# taz.de -- Verhandlungen zu UN-Lieferkettengesetz: EU macht nicht mit | |
> Die EU blockiert regelmäßig Initiativen aus dem Globalen Süden bei den | |
> Vereinten Nationen. Die Länder wollen bei globalen Regeln mit am Tisch | |
> sitzen. | |
Bild: Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beim G20 Compact with Africa… | |
Partnerschaftlich“, „auf Augenhöhe“, „wertebasiert“: In den Beziehun… | |
Globalen Süden bemüht sich die EU stets um hochtrabende Worte, und seien | |
sie noch so ausgelutscht. In der Realität sieht das allerdings oft anders | |
aus: Gemeinsam mit ihren westlichen Partnern möchte die EU globale Regeln | |
bestimmen in Foren, in denen sie den Ton angeben. So blockiert die EU auf | |
dem einzigen internationalen Forum, wo fast alle Staaten vertreten sind – | |
den Vereinten Nationen (UNO) – regelmäßig Initiativen aus dem Globalen | |
Süden. | |
Aktuelles Beispiel: [1][das UN-Lieferkettengesetz. Das wird in dieser Woche | |
in Genf verhandelt], wo die EU zwar mittlerweile mitredet, aber über kein | |
Verhandlungsmandat verfügt. | |
Nun wird seit zehn Jahren über ein verbindliches Abkommen verhandelt, das | |
sich auf Wirtschaft und Menschenrechte konzentriert. Doch die Idee dazu ist | |
schon viel älter. Bereits in den 1970er Jahren wollten die sogenannten | |
Entwicklungsländer, die gerade ihre Unabhängigkeit erkämpft hatten, die | |
ausbeuterischen Strukturen transnationaler Unternehmen adressieren. | |
Sie wollten ihre eigenen Märkte vor billigen Importen schützen, betonten | |
aber auch die weitreichenden Folgen der Operationen Transnationaler | |
Unternehmen für ihre Umwelt und die Menschenrechte. Schon damals | |
blockierten die Industriestaaten aus dem Globalen Norden das Vorhaben. | |
## EU blockiert auch Verhandlungen zu Steuerabkommen und Verfahren zu | |
Schulden | |
Die jüngsten Argumente der EU gegen eine Beteiligung sind mittlerweile alle | |
vom Tisch, etwa, dass sich nicht genug wichtige Staaten am Prozess | |
beteiligten. Selbst die USA und Australien machen jetzt mit. Und die EU hat | |
dieses Jahr ein eigenes Lieferkettengesetz verabschiedet, auch das war ein | |
Einwand, um mit der Beteiligung zu warten. | |
Das UN-Lieferkettengesetz ist nicht der einzige Fall, bei dem die EU die | |
Hoheit über globale Regeln behalten will. Zusammen mit den USA hat sie sich | |
gegen [2][ein globales Steuerabkommen auf UN-Ebene] gewehrt. Denn bislang | |
bestimmt die Organisation der Industriestaaten, die OECD, die Regeln. | |
Zuletzt hat sich die EU zumindest zum Beschluss enthalten. | |
Ähnlich zurückhaltend agiert die EU auf den Vorstoß einiger Länder aus dem | |
Globalen Süden, einen [3][Rahmen zur Restrukturierung von Schulden in der | |
UNO zu verhandeln]. Denn bei den G20, wo es seit 2020 den Versuch gibt das | |
zu regeln, können sie nicht mitreden. | |
Demokratische Foren, wo auch die ärmeren Staaten – und ihre | |
Zivilgesellschaften – eine Stimme haben, zu blockieren ist nicht | |
partnerschaftlich, auf Augenhöhe oder wertebasiert. | |
17 Dec 2024 | |
## LINKS | |
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## AUTOREN | |
Leila van Rinsum | |
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