| # taz.de -- taz-adventskalender „24 stunden“ (11): 11 Uhr auf der Plauderba… | |
| > Am winterlichen Weißen See steht eine Plauderbank. Trotz des | |
| > durchwachsenen Wetters ist dort am Vormittag reger Betrieb. | |
| Bild: Einladung zum Plausch: eine Plauderbank in Berlin (Symbolbild) | |
| Stressig und chillig, hässlich und schön, herzerwärmend und abstoßend: | |
| Berlin hat viele Seiten, rund um die Uhr. In diesem Advent hangeln wir uns | |
| durch 24 Stunden Hauptstadtleben und verstecken jeden Tag aufs Neue 60 | |
| Minuten Berlin hinter unserem [1][taz-berlin-Kalendertürchen]. Heute: ab 11 | |
| Uhr auf der Plauderbank. | |
| Still ruht der Weiße See an diesem Wintervormittag. Die stark befahrene | |
| Berliner Allee ist kaum zu hören, ab und an schnattert eine Ente. Es ist | |
| die ideale Geräuschkulisse, um sich zu unterhalten – die Temperaturen sind | |
| eher weniger einladend. | |
| Trotzdem steht die ehrenamtliche Helferin Lucia um kurz nach 11 Uhr mit | |
| Tee, Snacks und guter Laune an der „Plauderbank“ am Seeufer und freut sich | |
| auf die Menschen, die dort Platz nehmen werden. „Ich bin mal gespannt, wie | |
| viele heute kommen“, sagt sie, „um diese Zeit sind wahrscheinlich viele | |
| Leute einkaufen.“ | |
| Seit zwei Wochen engagiert sich Lucia bei der [2][Plauderbank im Park am | |
| Weißen See] im Bezirk Pankow. Das Projekt ist Anfang November gestartet. | |
| Seitdem steht dort die beschriftete Holzbank mit den Armlehnen. Wer darauf | |
| sitzt, signalisiert: Ich lade zu einem Plausch ein. | |
| Feste Zeiten zum Schnacken gibt es nicht, aber fast jeden Tag ist eine*r | |
| der Mitwirkenden des Projekts für zwei bis drei Stunden da, um Gespräche in | |
| Gang zu bringen. „Wenn die Plauderbank schon eingerichtet worden wäre, als | |
| es noch warm war, dann gäbe es jetzt vielleicht eine regelmäßige | |
| Community“, überlegt Lucia. | |
| ## Eine kleine Gemeinschaft | |
| Trotzdem, ein paar Menschen schauen immer wieder vorbei. „Mir hat mal ein | |
| 14-Jähriger auf der Bank vom Ende seiner Drogenkarriere erzählt. Es kommen | |
| also nicht nur ältere Menschen hierhin“, erinnert sich eine Frau, die mit | |
| einer Gruppe schon zum zweiten Mal an diesem Vormittag an der Bank | |
| vorbeiläuft. Die Runde trifft sich regelmäßig zum Sport am Weißen See. | |
| Einige Meter weiter steht ein älterer Mann und musiziert auf einer Gitarre. | |
| Auch er ist Lucia und der Sportgruppe gut bekannt. Eine kleine Gemeinschaft | |
| also, die ungeplant und doch immer wieder am winterlichen See | |
| zusammenkommt. | |
| Eigentlich habe sie keine großen Verbesserungsvorschläge für die Bank, | |
| außer dass sie vielleicht überdacht sein könnte, um vor Regen geschützt zu | |
| sein, berichtet Lucia. Die Hoffnung einer Sportgruppen-Teilnehmerin geht | |
| noch etwas weiter: „Wir würden uns natürlich wünschen, es gäbe einen | |
| besseren Generationenaustausch, damit Jugendliche auch das Gefühl haben, | |
| dass sie zu dieser Stadt dazugehören.“ Zustimmung kommt von ihren | |
| Mitsportlerinnen. | |
| Nach fast einer Stunde ist der Plausch mit den „Schnattergänsen“, wie sich | |
| die Sportgruppe selbst scherzhaft nennt, vorbei. Eine Spaziergängerin hält | |
| an und nimmt sich eine Tasse Tee. Sie berichtet, dass sie schon länger in | |
| Weißensee wohne und sich über die Bank freue. Am Beispiel ihrer Tante | |
| erlebe sie immer, wie schlimm es sei, sozial isoliert zu sein. Die | |
| Ehrenamtlerin Lucia stimmt zu und sagt, sie träume von noch viel mehr | |
| Plauderbänken – in Berlin und überall. | |
| 11 Dec 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Raweel Nasir | |
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