Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Waffenruhe in Nahost: Hamas und Islamischer Dschihad lassen drei we…
> Maskierte Kämpfer stehen Spalier, die Geiseln werden auf einer Bühne
> vorgeführt: Erneut machen die Islamisten in Gaza die Übergabe dreier
> Israelis zu einer Inszenierung vermeintlicher Stärke.
Bild: Die israelischen Geiseln Iair Horn (l), Sagui Dekel Chen (Mitte links) un…
Gaza/Tel Aviv dpa | Die Terrororganisationen Hamas und Islamischer Dschihad
haben im Gazastreifen drei weitere israelische Geiseln freigelassen. Die
vor 16 Monaten entführten Männer wurden in Chan Junis an Vertreter des
Roten Kreuzes übergeben und trafen wenig später in Israel mit Angehörigen
zusammen. Im Gegenzug begann Israel, 369 inhaftierte Palästinenser
freizulassen – so wie es eine Waffenruhe-Vereinbarung der Kriegsparteien
vorsieht.
Während der live im Fernsehen übertragenen Geiselübergabe wurden die Männer
am Morgen von vermummten und bewaffneten Kämpfern vor den Augen Hunderter
Schaulustiger auf eine Bühne geführt. Dort mussten sie in ein Mikrofon
sprechen, sowie „Freilassungsdokumente“ und „Andenken“ an ihre
Gefangenschaft in den Händen halten. Israels Staatspräsident Izchak Herzog
sprach von einer „verabscheuungswürdigen und zynischen Zeremonie“.
Die Geiseln sahen auf den ersten Blick nicht so abgemagert aus, wie die in
der Vorwoche freigelassenen Männer.
Die Islamisten hatten bereits bei den vorherigen Geiselfreilassungen
versucht, sich trotz aller Zerstörungen während des Gaza-Kriegs als
unbesiegt und militärisch handlungsfähig zu präsentieren. Ein Kriegsziel
Israels war und ist es, die Hamas komplett zu zerschlagen.
## Ein Israeli wurde in Abwesenheit Vater
Präsident Herzog [1][schrieb auf X], der freigelassene Sagui Dekel-Chen
(36) werde nun seine während seiner Geiselhaft geborene Tochter
kennenlernen. Israelischen Medien zufolge reagierte der Mann bereits
freudig auf die Nachricht, dass er eine dritte Tochter bekommen habe. Auf
die Frage nach seinem Gesundheitszustand habe er geantwortet: Es gehe ihm
gut, er habe eine Tochter. Israelische Medien verbreiteten ein Foto, dass
ihn lächelnd beim Wiedersehen mit seiner Frau zeigt.
Während Iair Horn freigelassen wurde, bleibt sein jüngerer Bruder in
Hamas-Gefangenschaft. Der 46-Jährige habe die Hälfte seines Gewichts
verloren, sagten Angehörige Medien zufolge.
Frei kam zudem Alexander (Sascha) Trufanov, der auch einen russischen Pass
besitzt. Bei dem Terrorüberfall wurde sein Vater getötet. Seine Angehörigen
wissen eigenen Angaben zufolge nicht, ob Trufanov dies klar ist. Der
Palästinensische Islamische Dschihad veröffentlichte mehrere Videos des
29-Jährigen, zuletzt kurz vor seiner Freilassung.
Die drei wurden nach ihrer Freilassung zunächst in eine Armeeeinrichtung in
Südisrael gebracht und dort untersucht. Anschließen wurden sie in
Krankenhäuser geflogen. Dort sollen sie demnach weitere Angehörige treffen.
Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten bei ihrem
Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 rund 1.200 Menschen getötet und mehr
als 250 Israelis als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Der Überfall
war der Auslöser des Kriegs in dem abgeriegelten Küstengebiet, wo seither
laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 48.200
Menschen getötet wurden. Die Zahl unterscheidet nicht zwischen Zivilisten
und Kämpfern.
