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# taz.de -- Verdrängung in Berlin-Wedding: Pharmariese will Mieter rausschmei�…
> Zwei Wohnhäuser in Wedding sollen für einen Erweiterungsbau der Bayer AG
> rasch abgerissen werden. Die Kündigungen an die Mieter sind schon raus.
Bild: Die Häuser Tegeler Straße 6 und 7 könnten demnächst der Abrissbirne z…
Berlin taz | Der Pharmakonzern Bayer will Tabula rasa machen und mehrere
Mietshäuser an der Tegeler Straße in Wedding abreißen lassen. Das Areal
hatte Bayer-Vorgänger Schering in den 90er Jahren erworben, nun soll hier
ein „Life Science Campus“ errichtet werden. 23 Mietparteien und 14
Gewerbemieter sollen für die Erweiterung [1][des angrenzenden
Bayer-Standorts Müllerstraße] raus.
In der vergangenen Woche wurden die Mieter der Tegeler Straße 6 und 7 bei
einer Informationsveranstaltung darüber informiert, dass sie sich schon mal
nach neuen Wohnungen umsehen sollen, weil ihre Häuser in naher Zukunft
platt gemacht werden sollen. Nur einen Tag später fanden sie ihre
Kündigungen im Briefkasten.
Die Mieter sind schockiert. Viele wohnen seit über 20 Jahren in den
Altbauwohnungen aus dem 19. Jahrhundert. Kurz vor Weihnachten erhielten sie
sogar noch eine Mieterhöhung, die ab Februar gelten soll. Umso
unvorbereiteter traf sie jetzt die Ankündigung des baldigen Rauswurfs.
An der Ernsthaftigkeit der Bayer-Pläne dürfte kein Zweifel bestehen.
[2][Schon 2016] ließ der Konzern direkt nebenan ein Gebäude mit 20
Wohnungen abreißen. Der Plan war, dort ein Verwaltungsgebäude zu errichten.
Bis heute wurde es nicht gebaut.
## Bezirksamt: Kann man nichts machen
Wie die B.Z. berichtet, sei der Abriss der Häuser aus Sicht des Bezirksamts
Mitte nicht zu ändern. Da die Häuser im Baunutzungsplan von 1960 der
benachbarten Industriefläche zugeschlagen worden seien, würden sie
planungsrechtlich nicht als Wohngebäude gelten. Die Wohnungen seien somit
nicht schützenswert.
Kritik kommt von der SPD. „Die abrupte Kündigung der Mieter:innen durch
Bayer löst bei uns Unverständnis aus“, sagt die SPD-Abgeordnete Maja Lasić,
die in Wedding ihren Wahlkreis hat, zur taz. „Angesichts der noch nicht
fortgeschrittenen Verwaltungsprozesse ist absehbar, dass es noch eine ganze
Weile dauert, bis Bayer tatsächlich Bedarf hat.“
Deutlicher noch wird Martha Kleedörfer, die wohnungspolitische Sprecherin
der Linksfraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Mitte – und nimmt
dabei nicht zuletzt das Bezirksamt ins Visier. Das Bezirksamt müsse die
Mieter in Mitte schützen. „Stattdessen stellt es sich an die Seite eines
Multimilliardenkonzerns, dem die Zukunft der Mieter*innen völlig egal
ist. Das ist unterlassene Hilfeleistung“, sagt Kleedörfer.
Ob die Abrisspläne an der Tegeler Straße noch zu stoppen sind, ist freilich
offen. [3][Mittes SPD-Stadtentwicklungsstadtrat Ephraim Gothe] und seine
Parteifreundin Maja Lasić haben für Freitagnachmittag zu einem
Vor-Ort-Gespräch mit den Mietern eingeladen, um die weitere Lage zu
besprechen.
16 Jan 2025
## LINKS
[1] /Wiederholungswahl-in-Berlin/!5914402
[2] https://www.berliner-mieterverein.de/magazin/online/mm0924/mettmannkiez-bri…
[3] /Haus-der-Statistik-in-Berlin/!6058606
## AUTOREN
Raweel Nasir
## TAGS
Mietrecht
Schwerpunkt Bayer AG
Vermieter
Mietendeckel
Mieterschutz
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin
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