# taz.de -- EU und USA gegen Paketflut aus China: Shein und Temu bald teurer? | |
> Brüssel und Washington knöpfen sich Ramschhändler wie Shein vor. Die | |
> Kommission schlägt vor, Zollbefreiung für teils gefälschte Waren zu | |
> streichen. | |
Bild: EU plant Gebühren für Schnäppchen aus China von Temu und Shein | |
Brüssel taz | Die EU und die USA gehen massiv gegen Onlinehändler aus China | |
vor. Die Europäer knöpfen sich vor allem den chinesischen Online-Shop Shein | |
vor. [1][Die EU-Kommission kündigte am Mittwoch eine eingehende | |
Untersuchung gegen die auch in Europa beliebten Billigplattformen an.] Die | |
Initiative richtet sich aber auch gegen [2][Onlinehändler wie Temu oder | |
Ali-Express]. Derweil kündigte die US-Post sogar an, vorübergehend keine | |
Pakete mehr aus China und Hongkong befördern zu wollen. | |
Beide Aktionen seien nicht abgesprochen, erklärte Handelskommissar Maroš | |
Šefčovič in Brüssel. „Wir arbeiten regelbasiert“, betonte er. Es sei | |
„reiner Zufall“, dass die EU und die USA gleichzeitig zuschlügen. Aus | |
seiner Sicht sei aber Eile geboten. | |
Es gelte, die Verbraucher und die Umwelt vor einer Flut minderwertiger | |
Textilien und teilweise gefährlicher Produkte zu schützen. Der | |
EU-Kommission zufolge kamen im vergangenen Jahr 91 Prozent aller | |
E-Commerce-Importe mit einem Wert von bis zu 150 Euro aus China. Das | |
Volumen habe sich damit seit 2023 mehr als verdoppelt – von 1,9 Milliarden | |
auf 4,17 Milliarden Sendungen. Nun erwägt die EU, die Zollbefreiung für | |
Sendungen im Wert von bis zu 150 Euro zu streichen – und die Bestellungen | |
aus Fernost damit zu verteuern. | |
Entscheidungen sind aber noch nicht gefallen. Die Brüsseler Behörde legte | |
lediglich Empfehlungen vor, aber noch keine Gesetze. So sollen die | |
[3][nationalen Verbraucherschutzbehörden] in den 27 EU-Ländern gemeinsam | |
gegen Shein vorgehen. Onlinehändler sollen künftig kontrollieren, ob die | |
auf ihren Plattformen angebotenen Produkte legal sind und den | |
EU-Sicherheitsnormen entsprechen. Parallel dazu plant die EU-Kommission | |
Reformen im Zollrecht. | |
## Wachsende Beliebtheit auch in Deutschland | |
[4][Shein] ist ein Händler für Mode und Sportartikel, der in China | |
gegründet wurde und seinen Sitz heute in Singapur hat. Er gilt als eines | |
der größten Modeunternehmen der Welt. Plattformen wie Temu, Ali-Express | |
oder Shein erfreuen sich auch in Deutschland wachsender Beliebtheit. „Viele | |
dieser Importe verstoßen gegen europäische Gesetze, zum Beispiel aus den | |
Bereichen Produktsicherheit und Verbraucherschutz“, so das | |
Bundeswirtschaftsministerium. | |
Der [5][Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) kritisierte], die | |
Kommission gehe viel zu zögerlich vor. Statt erst beim Paketversand müsse | |
die EU bereits beim Verkauf ansetzen. „Bisher werden Anbieter nicht daran | |
gehindert, unsichere Produkte über Online-Marktplätze zu verkaufen“, sagte | |
VZBV-Handelsreferentin Stefanie Grunert. | |
Die 150-Euro-Grenze beim Zoll „muss jetzt so schnell wie möglich fallen“, | |
forderte der Chef des Handelsausschusses im Europaparlament, Bernd Lange | |
(SPD). Sie sei nicht mehr zeitgemäß. „Dadurch werden wir von Sendungen aus | |
Drittländern überflutet und der Zoll hat überhaupt nicht mehr die | |