## Auch palästinensische Häftlinge kommen frei
Israel begann nach der Freilassung der drei Geiseln damit, palästinensische
Häftlinge aus Gefängnissen zu entlassen. Ein Kleinbus mit Insassen aus dem
israelischen Ofer-Gefängnis im Westjordanland erreichte Ramallah, meldeten
israelische und palästinensische Medien. Dort wurden sie demnach von
Hunderten Menschen jubelnd begrüßt
Insgesamt sollten im Gegenzug für die drei israelischen Männer 369
inhaftierte Palästinenser freikommen – darunter 333 Personen, die im
Gazastreifen nach dem 7. Oktober festgenommen wurden, sowie 36 zu
lebenslangen Haftstrafen verurteilte Palästinenser aus dem Westjordanland
und aus Ost-Jerusalem. Mehrere werden aufgrund ihrer schweren Straftaten im
Rahmen des Abkommens ins Ausland gebracht.
Israelische Medien meldeten, Hunderte der freikommenden Palästinenser
hätten auf Anordnung Israels Pullover mit einem Davidstern und der
arabischen Aufschrift „Wir vergessen nicht, wir vergeben nicht“ tragen
müssen. Dies sei offenbar eine Reaktion auf [2][die Inszenierungen der
Islamisten rund um die Geiselfreilassungen im Gazastreifen], schrieb die
Zeitung Times of Israel.
## Waffenruhe stand auf der Kippe
Die Hamas hatte die nun erfolgte Freilassung zunächst auf unbestimmte Zeit
verschoben. Israel drohte daraufhin mit einem Neubeginn des Kriegs, und
US-Präsident Donald Trump stellte den Islamisten ein Ultimatum, um die
Freilassung aller verbliebenen Geiseln zu erzwingen. Die
Islamistenorganisation lenkte nach Vermittlungsgesprächen in Ägypten
schließlich ein. [3][Ein Scheitern der fragilen Waffenruhe konnte noch
einmal abgewendet werden].
## Nun noch 73 Geiseln im Gazastreifen – 37 am Leben
Seit Beginn der Waffenruhe im Gaza-Krieg am 19. Januar haben Islamisten im
Gazastreifen inzwischen in mehreren Runden 19 Geiseln im Rahmen des Deals
freigelassen. Zusätzlich kamen fünf aus Israel entführte Thailänder
unabhängig der Vereinbarung frei. 14 weitere Entführte, darunter acht Tote,
sollen in den kommenden zwei Wochen im Rahmen der ersten Phase des Deals
übergeben werden.
Insgesamt werden jetzt noch 73 Geiseln im Gazastreifen festgehalten,
darunter 36 Leichen. Weitere lebende Verschleppte sollen in einer zweiten
Phase des Deals freikommen. [4][Ob die zweite Phase tatsächlich umgesetzt,
ist derzeit aber völlig ungewiss].
15 Feb 2025
## LINKS
[1] https://x.com/Isaac_Herzog/status/1890690289276198956
[2] /Inszenierungen-der-Hamas/!6062006
[3] /Fragiler-Waffenstillstand-in-Nahost/!6066637
[4] /Proteste-in-Israel/!6065053
## TAGS
Gaza
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Palästina
Israel
Geiselnahme
Hamas
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Hamas
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
## ARTIKEL ZUM THEMA
US-Außenminister Rubio in Israel: Berichte über Misshandlung von Geiseln
In Israel fordern Protestierende die volle Umsetzung des Waffenruhe-Deals.
Rubio trifft ein. Medien berichten derweil von Misshandlungen der Geiseln.
Fragiler Waffenstillstand in Nahost: Die Zeit, die bleibt
Der Waffenstillstand im Nahen Osten kann jeden Moment zusammenbrechen. Die
Angehörigen der Hamas-Geiseln schwanken zwischen Hoffnung und Wut.
Trumps Plan für Gaza: „Aufregung und Verwirrung“ in Israels Regierung
Die Frist des US-Präsidenten für die Hamas setzt auch Israel unter Druck:
Wie soll eine erneute Militäraktion in Gaza aussehen? Und was passiert dann
mit den Geiseln?
Waffenexporte nach Israel: Deutschland liefert trotz brüchigem Waffenstillstand
Die scheidende Bundesregierung hat im Januar Rüstungsexporte für fast 2
Millionen Euro nach Israel genehmigt. Darunter Komponenten für
Landfahrzeuge.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.