens? Als
erfahrener Politiker reagierte er mit Dank für den Vorschlag, ohne sich
diesen zu eigen zu machen.
Doch in der israelischen Regierung herrscht seither laut dem
Nachrichtenportal Axios „Aufregung und Verwirrung“. Am Montag lobte
Netanjahu den Plan, der de facto eine ethnische Säuberung des Gazastreifens
bedeutet, vor dem israelischen Parlament und sprach von „einer neuen und
revolutionären Vision für den Tag nach der Hamas“. [1][Die
rechts-religiösen Siedler] in der Regierung feierten erwartbar den Vorstoß,
doch auch die israelische Mitte begrüßte die Idee.
Trump aber preschte dann weiter vor und formulierte zum zweiten Mal binnen
einer Woche eine härtere Position als die Hardliner der israelischen
Regierung. Nachdem die Hamas am Montag gewarnt hatte, die Freilassung
weiterer Geiseln auszusetzen, drohte Trump der radikal-islamistischen
Palästinensergruppe prompt mit einem Ende der Waffenruhe, wenn am Samstag
nicht alle 76 Geiseln freikämen.
[2][Wie durchdacht Trumps Vorgehen mit Blick auf Gaza ist, ist
zweifelhaft.] Denn bei aller Begeisterung in Israel: Er bringt das Land in
eine schwierige Situation. Dass die Hamas einknickt ist unwahrscheinlich:
Sie hat am 7. Oktober 2023 eines der zerstörerischsten Kapitel im
israelisch-palästinensischen Konflikt eingeläutet und feierte sich dennoch
in den Trümmern als Sieger. Zudem ist die Gruppe mutmaßlich gar nicht
befähigt, alle Geiseln bis Samstag freizulassen, weil sie sich auch in der
Hand anderer militanter Gruppen befinden sollen. Und schließlich müsste
Trump Netanjahu dazu bringen, die Grundbedingung der Hamas für die Rückgabe
aller Geiseln zu akzeptieren: ein Ende des Krieges.
## Freilassung von neun lebenden Geiseln steht auf dem Spiel
Sollte die Gruppe nicht einlenken, kann Trump kaum noch von seiner Position
abrücken, ohne sein Poltern als leere Drohung zu entlarven. Die israelische
Führung hat nach einem Treffen des Sicherheitskabinetts am Dienstag
zurückhaltender gewarnt: Der Krieg werde fortgesetzt, wenn am Samstag keine
Geiseln freikämen. Eine Zahl wurde nicht genannt.
Womöglich aus gutem Grund: Mit einem Ende der Waffenruhe steht nicht nur
die Freilassung von weiteren neun lebenden Geiseln in der ersten Phase auf
dem Spiel. Trumps Vorschlag könnte das Land erneut in einen Krieg
verstricken, der sich auch nach Einschätzung der israelischen
Militärführung nicht militärisch gewinnen lässt. Zahlreiche Gebiete in Gaza
hat Israel in den letzten 15 Monaten mehrfach eingenommen. Die Hamas
existiert weiter.
Es sei denn, man nimmt Trump und Netanjahu beim Wort: Dann stünde den zwei
Millionen Bewohnern des Gazastreifens womöglich wieder die Vertreibung an
die Südgrenze des Küstenstreifens bevor. Und Washington könnte Ägypten
solange unter Druck setzen, bis es seine Grenze öffnet. Das klingt absurd,
doch die Drohungen Trumps verschieben die Grenzen des Vorstellbaren. Dass
der Plan gegen Völkerrecht und die Genfer Konventionen verstößt, dürfte
weder Trump noch Netanjahu stören. Letzterer sagte jüngst: „Wir werden
diesen Job erledigen.“
Ob der Nachbarstaat Ägypten unter diesem Druck einknicken würde, ist schwer
zu sagen: Zum einen hat das Land die Grenze zum Gazastreifen schwer
befestigt. Zum anderen hatte Kairo schon im vergangenen Frühjahr
vorsorglich ein Auffanglager in der Wüste errichtet. Falls Washington, wie
es angedroht hat, Zahlungen einstellt, könnten das zumindest teilweise
andere Geldgeber wie die Vereinigten Arabischen Emirate auffangen. In jedem
Fall wäre aber das seit 1978 mit Israel bestehende Friedensabkommen, ein
Grundstein der regionalen Stabilität, gefährdet.
## Freie Hand für Netanjahu – doch was nun?
[3][Auch Jordanien,] das ebenfalls mit Israel Frieden geschlossen hat und
finanziell abhängiger von Washington ist, kann sich innenpolitisch kaum
erlauben, Trumps Forderungen nachzukommen: Bereits heute sind etwa die
Hälfte der Jordanier Palästinenser.
Für Trump dürften manche dieser Überlegungen zweitrangig sein: Seine
Aussagen zeugen vielmehr davon, dass er sich mit der Geschichte der Region
und der möglichen Folgen für US-Verbündete kaum befasst hat.
Für Netanjahu bedeutet das einerseits freie Hand beim weiteren Vorgehen.
Andererseits aber auch, dass der Verbündete in Washington seine Vorschläge
nicht unbedingt zu Ende gedacht hat. Selbst das israelische
Sicherheitskabinett soll rätseln: Was meint Trump? Und was nun?
12 Feb 2025
## LINKS
[1] /Aktivist-ueber-israelische-Siedler/!5998684
[2] /Trumps-Gaza-Idee/!6068056
[3] /Trumps-Plan-fuer-den-Gazasteifen/!6069198
## AUTOREN
Felix Wellisch
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