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# taz.de -- Streit zwischen USA und Dänemark: Auf Augenhöhe mit Grönland
> Dänemarks Premier Mette Frederiksen sucht Unterstützung gegen Trumps
> Grönland-Ansprüche. Die dänische Regierung will Zusammenhalt vermitteln.
Bild: Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen (l) und NATO-Generalsekret…
Härnösand taz | Dänemark tut, was es kann, um sich und Grönland aus der
außenpolitischen Krise zu befreien. Donald Trump hält sie mit seinen
[1][fleißig geäußerten Ansprüchen] auf die offiziell zu Dänemark gehörende
Insel am Laufen. „Wir sind nicht alleine.“ Sich dessen zu vergewissern und
es zugleich nach außen zu zeigen, ist derzeit die Strategie der dänischen
Regierung – nicht zuletzt als Botschaft an die USA. In diesem Sinne nun war
[2][Ministerpräsidentin Mette Frederiksen] am Dienstag auf kleiner
Europatour, mit den Stopps Berlin, Paris und Brüssel.
Schon um halb neun am Morgen saß Frederiksen mit Bundeskanzler Olaf Scholz
zusammen. Bei der vorangegangenen gemeinsamen Pressekonferenz erwähnte die
dänische Regierungschefin weder Trump noch Grönland direkt. Sie sagte: „Wir
stehen einer unsicheren Wirklichkeit gegenüber, die verlangt, dass Europa
zusammenhält.“ Ein stärkeres Europa sei nötig, das seine Interessen
verteidigen könne.
Scholz’ Statement war kaum weniger verklausuliert: „Grenzen dürfen nicht
mit Gewalt verschoben werden“, sagte er, und schob auf Englisch „To whom it
may concern“ (An die, die das betrifft) hinterher. Vor allem dieser
Halbsatz wird von dänischen Medien als Zeichen der vollen deutschen
Unterstützung für Dänemark bewertet.
Ähnlich hatte es am Tag davor beim dänischen Außenminister Lars Løkke
Rasmussen geklungen, der in Brüssel auf seine EU-Amtskollegen traf: „An
Grenzen zu kratzen, das ist eine rote Linie. Das ist eine völlig klar
europäische Position“, sagte er nach dem Treffen. Er habe keine Zweifel,
dass Dänemark die volle europäische Unterstützung habe.
## Dänische Ministerpräsidentin spricht mit Macron und Rutte
Frederiksen hatte ihre Treffen mit Verbündeten am Sonntag mit Staats- und
Regierungschefs der nordischen Nachbarn begonnen – inklusive privatem
Abendessen bei ihr Zuhause. Auch von diesem Treffen ging anschließend das
Signal aus, zu lesen auf Frederiksens Facebook-Seite: „Wir dürfen nicht
vergessen, dass Dänemark nicht alleine ist.“ Am Dienstag dann traf sie nach
Scholz den französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron und später
Nato-Generalsekretär Mark Rutte.
In dänischen Medien wird die Krise das „großpolitische Dreiecksdrama
zwischen Grönland, Dänemark und den USA“ genannt – und es ist ein
vielschichtiges Drama für Dänemark. Es reicht nicht, Verbündete um sich zu
scharen, wenn einer davon plötzlich alle eingeübten Spielregeln aufkündigt
und Landesgrenzen bedroht. So berichtete die New York Times gerade von
bislang unüblichen dänischen Versuchen, in Washington Verbindungen zu
Lobbyisten aufzubauen, die einen guten Draht zur Trump-Regierung haben –
dem Bericht zufolge bislang ohne nennenswerten Erfolg.
Eine weitere Ebene, auf der Kopenhagen Handlungsbedarf sieht, ist offenbar
das eigene Verhältnis zu Grönland. Die Regierung schickt Signale, die von
der Absicht zeugen, der ehemaligen Kolonie endlich auf wirklicher Augenhöhe
zu begegnen. So wurde am Montagabend eine Pressemitteilung, die Grönland
betrifft, erstmals auch auf Grönländisch herausgegeben.
Es ging darin um eine weitere Handlungsebene im Drama: Der dänische
Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen und die grönländische
Unabhängigkeits- und Außenministerin Vivian Motzfeldt präsentierten
gemeinsam einen Plan für die militärische Aufrüstung auf Grönland. Die vier
rund um Grönland stationierten dänischen Militärschiffe sollen durch drei
neue ersetzt werden.
## Regierungschef: „Wollen keine Amerikaner sein“
Zudem sollen weitere Langstreckendrohnen und Satelliten die militärische
Präsenz in der Arktis und im Nordatlantik verstärken. Motzfeldt kündigte
zudem an, dass künftig mehr grönländische Kandidaten für die
Schlittenpatrouille Sirus, eine militärische Spezialeinheit, gesucht werden
sollen.
Experten in Dänemark erwarten allerdings nicht, dass diese Maßnahmen einen
Einfluss auf Trumps Gebaren haben werden, auch wenn er seine Ansprüche mit
dem Ziel militärischer Sicherheit begründet. Zuletzt hatte er am Wochenende
seine Ansprüche auf die strategisch wichtige, rohstoffreiche Insel
bekräftigt: „Ich glaube, wir werden Grönland bekommen, weil es wirklich mit
der Freiheit der Welt zu tun hat“, sagte er.
Grönlands Regierung kommentierte dies zunächst nicht erneut – sie hatte
erst vergangene Woche in einer Pressekonferenz wiederholt, was sie von
Anfang an gesagt hatte: Grönland sei nicht zu verkaufen. „Wir sind
Grönländer, wir wollen nicht Amerikaner sein, und wir wollen nicht Dänen
sein. Die Zukunft Grönlands wird in Grönland entschieden“, sagte
Regierungschef Múte Bourup Egede am Donnerstag. Er betonte aber das
Interesse seines Landes an einer starken Zusammenarbeit mit den USA – und
stellte zugleich klar, dass Grönland nicht beabsichtigt, [3][die Verbindung
zu Dänemark zu kappen].
28 Jan 2025
## LINKS
[1] /Pressekonferenz-in-Mar-a-Lago/!6060954
[2] /Angriff-auf-daenische-Ministerpraesidentin/!6015830
[3] /Daenemark-Groenland-und-Faeroeer/!6057076
## AUTOREN
Anne Diekhoff
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