# taz.de -- Neue KI aus China: Stargates Schrecken | |
> Ein neuer, angeblich billiger Chatbot verunsichert die US-Wirtschaft. | |
> DeepSeek-R1 kommt aus China und bringt Leistung, aber auch Zensur mit | |
> sich. | |
Bild: Auf dem Tian’anmen-Platz in Peking. Über die gewaltsame Niederschlagun… | |
Das bislang kaum bekannte chinesische Unternehmen DeepSeek jagte am Montag | |
einen Schock durch die Technik-Welt: Kurz nach der Veröffentlichung ihrer | |
Künstlichen Intelligenz DeepSeek-R1 zog diese in verschiedenen Tests mit | |
bekannteren Modellen gleich, und das, obwohl das Unternehmen laut eigenen | |
Angaben in die Entwicklung des Chatbots nur 5,6 Millionen US-Dollar | |
investiert hat. Der Börsenwert einiger Chiphersteller brach daraufhin ein. | |
[1][Nur eine Woche zuvor hatte der frisch wieder vereidigte US-Präsident | |
Donald Trump das Projekt „Stargate“ angekündigt.] Unter diesem Namen sollen | |
ganze 500 Milliarden Dollar in KI-Rechenzentren investiert werden. Getragen | |
wird das Projekt vom KI-Entwickler OpenAI, dem Soft- und | |
Hardware-Hersteller Oracle und dem japanischen Softbank-Konzern. Auch der | |
staatliche KI-Fonds MGX aus Abu Dhabi gehört zu den Gründungsinvestoren. | |
Dass ein Unternehmen, das nur geringe Millionenbeträge für die Entwicklung | |
einer KI ausgegeben haben soll, mit der Konkurrenz mithalten kann, weckt | |
Zweifel an den absurd hohen Summen, mit denen KI-Projekte gerade beziffert | |
werden. Den Milliarden-Ausgaben von [2][OpenAI], Microsoft, Meta und Oracle | |
steht nun ein vergleichsweise winziges Gesamtbudget für die Entwicklung von | |
DeepSeek gegenüber. | |
Die Aktie des Chipherstellers Nvidia verlor am Montag prompt rund 18 | |
Prozent ihres Wertes an den Märkten, mit 589 Milliarden Dollar der größte | |
Tagesverlust der Börsengeschichte. Den Hochleistungs-Chips des | |
kalifornischen Unternehmens war bislang eine Schlüsselrolle beim Anlernen | |
von KI-Systemen zugeschrieben worden, weswegen für sie strenge | |
Exportbeschränkungen gelten. | |
## Das Modell arbeitet mit „Gedankenketten“ | |
Diese könnten allerdings einen gegenteiligen Effekt erzielt haben. Ohne die | |
Hochleistungschips griff DeepSeek beim Anlernen des Modells auf einen | |
anderen, synthetischeren Ansatz zurück, als es andere Unternehmen tun: Die | |
Entwickler verzichteten laut DeepSeek vollständig darauf, Zwischenschritte | |
vorzugeben oder diese menschlich zu überprüfen. Stattdessen brachte sich | |
die „emergente“ KI während des Trainings selbst bei, ihre eigenen Antworten | |
zu bewerten. Infolgedessen zeigt das Modell beim Lösen von Aufgaben | |
„Gedankenketten“: Es arbeitet langsamer und mit mehr Zwischenschritten als | |
andere Modelle, zeigt Nutzer:innen Lösungswege und kann sich | |
eigenständig korrigieren. | |
Das lässt sie besonders bei Rechen- und Coding-Aufgaben gut abschneiden und | |
könnte neue Anwendungsbereiche erschließen. Gleichzeitig birgt der neue | |
Ansatz Risiken: Einerseits scheint die KI durch die gut nachvollziehbaren | |
Lösungsschritte transparenter. Andererseits erhöht das Fehlen menschlicher | |
Vorgaben schon während des Trainings das Risiko, eine „täuschende“ KI zu | |
entwickeln, die im Hintergrund anders agiert, als sie es vordergründig | |
zeigt. Auch deshalb könnte das Unternehmen sich entschieden haben, den Code | |
des Modells offenzulegen. So können Forscher:innen und Nutzer:innen | |
das Modell untersuchen und gegebenenfalls kopieren. Diesen Ansatz verfolgt | |
etwa auch [3][Mark Zuckerbergs Meta]. | |
Die Trainingsdaten, auf denen das Modell aufbaut, veröffentlichte DeepSeek | |
allerdings nicht. Gerade über diese Trainingsdaten können aber Vorurteile | |
und Voreingenommenheiten in ein Modell eingebaut werden, beispielsweise | |
wenn diese der Zensur unterliegen. Auch direkt scheinen die Antworten der | |
KI von der chinesischen Zensur betroffen zu sein: Nutzer:innen teilten | |
Beiträge, in denen sich die KI Antworten verweigerte, so etwa bei | |
Nachfragen zum Tian’anmen-Massaker oder zum chinesischen Präsidenten XI | |
Jinping. Der taz antwortete DeepSeek auf eine Frage zur Unabhängigkeit | |
Taiwans mit einem Hinweis auf die Ein-China-Politik Chinas: „Taiwan ist | |
seit der Antike ein unveräußerlicher Teil Chinas.“ | |
28 Jan 2025 | |
## LINKS | |
[1] /USA-investieren-in-KI/!6060153 | |
[2] /Chaos-bei-OpenAI/!5972516 | |
[3] /Ende-der-Faktenchecks-bei-Meta-Diensten/!6057296 | |
## AUTOREN | |
Raoul Spada | |
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