# taz.de -- Eine Runde Yin Yoga: Und jetzt der herabschauende Köter | |
> Unsere Kolumnistin mag keinen Sport, hat aber eine Yogalehrerin als | |
> Schwester, ein 69 Euro-Abo und teure Yoga-Pants. Zeit zum Fläzen und | |
> Flennen. | |
Bild: Auch keine Lust auf den herabschauenden Hund | |
Heute Abend ist es wieder so weit. Ich will mir etwas Gutes tun. Dieses Mal | |
nicht mit Rotwein und Remmidemmi, [1][sondern mit Yoga]. Der | |
Selbsterhaltungstrieb taucht ja nur alle heiligen Zeiten mal auf und dann | |
muss man ihn festhalten, solange er noch warm ist. Leider hat er mit seiner | |
Standpauke zum ungesunden Lebensstil auch den Herrn Schweinehund | |
aufgeweckt, der mir jetzt vorjault: „Bin müde, hab Kopfweh, blabla…“ | |
Bei so viel innerlichem Theater frage ich mich schon manchmal, ob es nicht | |
gesünder wäre, gänzlich auf Sport zu verzichten. Doch auch dieser | |
Luxuskörper will gefördert und gefordert werden – Props gehen raus an Gerd | |
Schröder! Also streife ich ihm meine kürzlich erschnorrten | |
Lululemon-Leggings über und besteche ihn mit „Wenn du jetzt brav [2][den | |
herabschauenden Köter] machst, darfst du später auch Ali Wong gucken“. | |
Nur damit nicht nachher die Tierschutzpartei ankommt: Ich zwinge meinen | |
Haus-und-Hof-Wauwau natürlich nicht zu Jivamukti-Yoga, wo zu den | |
Teilnahmevoraussetzungen neben einem Diplom in Breakdance mindestens ein | |
Man Bun und zwei BMI von 17,6 gehören. Das wäre auch etwas unfair bei zwei | |
„Armen“, die nicht mal eine einzige Liegestütze sauber ausführen können. | |
## Von Bauhaus-Buddas und abgestandem Yogitee | |
Ihr seht schon, Sport ist nicht so meins. Dafür habe ich eine Schwester. | |
Sie ist die beste Yogalehrerin, die ich kenne. Gut, vielleicht bin ich da | |
biased, aber trotzdem ist dies der ernstgemeinteste Satz im ganzen Text. | |
Denn eine Yogalehrerin kann sehr viel falsch machen, habe ich bei diversen | |
Probestunden festgestellt. | |
Sie kann (Ex-)Model sein und fürchterlich mit ihren Gummibändern angeben. | |
Sie kann mit ihren Räucherstäbchen die Feinstaubbelastung einer mittleren | |
Großstadt fabrizieren und beim Shavasana („Endentspannung“ [sic!]) so | |
intensiv auf der Klangschale herumreiben, dass der Katastrophenschutzalarm | |
nichts dagegen ist. Dann die vielen | |
Halswirbelsäulensyndrom-Verschlimmerungen, die Bauhaus-Buddhas und viel zu | |
grellen Shivas an den Wänden, die bodentiefen Fenster für die | |
Schaulustigen, der abgestandene Yogitee – und fast überall Makramee! | |
Okay, ich bin ästhetisch engstirnig, kompetitiv und entspanne mich nur | |
selten. Deshalb mache ich den Scheiß ja, nur wäre es dann halt auch ganz | |
schön, wenn etwas dabei rumkommt. Immerhin zahle ich 69 Euro im Monat | |
dafür, dass ich endlich so unkaputtbar werde wie mein Wärmekissen. Selbst | |
wenn es kurz mal Feuer fängt, bleibt es dauerhaft einsatzbereit. Doch die | |
[3][Stimmung in vielen Yogastudios] ist eher so: Hmpf. Aus diesem Grund bin | |
ich auch irgendwann zum Yin Yoga übergelaufen, wo man im Prinzip nur auf | |
irgendwelchen Kissen rumfläzt und flennt. | |
„Jetzt lasst mal alles von euch abprallen“, sagt die Lehrerin und wir fünf | |
Frauen und der traurige Informatikstudent atmen laut aus. Draußen brüllt | |
ein Besoffener, es schrillt. „Das ist nur die Türklingel“, erläutert die | |
Lehrerin mit passiv-aggressivem Unterton. „Die lassen wir jetzt mal läuten | |
…“ Dann öffnet sie den beiden Zuspätkommerinnen doch. Sie reihen sich | |
nichts ahnend in unsere Tierscharade ein. Bei der Verabschiedung aber ist | |
Schlachteplatte angesagt. „Ihr könnt doch nicht einfach Sturm klingeln!“, | |
schimpft die Lehrerin auf sie ein. Was darauf folgt ist ein Wutschwall viel | |
zu lange weggeatmeter Emotionen, für den ich vollstes Verständnis habe. Go | |
Girls!, denke ich und hoffe auf eine dicke, fette Kissenschlacht. | |
6 Dec 2024 | |
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## AUTOREN | |
Anna Fastabend | |
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