# taz.de -- Waffenstillstand im Gazastreifen: Israel stimmt Abkommen endgültig… | |
> Nach dem Sicherheitskabinett hat sich auch die gesamte Regierung von | |
> Premier Netanjahu für den Deal mit der Hamas ausgesprochen. In der ersten | |
> Phase sollen 737 palästinensische Gefangene freikommen. | |
Bild: Beamte entfernen rechte Aktivisten, die am Freitag während einer Demo ge… | |
Jerusalem/Doha AFP/dpa | Der Deal steht: Nach dem grünen Licht des | |
israelischen Sicherheitskabinetts für das Abkommen mit der Hamas über | |
[1][eine Waffenruhe im Gazastreifen] hat die gesamte israelische Regierung | |
der Einigung zugestimmt. „Die Regierung hat den Plan zur Freilassung der | |
Geiseln gebilligt“, erklärte das Büro des israelischen Regierungschefs | |
Benjamin Netanjahu in der Nacht auf Samstag. | |
Nach Angaben des Vermittlers Katar soll die Waffenruhe am Sonntagmorgen um | |
8.30 Uhr (7.30 Uhr MEZ) im Gazastreifen in Kraft treten. Darauf hätten sich | |
die beiden Konfliktparteien und die Vermittler geeinigt, [2][schrieb der | |
Sprecher des katarischen Außenministeriums, Madschid al-Ansari, in einem | |
Post auf X]. In der ersten Phase der Einigung wird Israel laut | |
Justizministerium 737 Gefängnisinsassen freisetzen. | |
Die Einigung auf das Abkommen zwischen Israel und der radikalislamischen | |
Hamas nach 15 Monaten Krieg war am Mittwochabend verkündet worden. Die | |
Vereinbarung sieht vor, dass am Sonntag eine sechswöchige Waffenruhe im | |
Gazastreifen beginnt. [3][In dieser ersten Phase des Abkommens sollen | |
insgesamt 33 Geiseln freikommen]. | |
Im Gegenzug sollen palästinensische Gefangene freigelassen werden. Die | |
Regierung genehmige die Freilassung von 737 Insassen, „die sich im | |
Gewahrsam des Gefängnisdienstes befinden“, erklärte das israelische | |
Justizministerium am Samstag. Die Freilassung beginne nicht vor Sonntag 16 | |
Uhr (Ortszeit, 15 Uhr MEZ), hieß es weiter. | |
Die israelischen Behörden gehen davon aus, dass die 33 Geiseln am Leben | |
sind, eine Bestätigung der Hamas steht allerdings noch aus. Aus dem | |
Hamas-Umfeld hieß es, als Erstes sollten drei israelische Frauen | |
freigelassen werden. Das Rote Kreuz werde die ersten Geiseln | |
voraussichtlich am Sonntagabend gemeinsam mit ägyptischen und katarischen | |
Teams in Empfang nehmen. Sie würden dann nach Ägypten gebracht und dort der | |
israelischen Seite übergeben, die dann auch ihre medizinische Untersuchung | |
übernehme. | |
Ein israelischer Militärbeamter erklärte, dass in Kerem Schalom, Eres und | |
Reim Aufnahmestellen eingerichtet worden seien, wo die freigekommenen | |
Geiseln von Ärzten und Psychiatern betreut sollen, bevor sie per | |
Hubschrauber oder per Fahrzeug in israelische Krankenhäuser gebracht | |
werden. | |
Nachdem die ersten freigelassenen Geiseln nach Israel heimgekehrt seien, | |
werde die „Freilassung der ersten Gruppe palästinensischer Häftlinge, | |
darunter mehrere mit hohen Strafen, erwartet“, hieß es weiter. | |
Das israelische Justizministerium hatte zuvor eine Liste von 95 | |
palästinensischen Häftlingen veröffentlicht, die freigelassen werden | |
sollten, die Mehrheit von ihnen Frauen. Unter den Namen ist auch der von | |
Sakaria Subeidi, ehemaliger Anführer der Al-Aksa-Brigaden, dem militanten | |
Arm von Abbas' Fatah-Partei. | |
Der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahera News berichtete unter | |
Berufung auf eine informierte ägyptische Quelle, die Vermittlerstaaten | |
Ägypten, Katar und USA hätten sich auf „alle notwendigen Vorkehrungen zur | |
Umsetzung“ des Waffenruhe-Abkommens für den Gazastreifen geeinigt. Die zu | |
diesem Zweck am Freitag in Kairo abgehaltenen Gespräche seien „positiv“ | |
abgeschlossen worden. | |
Indes erklärte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, die Palästinensische | |
Autonomiebehörde habe „alle Vorbereitungen getroffen, um die volle | |
Verantwortung für den Gazastreifen zu übernehmen“. Dazu gehörten die | |
Rückkehr der Vertriebenen, die Bereitstellung grundlegender | |
Dienstleistungen, die Verwaltung der Grenzübergänge und der Wiederaufbau | |
des vom Krieg zerstörten Gebiets. | |
Voraussetzung für das Inkrafttreten des Abkommens war jedoch bisher noch | |
die Zustimmung des gesamten Kabinetts. Für den Fall einer Billigung hatte | |
der rechtsextreme Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir seinen Rücktritt | |
angekündigt. Auch der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich hatte | |
sich entschieden gegen das Waffenruhe-Abkommen gewandt. | |
## Olaf Scholz: Verständnis für israelische Vorbehalte | |
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte Verständnis für Vorbehalte in | |
Israel, sich auf die Vereinbarung mit der Hamas einzulassen – nun sei aber | |
„die Zeit für einen solchen Kompromiss gekommen“. In Berlin sagte Scholz, | |
die Bundesregierung verstehe, wie „schwierig und schmerzhaft“ für Israel | |
ein Abkommen mit der Hamas sei, die immer noch Israels Vernichtung | |
anstrebe. Es sei aber nun an der Zeit, diesen Kompromiss „Schritt für | |
Schritt konsequent“ umzusetzen. | |
Der Krieg im Gazastreifen war durch den Großangriff der Hamas und mit ihr | |
verbündeter Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Dabei | |
wurden israelischen Angaben zufolge 1210 Menschen getötet, 251 Geiseln | |
wurden in den Gazastreifen verschleppt. | |
94 der Geiseln sollen sich nach wie vor dort befinden, [4][34 von ihnen | |
sind laut der israelischen Armee bereits tot]. Unter den noch | |
festgehaltenen Geiseln befindet sich auch eine niedrige zweistellige Zahl | |
von Menschen mit Deutschland-Bezug, wie es aus dem Auswärtigen Amt hieß. | |
Israel ging seit dem Hamas-Überfall massiv militärisch im Gazastreifen vor. | |
Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten | |
Gesundheitsbehörde, die nicht unabhängig überprüft werden können, bislang | |
mehr als 46.800 Menschen getötet. | |
18 Jan 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Waffenstillstand-im-Gazastreifen/!6059551 | |
[2] https://x.com/majedalansari/status/1880514678587109616 | |
[3] /Deal-zwischen-Hamas-und-Israel/!6062898 | |
[4] /-Nachrichten-im-Nahost-Krieg-/!6061086 | |
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