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# taz.de -- Radfahren gegen den Blues: Sich selbst zur Ruhe bringen
> Gegen schlechte Laune in schwierigen Zeiten empfiehlt unsere Kolumnistin:
> Radfahren. Täglich. Nebenbei rettet man damit ein klein wenig die Welt.
Bild: Plötzlich gute Aussichten: Berlin am Morgen, bevor sich der Nebel lichtet
Das neue Jahr wird stürmisch und läutet eine neue Epoche ein. Ereignisse,
die wir uns jetzt nicht einmal vorstellen können, werden eintreten. Das
habe ich nicht aus der taz. Obwohl man bei deren Lektüre ja auch
gelegentlich auf die Idee kommt, dass Dinge, die man nie für möglich
gehalten hätte, auf einmal Realität sind. Sowas wie die [1][Forderung einer
US-Norderweiterung] etwa.
Nein, die Umsturztendenzen des neuen Jahres habe ich mir in
Astrologiepodcasts erzählen lassen. Das ist so eine Jahresendangewohnheit
von mir: Altes Jahr Revue passieren lassen, Wohnung aufräumen, ins neue
Jahr reindenken und dabei Podcasts hören. Weil es in der Welt so stürmisch
werden soll, empfahlen die Podcaster, sich selbst zur Ruhe zu bringen.
Ruhe täte mir tatsächlich gut. Schließlich kommt man ja selbst im
Minikosmos Verkehrspolitik kaum hinterher. Ende November war ich noch auf
dem Mobilitätskongress der Bundestags-Grünen. Durch die Veranstaltung
führte deren Verkehrspolitischer Sprecher, Stefan Gelbhaar. Er meinte, der
Kongress sei zu einer Zeit geplant gewesen, als noch niemand etwas von den
Neuwahlen wusste. Er selbst wusste auf der Bühne stehend noch nicht, dass
die Neuwahlen ohne ihn stattfinden werden.
Die Grünen machten nach anonymen, teilweise via Alibis bereits widerlegten
Vorwürfen [2][kurzen Prozess mit Gelbhaar.] In meinem Umfeld grübelt jetzt
der ein und die andere beunruhigt, wen man im Februar eigentlich wählen
soll, wenn man sich Verkehrswende wünscht und zugleich mit so einer Form
von „Mensch bleiben“ nicht identifizieren kann.
## Vielleicht kommen wir der Verkehrswende dieses Jahr näher?
Wie [3][sich selbst zur Ruhe bringen,] wenn Züge Unpünktlichkeitsrekorde
einfahren und zugleich Fahrpreise erhöht werden, wenn Anwohnerparken
inflationsbereinigt immer billiger wird und die Law und Order Partei CDU
standhaft das Mobilitätsgesetz in Berlin nicht anwendet?
„Wenn du niedergeschlagen bist, wenn dir die Tage immer dunkler vorkommen,
wenn es dir fast sinnlos erscheint, überhaupt noch zu hoffen, dann setz
dich einfach aufs Fahrrad, um die Straße herunterzujagen, ohne Gedanken an
irgendetwas außer deinem wilden Ritt.“ Das schrieb Arthur Conan Doyle schon
lange vor der Erfindung von Astrologiepodcasts, Cancel Culture und CDU.
Am Wochenende habe ich es ausprobiert. Schlafen war eh nicht, also stieg
ich um 5.00 Uhr aufs Rad. Es war dunkel und kalt, die Luft klar, auf der
Spree reflektierte das Licht der Sterne, ein Vogel zwitscherte. Ich radelte
am Wasser entlang, dann kreuz und quer durch die Stadt.
Schließlich kam ich im noch immer dunklen Grunewald an, fuhr auf den
Drachenberg. Oben kreischten Krähen, Wind blies. Der Himmel wurde rot,
schließlich ging die Sonne auf. Es war wie im Film. Wie im kitschig schönen
Happy End eines Films. Und ich dachte: Vielleicht bringt dieses Jahr ja
auch Ereignisse zu Tage, die wir uns wirklich gar nicht vorstellen können:
einen großen Schritt zu einer echten Verkehrswende zum Beispiel. Bis dahin
empfehle ich: Radfahren. Täglich. Es hilft gegen den Blues. Und rettet
nebenbei ein klein wenig Welt.
17 Jan 2025
## LINKS
[1] /Trump-greift-nach-Groenland-und-Panama/!6057272
[2] /Vorwuerfe-gegen-Gruenen-Politiker-Gelbhaar/!6061070
[3] /Umdeuten-anstatt-aergern/!6050822
## AUTOREN
Kerstin Finkelstein
## TAGS
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