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# taz.de -- Bremer Theater-Intendant gestorben: Der Tod von Michael Börgerding…
> Ein Theatermann der das Rampenlicht mied: Michael Börgerdings Superkraft
> war es, Talente zu erkennen und ihrer künstlerischen Arbeit Räume zu
> geben.
Bild: Michael Börgerding. Der Generalintendant des Bremer Theaters ist am 12. …
Michael Börgerding, Generalintendant am Theater Bremen, ist am Sonntag
gestorben. Wie traurig diese Nachricht ist, lässt sich anhand der spröden
Fakten nicht so recht ermessen. Börgerding, obschon absolut ein
Theatermann, hatte wenig bis gar keine Freude daran, [1][im Rampenlicht zu
stehen]. Ja, sogar Regie zu führen war, bis auf ein paar sporadische
Arbeiten Ende des vergangenen Jahrhunderts in Göttingen, seine Sache nicht.
Börgerding, 1960 im niedersächsischen Lohne geboren, arbeitete hinter den
Kulissen der Kulissen. Als Dramaturg war er am Staatstheater Hannover und
am Thalia in Hamburg erfolgreich gewesen. Dass er außerhalb der Fachwelt
nur wenig bekannt blieb, scheint ihm gerade recht gewesen zu sein. Selbst
demjenigen Publikum war sein Name kaum ein Begriff, das von seiner Arbeit
am meisten profitiert hat.
Das war seit 2012 das von Bremen und hätte es bis mindestens 2027 bleiben
sollen: Dort nämlich hatte der bisherige Direktor der Hamburger
Theaterakademie damals den Posten des Generalintendanten übernommen, obwohl
der pompöse Titel und die autokratische Funktion so gar nicht zu ihm
passten.
## Vor Börgerding die Sintflut
Vor Börgerding war sozusagen die Sintflut gewesen: Ein selbstherrlicher
Vorgänger hatte das Traditionshaus mit Starkult, goldfarbenen
Programmheften und Porsche als Kooperationspartner so richtig in die Grütze
geritten. [2][Ein vierköpfiges Leitungsteam hatte es dann gerettet].
Aber auch die Kulturverwaltung bevorzugt klare Hierarchien und
Verantwortlichkeiten, also einen Intendanten. Börgerding war die
Idealbesetzung, weil seine Vorstellung von Theater das Gegenteil der
Glamour-Kultur seines Vorgängers war.
Glanz war darin etwas, das durchaus mal entstehen kann, aber eben nur als
eine Art Abfall- oder Nebenprodukt. Kann man sich drüber freuen, ist aber
nicht der Kern: Börgerdings Theater ist – und das sollte ihn überleben! –
ein Raum fürs Erproben und Versinnlichen von Gedanken. Ein Labor also eher,
[3][in dem die Stadtgesellschaft reflektieren und zum Dialog finden kann].
Etwa darüber, wie sich Inklusion leben lässt: Das Festival „Mittenmang“ a…
schönste Frucht von Börgerdings Wirken in Bremen bereitet Tanz-,
Schauspiel- und Performance-Gruppen eine Bühne, die sich aus
gleichberechtigten Akteur*innen mit und ohne Behinderung zusammensetzen.
Auch hat sich das Theater Bremen an die Randlagen der Stadt bewegt, in
verrufene, finanzschwache Ortsteile – und spätestens seit den
Covid-verkorksten Spielzeiten auch mit der Rückeroberung des fast
durchkommerzialisierten [4][öffentlichen Raums] der City begonnen.
Das funktioniert nur mit jemandem, der die monarchische Rolle des
Intendanten mit milder Ironie annimmt. Und nur dank Neugier auf die
Menschen, mit denen er zu tun hat: Börgerdings Superkraft war, Leute zu
fördern und zu entdecken, an das Talent anderer zu glauben und ihnen
Spielräume zuzusichern.
Oder andere, die längst auf Leitungskarrieren zurückblicken können,
gleichsam zu resozialisieren, sprich: sie vom Verwalten zu erlösen, damit
sie sich wieder aufs Gestalten konzentrieren können. Auf diese Weise hat er
an Bremen trotz miserabler finanzieller Bedingungen große Namen gebunden –
[5][und noch vielen mehr dabei geholfen], es zu [6][werden].
13 Jan 2025
## LINKS
[1] /Theater-macht-Muehe/!5062750
[2] /Neuanfang-mit-jungen-Maennern/!5095601
[3] https://tuttle.taz.de/!5479667&s=Michael+B%C3%B6rgerding&SuchRahmen…
[4] /Theater-Chef-ueber-die-Zeit-nach-Corona/!5776125
[5] /Neuanfang-mit-jungen-Maennern/!5095601
[6] /Chorleiterin-Meregaglia-ueber-Theaterpreis/!5512267
## AUTOREN
Benno Schirrmeister
## TAGS
Intendant
Thalia-Theater
Theater Bremen
Nachruf
Theater Bremen
Theater Bremen
Solidarität
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