# taz.de -- Mietpreisbremse: Bundesregierung will Verlängerung bis 2029 | |
> Die FDP hat sie über Jahre verschleppt, kommt sie nun doch? Die | |
> Bundesregierung will die Mietpreisbremse verlängern. Auch die Länder | |
> machen Druck. | |
Bild: Mietpreisbremse: Bezahlbarer Wohnraum ist das große soziale Thema | |
Berlin reuters/dpa/epd | Die rot-grüne Bundesregierung will am Mittwoch | |
eine Verlängerung der Mietpreisbremse auf den Weg bringen, die von der FDP | |
über viele Monate verschleppt worden war. Der am Dienstag der | |
Nachrichtenagentur Reuters vorliegende Gesetzentwurf von Justizminister | |
Volker Wissing sieht eine Fortschreibung bis Ende 2029 vor – und damit ein | |
Jahr länger, als unter seinem Vorgänger Marco Buschmann (FDP) vor dem Bruch | |
der Koalition vereinbart. | |
Auch der Stichtag für die Ausnahmeregelung im Neubau wird um fünf Jahre | |
verschoben. Die Mietpreisbremse soll demnach nicht für Wohnungen gelten, | |
die nach dem 1. Oktober 2019 erstmals genutzt und vermietet wurden. Ein | |
Sprecher des Ministeriums bestätigte, dass dies auf der | |
Kabinettstagesordnung stehe. | |
Die SPD rief die Union auf, dem Vorhaben noch vor der Bundestagswahl am 23. | |
Februar zu einer Mehrheit zu verhelfen. „Die Union darf sich nicht hinter | |
Wahlkampfrhetorik verstecken“, sagte SPD-Mietrechtsexpertin Zanda Mertens, | |
„sie muss jetzt zeigen, dass ihr der Schutz der Mieterinnen und Mieter | |
wichtiger ist als parteipolitische Taktik.“ Die SPD-Fraktion werde aus | |
Verfahrensgründen einen Entwurf der Fraktionen im gleichen Wortlaut des | |
Kabinettbeschlusses in den Bundestag einbringen. „Damit können wir | |
sicherstellen, dass die Mietpreisbremse noch rechtzeitig verlängert wird“, | |
so Martens. | |
Hintergrund ist, dass der Bundesrat bei Gesetzesinitiativen der | |
Bundesregierung vier Wochen Zeit für eine Stellungnahme hat. Dieses | |
Verfahren würde laut SPD zu lange dauern, um die Mietpreisbremse noch vor | |
der Wahl zu verlängern. | |
## Ohne Preisbremse droht noch mehr Mietenwahnsinn | |
Ohne Bundesgesetzgebung dürfen die Länder ihre Regelungen zur | |
Mietpreisbremse nicht über 2025 hinaus verlängern. Dann könnten die Mieten | |
noch deutlicher steigen. Die Mietpreisbremse regelt, dass die Miete bei der | |
Neu- und Wiedervermietung die ortsübliche Vergleichsmiete um höchstens 10 | |
Prozent übersteigen darf. Das gilt nicht für Neubauten, die nach dem 1. | |
Oktober 2014 erstmals genutzt und vermietet wurden, und zudem nur in | |
Gebieten mit angespannten Wohnungsmärkten. Diese Gebiete müssen von den | |
jeweiligen Landesregierungen festgelegt werden. | |
Mieterbund, Gewerkschaften und Städtetag hatten die rot-grüne | |
Minderheitsregierung und die Opposition vorige Woche aufgefordert, eine | |
Verlängerung vor der Bundestagswahl zu beschließen. Derzeit gilt die | |
Preisbremse in 13 von 16 Ländern. | |
## Druck aus den Ländern | |
Niedersachsen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und weitere Länder setzen | |
sich mittlerweile auch über den Bundesrat für eine Verlängerung der | |
Mietpreisbremse ein. Das Schweriner Landesbauministerium drängt auf eine | |
kurzfristige Einbringung eines Gesetzentwurfs durch den Bundesrat. Und auch | |
Niedersachsens Landesregierung setzt sich mit einer Bundesratsinitiative | |
für eine Verlängerung der Mietpreisbremse bis 2029 ein. | |
Niedersachsens Bauminister Olaf Lies sagte, die Mietpreisbremse sei ein | |
Instrument, um zumindest rasante Preissteigerungen zu vermeiden. „Sie hilft | |
Mietern, die umziehen müssen, denn gerade in angespannten Märkten kann es | |
passieren, dass die Kosten schnell davongaloppieren“, sagte der | |
SPD-Politiker. In Niedersachsen ist der Wohnungsmarkt laut einem Gutachten | |
von Dezember 2023 in 57 Städten und Gemeinden angespannt. Zuvor waren | |
lediglich 18 Kommunen im Land so eingestuft worden. | |
„Das Aus der Koalition darf kein Aus der Mietpreisbremse sein. Ohne | |
Mietpreisbremse fehlt den Mieterinnen und Mietern in Städten mit | |
angespanntem Wohnungsmarkt ein wichtiges Mittel, um gegen überhöhte Mieten | |
vorzugehen“, erklärte auch Hamburgs Wohnsenatorin Karen Pein (SPD) laut | |
Mitteilung der Hamburger Wohnbehörde von Dienstag. | |
„Wir haben deswegen beschlossen, zum Schutz der Mieterinnen und Mieter | |
einen Gesetzentwurf zur Verlängerung der Mietpreisbremse bis zum 31. | |
Dezember 2029 in den Bundesrat einzubringen. Niemand sollte überhöhte | |
Mieten zahlen müssen, weder in Hamburg noch in den anderen Ländern.“ | |
## Drohende Verdrängung | |
Mecklenburg-Vorpommerns Bauminister Christian Pegel erklärte: „Die | |
Mietpreisbremse schafft keinen neuen Wohnraum, aber sie ist ein Instrument | |
zum Schutz von Mieterinnen und Mietern vor explosionsartigen | |
Mietsteigerungen.“ In MV gebe es weiterhin angespannte Wohnungsmärkte in | |
den Universitätsstädten Rostock und Greifswald und in einigen | |
Tourismusorten. | |
„Ein Auslaufen der Mietpreisbremse zum Jahresende 2025 würde zu einem | |
Anstieg der Wiedervermietungsmieten führen. Gekoppelt mit den hohen | |
Energie- und Lebenshaltungskosten würde dies insbesondere Menschen mit | |
niedrigem und zunehmend auch mittleren Einkommen aus ihren angestammten | |
Stadtvierteln verdrängen“, sagte Pegel. Das betreffe vor allem Familien mit | |
Kindern. | |
Ähnliche Worte kamen von Hamburgs Verbraucherschutzsenatorin Anna Gallina | |
(Grüne): „Ohne Mietpreisbremse werden Neuvertragsmieten noch stärker | |
steigen. Das würde nicht nur Menschen mit niedrigem Einkommen, sondern auch | |
die Durchschnittsverdienerinnen und -verdiener bei der Wohnungssuche sehr | |
hart treffen, warnte sie. Das Thema dürfe auch nach dem Bruch der | |
Ampel-Koalition „nicht unter die Räder geraten. Bezahlbarer Wohnraum ist | |
und bleibt das große soziale Thema.“ | |
10 Dec 2024 | |
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