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# taz.de -- Ende der Eiszeit: Indien und China wagen einen diplomatischen Neust…
> In Peking vereinbart ein hoher indischer Diplomat die überfällige
> Wiederaufnahme von Direktflügen zwischen beiden Ländern.
Bild: Der See Manasarovar in Tibet, Ziel indischer Pilger
Mumbai taz | Seit fast fünf Jahren ist der direkte Flugverkehr zwischen den
beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Welt ausgesetzt. Das zeigt, wie
schlecht die Beziehungen zwischen Indien und China sind. Der Grund ist
nicht nur eine Folge der Coronapandemie, sondern auch ein tödlicher
Grenzkonflikt im Juni 2020. Dabei starben im Galwantal im Himalaja bei
einem großen Handgemenge unbewaffnete Soldaten beider Seiten an der
umstrittenen Grenze. Chinesische Soldaten waren nach indischer Lesart auf
Indiens Gebiet vorgedrungen. Der Vorfall erschütterte Indiens
Öffentlichkeit und führte zur diplomatischen Eiszeit zwischen den
rivalisierenden Atommächten.
Doch damit könnte es jetzt vorbei sein. Indiens Außenstaatssekretär Vikram
Misri reiste am Sonntag zu einem zweitägigen Besuch in die Volksrepublik.
Bei den Gesprächen ging es neben der Wiederaufnahme von Direktflügen auch
um Reisen indischer Pilger zum See Manasarovar in Tibet ab dem Sommer. Auch
einigten sich beide Seiten auf einen leichteren gegenseitigen Zugang für
Journalist:innen.
„Indien ist bereit, mit China zusammenzuarbeiten, gemeinsam den 75.
Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu begehen, und China in
seiner Rolle als rotierender Vorsitzender der [1][Schanghaier Organisation
für Zusammenarbeit] voll zu unterstützen“, sagte Misri. Er war früher
Indiens China-Botschafter.
Auch der Dialog über grenzüberschreitende Flüsse und der Austausch
hydrologischer Daten, den China jahrelang ausgesetzt habe, solle wieder
aufgenommen werden, hieß es. In Chinas autonomen Gebiet Tibet entspringen
mehrere große Flüsse, die nach Indien fließen.
## Chinas Außenminister: „Entgegenkommen statt Misstrauen“
Chinas Außenminister Wang Yi forderte ein Ende des „gegenseitigen
Misstrauens und der Entfremdung“. Beide Staaten sollten „die Gelegenheit
ergreifen, einander auf halbem Weg entgegenkommen […], statt einander zu
misstrauen, sich zu entfremden“, so Wang.
Eine erste Annäherung hatte es schon in den letzten Monaten gegeben: Etwa
am Rande des [2][Brics-Gipfels in Russland] im Oktober, wo sich Indiens
Premier Narendra Modi mit Chinas Staatschef Xi Jinping erstmals seit fünf
Jahren traf. Dem voraus gingen mehrere Verhandlungsrunden zwischen Militärs
und Diplomaten über den Grenzstreit im Himalaja.
Für Indien scheint die Normalisierung der Beziehungen trotz bestehender
Vorbehalte ein pragmatischer Schritt zu sein. Seit Sommer 2020 hat Indien
etwa 400 Apps mit Verbindungen zu China gesperrt. Auch braucht es eine
staatliche Genehmigung für [3][chinesische Direktinvestitionen]. Doch China
bleibt ein unverzichtbarer Handelspartner.
Die Entspannung wird allerdings durch Pekings Ankündigung vom Dezember
getrübt, in Tibet den Megastaudamm Zangmu bauen zu wollen. Der Fluss
Yarlung Tsangpo, der dort entspringt und als Brahmaputra durch Indien
fließt, ist für den Subkontinent nicht nur als Wasserquelle, sondern auch
geopolitisch wichtig.
28 Jan 2025
## LINKS
[1] /Buendnis-fuer-Zusammenarbeit/!6043244
[2] /Brics-Gipfel-in-Russland/!6041439
[3] https://economictimes.indiatimes.com/news/economy/policy/as-of-now-no-chang…
## AUTOREN
Natalie Mayroth
## TAGS
Indien
China
Grenzkonflikt
Narendra Modi
Xi Jinping
Tibet
Schwerpunkt Klimawandel
Indien
Kolumne Fernsicht
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