Möglichkeit, entsprechend zu prüfen.“ | |
Wesentlich drastischer gehen derweil die USA gegen die Billigflut aus China | |
vor – und ziehen damit die Schrauben im Handelskonflikt mit China schärfer | |
an. So hat Präsident Donald Trump ein Schlupfloch für Sendungen geschlossen | |
und die sogenannte „De minimis“-Ausnahme von Einfuhrzöllen beendet, die | |
bislang zollfreie Lieferungen von Paketen mit geringem Wert aus der | |
Volksrepublik in die USA ermöglichte. | |
## Weiter Pakete aus China in den USA | |
Diese Regeln erlaubten es Onlinehändlern wie Temu und Shein, Pakete mit | |
einem Warenwert von weniger als 800 Dollar zollfrei in die Vereinigten | |
Staaten zu schicken. Trump hatte zudem vor wenigen Tagen Zölle in einer | |
Höhe von zehn Prozent gegen Waren aus China verhängt, die Volksrepublik | |
reagierte mit Gegenmaßnahmen. | |
Briefe und Päckchen aus China würden aber weiter transportiert, teilte die | |
US-Post (USPS) mit. USPS werde Zeit brauchen, um sich auf die neuen | |
Zoll-Regelungen einzustellen und über eine erneute Beförderung der Pakete | |
zu entscheiden, sagte Morningstar-Analystin Chelsey Tam. Internationale | |
Logistiker erklärten ebenfalls, sie transportierten weiter Pakete aus der | |
Volksrepublik in die USA. Fed-Ex teilte etwa mit, der Konzern liefere | |
weiter. Der Onlinehändler Amazon wollte sich nicht äußern. | |
Analysten gehen davon aus, dass sich die Sendungen von Temu oder Shein in | |
die USA durch das Vorgehen der US-Regierung verteuern werden. Es sei aber | |
nicht zu erwarten, dass dies die Zahl der Sendungen dramatisch drücken | |
werde. Die chinesischen Onlinehändler seien voraussichtlich auch unter den | |
neuen Regeln billiger als US-Handelsketten. | |
China reagierte empört. Diese US-Maßnahme sei „unsinnig“, sagte der | |
Sprecher des Außenministeriums in Peking, Lin Jian. „Wir fordern die USA | |
nachdrücklich auf, die Politisierung und Instrumentalisierung von Handels- | |
und Wirtschaftsfragen und die unsinnige Bestrafung chinesischer Unternehmen | |
zu unterlassen.“ | |
5 Feb 2025 | |
## LINKS | |
[1] https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/en/ip_25_410 | |
[2] /!6045461&s=temu&SuchRahmen=Print/ | |
[3] /Chinesische-Shopping-Plattform/!6010997 | |
[4] /Vorwuerfe-gegen-Temu/!6006316 | |
[5] https://www.vzbv.de/pressemitteilungen/vzbv-fordert-mehr-sorgfaltspflichten… | |
## AUTOREN | |
Eric Bonse | |
## TAGS | |
Onlinehandel | |
EU-Kommission | |
Donald Trump | |
Lieferdienste | |
China | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Zölle | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
US-Handelsstreit: Zölle gegen Mexiko treffen auch VW | |
US-Präsident Donald Trump droht der EU bislang nur mit neuen Zöllen. Doch | |
auch Zölle gegen Mexiko, Kanada und China könnten die deutsche Wirtschaft | |
treffen. | |
Zollchaos der USA: Trumps schnelle Rolle rückwärts | |
Die Reaktion der Finanzmärkte ließ Trump bei den Zöllen vorläufig | |
einknicken. Die EU steht nach wie vor im Visier seiner aggressiven | |
Handelspolitik. | |
Donald Trumps Zollpläne: Zölle gegen „illegale Einwanderung“ | |
Der designierte US-Präsident kündigt Zölle von 25 Prozent auf Importe aus | |
Kanada und Mexiko an. Chinesische Waren sollen noch teurer werden. |