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# taz.de -- Lebensstandard von Geflüchteten: Die Söder-Statistik
> Wie kommt Markus Söder zu seiner Einschätzung des Lebensstandards von
> Geflüchteten in Deutschland? Ganz einfach: Indem er vor Ort nachschaut.
Bild: Ach wäre es doch nicht Realität sondern nur ein Traum: Markus Söder-Se…
Als ich nach Hause komme, sehe ich meine Frau in der Küche irgendetwas
brutzeln. Ein riesengroßes, blutiges Fleischstück liegt dick und fett in
der Pfanne. „Eminanim, was ist denn das? Das ist doch niemals mein
geliebtes Köfte“, rufe ich neugierig. „Nein. Das ist ein leckeres
Schweineschnitzel“, antwortet sie – mit Dreitagebart! Mit Dreitagebart?!
„Du bist niemals Eminanim. So hässlich ist meine Frau auch wieder nicht“,
brülle ich schockiert. „Nein. Ich bin nicht deine Eminanim. Ich bin Markus.
Genauer gesagt: Markus Thomas Theodor Söder! Aber wir sind trotzdem
verheiratet“, meint er locker und wendet das riesige Fleischstück.
„Ist denn Zwangsheirat in Deutschland nicht verboten? Übrigens, was machen
Sie denn hier? Müssen Sie nicht irgendwelche Flüchtlinge abschieben?“
„Gutes Stichwort. Vorher will ich das süße Leben des gemeinen Flüchtlings
auf Staatskosten erforschen.“
„Wie bitte? Ein Markus Söder will das Leben der Flüchtlinge erforschen?
Dann bin ich beruhigt. Das kann wirklich nur ein böser Alptraum sein!“
„Nein. Genauer gesagt, die Probleme, die die Flüchtlinge unserem Land
bereiten, will ich öffentlich beweisen. Jetzt sehe ich mit eigenen Augen,
wie die syrischen Flüchtlinge bei uns leben: Die leben in Saus und Braus.
Essen jeden Tag leckere Schweinekoteletts.“
„Die Schweinekoteletts haben Sie doch selber mitgebracht. Sehr einfühlsam,
wenn man gedenkt, eine syrische Familie zu besuchen. Und was ist mit
[1][Söder-Döner], womit Sie seit Monaten auf Stimmenfang sind? Außerdem bin
ich Türke.“
„Ob Syrer oder Türke. Flüchtling ist Flüchtling“, meint er und zückt ein
kleines Heftchen heraus und notiert: „Der Flüchtling an sich hat einen
Ford-Transit und einen BMW mit Fahrer vor der Tür stehen.“
„Dieser Dienstwagen gehört mir nicht“, protestiere ich. Er macht ungerührt
weiter:
„Und er hat zwei Fernseher, isst leckere Schweinekoteletts und spricht mit
seinen Kindern Arabisch. Ich sag ja immer: Die Flüchtlinge wollen sich
nicht integrieren!“
„Doch! Wenn die Syrer als tiefgläubige Moslems sich schon nach so kurzer
Zeit blutige Schweinekoteletts reinziehen. Mehr kann man sich nicht
integrieren.“
„Also, Ford-Transit, BMW mit Fahrer, zwei Fernseher, Kühlschrank,
Waschmaschine, Schweinekoteletts …“
„Super! Getreu dem Motto: Vertraue keiner Statistik, die der Söder nicht
selbst gefälscht hat.“
In dem Moment werde ich von meiner Frau wachgerüttelt. „Steh schon auf. Du
hast doch heute Frühschicht.“ Ich springe hoch und umarme sie völlig
erleichtert.
„Osman, geht’s dir nicht gut? Hast du wieder böse Alpträume gehabt?“, l…
sie.
„Nein, nein, dem gemeinen Flüchtling geht’s bei uns in Deutschland
blendend“, antwortet Söder an meiner Stelle. „Zwei Autos, zwei Fernseher,
isst jeden Tag leckere Schweinekoteletts und kassiert Stütze. Die genauen
Ergebnisse meiner Untersuchung könnt Ihr morgen in allen Zeitungen
nachlesen.“
8 Jan 2025
## LINKS
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## AUTOREN
Osman Engin
## TAGS
Kolumne Alles getürkt
Markus Söder
Schwerpunkt Rassismus
Wahlkampf
Geflüchtete
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CDU/CSU
Asyl
Schlagloch
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