# taz.de -- Rechtsextreme in der Kampfsport-Szene: Training für den Straßenka… | |
> Der Veranstalter „Hamburg Underground Fights“ hat den rechten Schläger | |
> Lasse Richei vom nächsten Kampf ausgeschlossen. Aber Richei ist kein | |
> Einzelfall. | |
Bild: Kampfsport im Ring: Mitunter sind hier auch Sportler aus der rechten Szen… | |
Eigentlich sollte Lasse Richei, ein in der rechtsextremen Szene bekannter | |
Kampfsportler, kommende Woche im Docks auf der Hamburger Reeperbahn in den | |
Ring steigen. Er war als Teilnehmer an der „Redligth Fightnight“ | |
angekündigt, die von den „Hamburg Underground Fights“ (H.U.F.) veranstaltet | |
wird. Doch diese Ankündigung war [1][antifaschistisch Engagierten] | |
aufgefallen und sie wandten sich an den Veranstalter. Nun darf Richei nicht | |
kämpfen. | |
„Die eingegangenen und überprüften Hinweise auf seine politischen | |
Aktivitäten haben sich verdichtet, sie stehen unseren Werten konträr | |
entgegen“, sagte Jan Hendrik Piep der taz. Der kaufmännische Leiter der | |
H.U.F. Unternehmergesellschaft versichert, man sei „eine bunte Truppe, die | |
Amateuren eine Bühne für den Kampfsport an besonderen Orten bietet“. | |
In der rechtsextremen Szene ist Richei kein Nobody. Seit Jahren fällt er in | |
Braunschweig immer wieder mit einschlägigen Anfeindungen und Angriffen auf. | |
Früh reihte er sich bei der ehemaligen NPD-Jugendorganisation „Junge | |
Nationaldemokraten“ ein, die seit 2018 „Junge Nationalisten“ heißt. | |
Das Amtsgericht Braunschweig verurteilte Richei 2019 zu einer Woche | |
Dauerarrest und 60 Arbeitsstunden, da er einem Türsteher das Handgelenk | |
gebrochen hatte. Der Türsteher hatte mitbekommen, dass Richei mit | |
Gesinnungskameraden plante, antifaschistische Kneipengäste anzugreifen, und | |
war eingeschritten. | |
## Massive Drohungen gegen Aktivisten | |
Seit 2015 ist Richei Kampfsportler, war bei der Gruppe „Adrenalin | |
Braunschweig“ aktiv, die sich später aufgelöst hat. Die Kämpfer blieben | |
aber in der rechten Szene. Im Juni 2019 klebten [2][Aufkleber von | |
„Adrenalin Braunschweig“ mit der Aufschrift „Wir töten dich! Janzen“ a… | |
Wohnungstür] der Familie von David Janzen, dem ehemaligen Sprecher des | |
[3][Bündnisses gegen Rechts in Braunschweig]. | |
Wenige Tage zuvor hatte Richei in einem Instagram-Video in Anspielung an | |
den Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke [4][gedroht: | |
„Heute Walter, morgen Janzen“]. Auf ihrer Facebook-Seite dokumentierten | |
Kampfsportler von „Adrenalin Braunschweig“ ihr militantes Auftreten – mal | |
vermummt, mal nicht. Bei den rechten Ausschreitungen Ende August 2018 in | |
Chemnitz war Richei in der ersten Reihe dabei. | |
Richei darf also bei der „Redlight Fightnight“ in Hamburg nicht antreten, | |
aber es soll noch ein weiterer Kämpfer der Teilnehmerliste der | |
rechtsextremen Szene nahestehen. „Die Vorhaltungen sind uns bekannt“, sagt | |
Piep. Bisher hätten sich die Hinweise aber nicht verdichtet, daher noch | |
keine Absage. | |
## Fließende Grenzen in der Kampfsportszene | |
Es ist keine Seltenheit, dass bei Veranstaltungen wie der „Redlight | |
Fightnight“ Kampfsportler aus der rechtsextremen Szene, dem Rotlichtmilieu | |
und aus dem Hooligan- oder Rocker-Spektrum aufeinandertreffen. „Die Grenzen | |
sind hier oft fließend“, sagt Robert Claus, Rechtsextremismusexperte mit | |
Schwerpunkt Sport. | |
„Frontière – Respect of the Street“ gehört in Deutschland zu den | |
[5][größeren Playern in diesem Undergroundmilieu]. Sie spielen mit dem | |
Namen darauf an, dass bei ihnen die wirklich Harten kämpfen, so Claus. Und | |
die Ergänzung deute die Nähe zu „King of the Streets“ (KOTS) in Schweden | |
an. Bei den Kämpfen von KOTS gelten nämlich fast keine Regeln, sie kommen | |
also Straßenkämpfen am nächsten. Und seit Jahren trainieren Rechtsextreme | |
vor allem Disziplinen, die sie auch auf der Straße nutzen könnten. „Die | |
Teilnehmer können in solchen Kämpfen ihr Härte-Ideal am besten beweisen“, | |
sagt Claus. | |
Er begrüßt, dass sich die Veranstalter der „Redlight Fightnight“ nun von | |
Lasse Richei distanzieren und ihn ausgeladen haben. Hendrik Piep von | |
„Hamburg Underground Fights“ versichert: „Wir bleiben unpolitisch.“ | |
14 Jan 2025 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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