# taz.de -- Brombeer-Koalition in Thüringen: Ein moralisches Angebot für die … | |
> Bei der Thüringer Ministerpräsidentenwahl bahnt sich eine Lösung an: Die | |
> Parteien der Brombeer-Koalition gehen auf die Linke zu. Die zeigt sich | |
> offen. | |
Bild: Gehen auf die Linken zu: Katja Wolf (l-r, BSW), Mario Voigt (CDU) und Geo… | |
Erfurt dpa/epd/taz | Auf der Suche nach einer absoluten Mehrheit für die | |
Wahl eines neuen [1][Thüringer Ministerpräsidenten] haben CDU, BSW und SPD | |
der Linken ein Angebot gemacht. Thüringens CDU-Chef Mario Voigt sagte, man | |
biete der Linken ein offizielles, monatliches Gesprächsformat mit den | |
parlamentarischen Geschäftsführern der vier Fraktionen an. Zudem lade man | |
die Linke ein, bei zentralen Reformvorhaben ihre Ideen einzubringen, | |
erklärte Voigt nach einem Treffen mit Vertretern der vier Parteien in | |
Erfurt. | |
Im Gegenzug werde erwartet, dass am Donnerstag der erste Wahlgang bei der | |
Ministerpräsidentenwahl „vernünftig funktioniert“ und zügig ein Haushalt | |
aufgestellt und verabschiedet werden könne. Voigt bezeichnete dieses | |
Angebot als „3 plus 1-Format“ und als „Pflichtenheft“ – Kernelemente … | |
die Ministerpräsidentenwahl, der Haushalt und Weichenstellung bei Reformen. | |
Der Thüringer Linke-Chef Christian Schaft sagte nach dem Treffen, [2][die | |
Brombeer-Parteien hätten sich auf die Linke zubewegt]. „Wir bleiben jetzt | |
im Gespräch, aber ich würde sagen, es ist möglich, dass eine Lösung | |
gefunden werden kann.“ | |
CDU, BSW und SPD schmieden in Thüringen derzeit Deutschlands erste | |
Brombeer-Koalition. Am Donnerstag soll Voigt zum neuen Ministerpräsidenten | |
gewählt werden. Die drei Partner haben aber im Parlament keine eigene | |
Mehrheit, sondern nur 44 der 88 Sitze. Mit der Opposition aus Linken und | |
[3][der autoritär-nationalradikalen AfD des Vorsitzenden Björn Höcke] gibt | |
es also ein Patt. | |
## AfD-Manöver erwartet | |
Denkbar ist, dass die AfD Voigt im ersten Wahlgang mitwählt. Um zu | |
verhindern, dass die Stimmen der vom Landesverfassungsschutz als | |
rechtsextremistisch eingestuften Partei den Ausschlag für die Wahl geben, | |
könnte die Linke Voigt mitwählen. Sie fordert jedoch im Gegenzug konkrete | |
Vereinbarungen zur künftigen Mehrheitsfindung im Parlament. | |
Ob die AfD als stärkste Fraktion ihren Chef Björn Höcke im zweiten Wahlgang | |
aufstellt, soll sich erst kurz vor der Wahl am Donnerstag entscheiden. | |
Höcke hat das offen gelassen und nicht ausgeschlossen. Die AfD hatte schon | |
bei der konstituierenden Sitzung des Parlaments Ende September die Wahl des | |
Landtagspräsidenten massiv verzögert, indem der AfD-Alterspräsident die | |
erste Sitzung blockierte. Das Landesparlament konnte sich erst nach einem | |
Beschluss des Thüringer Landesverfassungsgerichts ordentlich konstituieren. | |
Auch die Linke prüft, ob sie aus der Fraktion eine oder einen | |
Gegenkandidaten zu Voigt aufstellt. Für den ersten Durchgang sind keine | |
Bewerbungen mehr möglich, weil dafür eine 48-Stunden-Frist gilt. | |
Seit Tagen wird in Thüringen diskutiert, wie sich Voigt verhalten sollte, | |
wenn er im ersten Wahlgang mit erkennbaren Stimmen der AfD gewählt werden | |
sollte. Die Linke hat angekündigt, dass es keine einzelnen Stimmen von ihr | |
geben werde, sondern nur von den zwölf Abgeordneten gemeinsam. | |
Im dritten Wahlgang reicht Voigt die relative Mehrheit, über die seine | |
Koalition verfügt. Gewählt ist dann, wer die meisten Stimmen bekommt. | |
## Thüringens komplizierte Wahl | |
Am Dienstag erläuterte der Landtagspräsident noch einmal detailliert das | |
Verfahren für die Ministerpräsidentenwahl. Im dritten Wahlgang reicht einem | |
Kandidaten theoretisch eine einzige Ja-Stimme aus, sollte er keinen | |
Gegenkandidaten haben. In dieser juristisch seit Längerem umstrittenen | |
Frage werde er der Rechtsmeinung folgen, Gegenstimmen nicht zu werten, | |
sagte Landtagspräsident Thadäus König (CDU) in Erfurt. | |
Über sein geplantes Vorgehen habe er am Montagabend die Abgeordneten des | |
Landtags informiert. Ihm gehe es um größtmögliche Transparenz seines | |
Handelns im Vorfeld des Wahltags, sagte König. Maßgeblich für seine | |
Entscheidung seien vor allem aktuelle juristische Aufsätze, die diese | |
Rechtsmeinung stützten. | |
10 Dec 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Schwerpunkt-Landtagswahl-Thueringen/!t5016731 | |
[2] https://www.stern.de/politik/deutschland/ministerpraesidentenwahl-mit-afd-s… | |
[3] /AfD-blockiert-Landtag-in-Thueringen/!6036651 | |
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