# taz.de -- Videoserie über Leben in der Großstadt: Wenn es dunkel wird, komm… | |
> Vier Frauen und eine nicht binäre Person erzählen in der | |
> Dokumentar-Videoserie „Roadnight“, wie bedrohlich sie Bremens Straßen in | |
> der Nacht empfinden. | |
Bild: Macht vielen Sorgen: Mit dem Fahrrad durch die düsteren Ecke der Stadt | |
Petra fühlt sich nachts in den Straßen von Bremen nicht sicher, seit sie | |
dort traumatische Erfahrungen mit [1][sexueller Gewalt] gemacht hat. | |
Franzina hat auf der Bremer Partymeile vor dem Bahnhof gearbeitet und wurde | |
immer wieder auf dem Heimweg im Dunkeln von Männern verfolgt. Antje macht | |
sich Sorgen, wenn ihre Tochter Janna nachts mit dem Fahrrad durch die Stadt | |
fährt, denn als sie in deren Alter war, musste sie in ähnlichen Situationen | |
„flüchten und über Zäune springen“. Und als Mary sich in [2][Bremen] noch | |
nicht gut auskannte, dirigierte ihr Navi sie auf ihren abendlichen | |
Fahrradfahrten in dunkle Ecken der Stadt, in denen sie sich sehr unwohl | |
fühlte. | |
Die fünf Protagonist*innen der Videoserie „Roadnight“, vier Frauen und | |
eine nicht binäre Person, sind von ihren Persönlichkeiten, ihrem Alter und | |
ihrer sozialen Stellung her sehr unterschiedlich – doch sie alle vereint | |
das Gefühl, dass [3][die Straßen der Stadt für sie bedrohlich wirken, | |
sobald es dunkel wird]. Dies ist also keine individuelle, sondern eine | |
kollektive Erfahrung, und der Bremer Filmemacherin Jacqueline Peters | |
gelingt es, mit „Roadnight“ dieses Grundgefühl eindrücklich zu vermitteln. | |
In den vier jeweils etwa sechs Minuten langen dokumentarischen Kurzfilmen | |
erzählen Petra, Franzina, Antje, Janna und Mary von ihren Erlebnissen und | |
Ängsten auf den nächtlichen Straßen von Bremen. Auf einer zweiten Ebene | |
folgt die Kamera ihnen dabei, wie sie auf den von ihnen beschriebenen Wegen | |
durch die dunkle Stadt gehen oder mit dem Fahrrad fahren. | |
Jacqueline Peters hätte auch gut noch ein fünftes Video über sich selbst | |
machen können, denn die Idee zu dem Projekt kam ihr, als sie darüber | |
nachzudenken begann, wie unwohl sie sich nachts auf ihren Wegen durch die | |
Stadt fühlt. Sie fragte Frauen aus ihrem Umkreis, und als diese von ganz | |
ähnlichen Erfahrungen erzählten, nahm das Videoprojekt Gestalt an. | |
Die Interviewsequenzen wurden im Glaspavillon UMZU in der Bremer Innenstadt | |
aufgenommen, und die hellen Bilder vor dem Hintergrund von belebten und | |
sonnigen Straßenszenen schaffen einen wirkungsvollen Kontrast zu den in der | |
Nacht aufgenommen dokumentarischen Kamerabildern. | |
Nun wird die Videoreihe genau dort gezeigt, wo die Interviewsequenzen | |
gedreht wurden. Bis zum 30. Dezember wird „Roadnight“ im UMZU in einer | |
Endlosschleife gezeigt. So entsteht eine interessante Dopplung: Die | |
Zuschauer*innen werden durch das große Fenster des Pavillons einen Film | |
sehen, der zum Teil in diesem Pavillon gedreht wurde. Wenn sie | |
hineinschauen, sehen sie in einer Art von Gegenschuss den Blick der Kamera | |
heraus. | |
Interessant an dem Projekt ist auch, dass Jacqueline Peters dafür ein | |
Konzept entwickelt hat, das den Aufführungsort und sogar den Termin der | |
Premiere mit einschließt. „Roadnight“ wird im Schaufenster des Pavillons | |
gezeigt, wo vor allem Passant*innen stehenbleiben werden, um für ein | |
paar Minuten Teile des Videos anzusehen. Er wird also im öffentlichen Raum | |
vorgeführt, während zugleich in ihm der öffentliche Raum thematisch | |
behandelt wird. Hier entsteht noch eine Dopplung, diesmal zwischen Inhalt | |
und Präsentation. | |
Außerdem war Jacqueline Peters eine Premiere des Films am 21. Dezember | |
wichtig, weil dies der Tag mit der längsten Nacht im Jahr ist. Darauf, dass | |
an diesem symbolträchtigen Datum (es ist eben auch der kürzeste Tag des | |
Jahres) bundesweit an über 300 Veranstaltungsorten der Kurzfilmtag | |
stattfindet, wurde die junge Filmemacherin erst nachträglich bei einem | |
Gespräch im Bremer Filmbüro aufmerksam gemacht. Jetzt wird die 25 Minuten | |
lange Reihe der vier Videos als eine der über 300 Veranstaltungen mit | |
Kurzfilmprogrammen gezeigt, die an diesem Tag bundesweit stattfinden – eine | |
dritte Dopplung. | |
19 Dec 2024 | |
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