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# taz.de -- Gewalt an Berliner Schule: Ehemaliger Rektor empfiehlt hartes Regime
> Nach einem Brandbrief des Kollegiums der Bergius-Schule in Friedenau
> meldet sich der Ex-Rektor zu Wort. Sein Rezept hieß damals: Zucht und
> Ordnung.
Bild: Manche warfen ihm „Steinzeitpädagogik“ vor: Michael Rudolph im Jahr …
Berlin taz | Die Rede ist bereits von einem neuen Berliner Schulskandal.
Von einem Fall, vergleichbar mit dem der Mitte der Nullerjahre bundesweit
gewordenen Neuköllner Rütli-Schule: Es vergehe kein Tag ohne Beleidigungen
und Bedrohungen von Lehrern:innen durch Schüler:innen und ernsthafte
Mobbing-Fälle unter den Kindern und Jugendlichen, schrieb das Kollegium der
Friedrich-Bergius-Schule in Friedenau in einem Brandbrief. Es gebe eine
„bedrohliche Gewaltbereitschaft und verbale Übergriffe“.
Am Donnerstag meldete sich der ehemalige Schulleiter der Integrierten
Sekundarschule zu Wort hat und empfiehlt seinen Nachfolger:innen und
Ex-Kolleg:innen, klare Regeln konsequent durchzusetzen. So habe es zu
seiner Zeit als Rektor gegen die ständigen Verspätungen zahlreicher
Schüler:innen konkrete Maßnahmen gegeben, sagte Michael Rudolph, der die
Bergius-Schule bis vor einigen Jahren lange leitete, im RBB-Inforadio.
Die verspäteten Schüler:innen mussten damals in der ersten Stunde eine
gemeinnützige Arbeit leisten, etwa im Herbst die Blätter auf dem Schulhof
zusammenfegen. Rudolph stand dafür seinerzeit teils auch schwer in der
Kritik. [1][Der frühere Berliner Bildungsstaatssekretär Mark Rackles (SPD)
sprach mit Blick auf Rudolphs Methoden von „Steinzeitpädagogik“.]
Folgt man dem Brandbrief, erlebt die Schule im Bezirk Tempelhof-Schöneberg
aktuell einen Rückfall in alte Zeiten. Schon als Rudolph 2005 die
Schulleitung übernommen hatte, waren Gewaltvorfälle vor und im Schulgebäude
normal. Rudolph führte ein hartes Regime ein. „Es kamen damals 40, 50
Schüler von diesen 350 Schülern zu spät, ganz ohne Schuldbewusstsein,
einfach so. Das hat natürlich unheimlich den Unterrichtsbetrieb gestört“,
[2][erinnerte sich Rudolph nun noch einmal im RBB].
## Lange Gespräche mit Problemschülern
Verspätete Schüler:innen seien nur nach Klingeln eingelassen und
registriert worden. Dann habe zunächst die gemeinnützige Arbeit statt des
Unterrichts angestanden. Die Verspätungen seien schnell zurückgegangen,
berichtete Rudolph. Alle Schüler:innen hätten gemerkt: „Da passiert
jetzt irgendwas, da werden Grenzen gesetzt. Und dann wurde es leichter,
auch andere Grenzen zu setzen.“
Außerdem habe er lange Gespräche mit Schüler:innen geführt und sie
sprechen lassen. „Was ist los, was hast du gemacht, was ist das Problem?“
Das hätten die Delinquent:innen hinterher aufschreiben müssen: „Ich
habe heute das und das falsch gemacht, ich will aber später Fußballer
werden und dann geht das nicht“, sagte Rudolph.
„Die Schüler wussten, dass sie etwas falsch gemacht haben und sie haben
sich auch durchaus bemüht, das wieder richtig zu machen. Das ist ja nicht
so, dass Schüler alle die Regeln brechen wollen.“ Ob eine Schule
funktioniere, entscheide sich vor Ort, sagt Rudolph. Die Verantwortlichen
müssten einen Weg finden, die Schulaufsicht könne das nur begleiten.
Die Lehrer:innen der Bergius-Schule hatten in dem Brandbrief an die
Schulaufsicht um Hilfe und personelle Unterstützung gebeten. Verstärkt
müsse die Schule die Polizei rufen, um bei eskalierenden Situationen etwa
nach Schulschluss vor dem Schulgebäude einzugreifen, hieß es.
Die [3][Senatsbildungsverwaltung] hatte am Mittwoch mitgeteilt: „Die
Schulaufsicht ist mit der Schulleitung im Austausch und wird in Kürze bei
einem klärenden Gespräch weitere Unterstützung anbieten, aber auch die
Vorgänge an der Schule prüfen.“ (mit dpa)
21 Nov 2024
## LINKS
[1] https://www.nd-aktuell.de/artikel/1138095.schule-in-berlin-mit-steinzeitpae…
[2] https://www.inforadio.de/rubriken/interviews/2024/11/21/alarmbrief-berliner…
[3] /Bildungspolitik-in-Berlin/!6029905
## AUTOREN
Rainer Rutz
## TAGS
Integrierte Sekundarschule
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Bildungspolitik
Gewalt in der Schule
Tempelhof-Schöneberg
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Bildungschancen
Bildungspolitik
soziale Ungleichheit
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