Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Magdeburg nach dem Anschlag: Nehmt Euch in den Arm!
> Nach dem Anschlag in Magdeburg mehren sich die Angriffe auf
> Migrant:innen. Jetzt sollte die Zivilgesellschaft zusammenhalten.
Bild: Mehr Zusammenhalt: Eine Menschenkette zum Gedenken an die Opfer des Ansch…
Seit nunmehr einer Woche ist Magdeburg im Schockzustand. Das spürte man,
wenn man in den vergangenen Tagen durch die Innenstadt flanierte. Wie
taz-Recherchen zu rassistischen Angriffen in der Landeshauptstadt von
Sachsen-Anhalt zeigen, herrscht in Teilen ein [1][feindseliges Klima
gegenüber Migrant:innen] und jenen, die als „ausländisch“ wahrgenommen
werden. Das geht sogar so weit, dass unter den Angegriffenen eine
Intensivpflegerin in einem Krankenhaus ist, die tagelang um das Leben von
Verletzten kämpfte.
Dabei müssen wir nach den Ereignissen aufeinander zugehen, innehalten,
verarbeiten. Wir brauchen mehr Zusammenhalt untereinander und keine
(weitere) Spaltung der Gesellschaft. Und das Allerletzte, was [2][die
Hinterbliebenen und Betroffenen] brauchen, ist, dass auf den Gräbern der
Toten herumgetrampelt wird, wie es in den eigenen politischen Kram passt.
Doch das ist den Neonazis und Rassist:innen, die nach dem Anschlag auf
dem Weihnachtsmarkt gegen Migrant:innen aufmarschiert sind, natürlich
egal.
Außer auf jene, die jetzt schon, während Schwerverletzte noch in
Lebensgefahr schweben und die Hintergründe aufgearbeitet werden, [3][zu
wissen meinen, wie alles hätte verhindert werden können], lohnt ein
besonderer Blick auf die Hetzer: sowohl auf die auf der Straße als auch
auf die, die medial ihr Unwesen treiben; auf die, die sich die Finger wund
posten und den Fall instrumentalisieren. In den sozialen Medien ergießt
sich eine Welle des Hasses. Manche rechtfertigen gar Angriffe als
notwendige Selbstjustiz. Und dieser digitale Hass überträgt sich auf die
Stimmung im öffentlichen Raum.
Wenn die Zivilgesellschaft nicht interveniert und alle Anständigen der
Gesellschaft sich nicht gegen diese Hetze zusammenschließen, hat der Täter
sein Ziel erreicht. Die Anfeindungen und [4][Angriffe gegen
Migrant:innen erzeugen Isolation]. Und wie der Psychologe Jan İlhan
Kızılhan, Leiter des Instituts für transkulturelle Gesundheitsforschung an
der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, sagt, führt das zur
Radikalisierung – in jede Richtung. Soll heißen: Wenn Teile unserer
Gesellschaft Menschen mit Migrationsbiografie als Feinde markieren,
werden diese in die Hände von Extremist:innen getrieben.
Was könnte helfen? Vielleicht das hier: sich in den Arm nehmen,
[5][gemeinsam trauern] und anerkennen, dass vom Anschlag mehr Menschen als
die Opfer und ihre Familien und Freunde betroffen sind. Und ja, das ist
dieser Tage auch zu beobachten – und das gibt Hoffnung. Hoffnung darauf,
dass wir unverhandelbare Menschenrechte noch nicht über Bord geworfen
haben. Hoffnung, dass wir zusammenstehen. Allein am Vorabend zum
Weihnachtsfest kamen 7.000 Menschen zu einer Lichterkette der Initiative
gegen Hass zusammen. Das sind doppelt so viele wie die, die sich lautstark
und voller Hass am Auftakt zum Bundestagswahlkampf der AfD beteiligten.
Das sind die Zeichen, die es braucht. In Magdeburg und bundesweit. Dann
können wir es schaffen, die Gräben der Gesellschaft zu überwinden.
29 Dec 2024
## LINKS
[1] /Nach-dem-Anschlag-in-Magdeburg/!6056534
[2] /Gedenken-an-den-Magdeburger-Anschlag/!6059041
[3] /Anschlag-in-Magdeburg/!6052400
[4] /Bundesopferbeauftragter-ueber-Magdeburg/!6059069
[5] /Reaktionen-auf-Anschlag-von-Magdeburg/!6058984
## AUTOREN
Michael Trammer
## TAGS
Anschlag in Magdeburg
Magdeburg
Trauer
Zivilgesellschaft
GNS
Anschlag in Magdeburg
Olaf Scholz
Inflation
Anschlag in Magdeburg
Anschlag in Magdeburg
Anschlag in Magdeburg
## ARTIKEL ZUM THEMA
Problematischer Vorstoß der CDU: Stigma statt Sicherheit
Ein Register für psychisch Kranke? Der Vorschlag des CDU-Politikers Carsten
Linnemann hat keinen Mehrwert für die innere Sicherheit.
Neujahrsansprache des Kanzlers: Scholz ruft zu Zusammenhalt und zum Wählen auf
In seiner Neujahrsansprache ruft Kanzler Scholz dazu auf, bei der
Bundestagswahl die Stimme abzugeben. Und verteilt einen Seitenhieb.
Agrar- und Energiekonzern in der Krise: Baywa vereinbart Rettungsplan
Der Konzern Baywa ist für viele Landwirte ein wichtiger Zulieferer,
steckt aber in der Krise. Opfer der Sanierung wird wohl die
Erneuerbaren-Sparte.
Nach dem Anschlag in Magdeburg: Das Weihnachten danach
Neonazis und AfD instrumentalisieren die Amokfahrt für Hetze gegen
Migrant:innen. Die Stimmung in Magdeburg ist bedrohlich.
Bundesopferbeauftragter über Magdeburg: „Die Sensibilität für die Belange …
Pascal Kober war nach dem Anschlag vor Ort. Neben großer Solidarität hat er
dort auch Wut und Enttäuschung wahrgenommen. Die Zahl der Hilfesuchenden
wird höher sein als bisher angenommen, sagt er.
Aktionismus nach Magdeburg-Terror: Besser erst mal nachdenken
Kurz nach dem Attentat prescht die Innenministerin mit neuen
Sicherheitsplänen vor. FDP und Union sollen als Blockierer dastehen. Ist
das schlau?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.