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# taz.de -- Entscheidung über Abschaltdatum: Schweizer AKW dürfen mehr als 60…
> Die Schweiz legt das Abschaltdatum für zwei Meiler fest. Die
> Ärzteorganisation IPPNW fordert, auch den Reaktor nahe der deutschen
> Grenze abzuschalten.
Bild: Ein Pferd grast vor AKW Goesgen in der Schweiz
Göttingen taz | Die Schweiz bleibt vorerst Atomkraftland. Vier AKW sind
dort in Betrieb, sie decken rund ein Drittel des Strombedarfs ab. Für zwei
Reaktoren gibt es jetzt ein Abschaltdatum: Die Meiler Beznau I und II, die
rund zehn Kilometer südwestlich der baden-württembergischen Gemeinde
Waldshut-Tiengen liegen, sollen bis 2032 und 2033 laufen. Das teilte der
Betreiber Axpo mit. Sie sind seit 1969 beziehungsweise 1971 in Betrieb und
hätten bei ihrer Abschaltung 63 (Beznau I) und 62 (Beznau 2) Jahre auf dem
Buckel.
Vor siebeneinhalb Jahren – und noch unter dem Eindruck der Atomkatastrophe
in [1][Fukushima] – hatten die Schweizerinnen und Schweizer in einer
Volksabstimmung beschlossen, dass keine neuen [2][Atomkraftwerke] mehr
gebaut werden dürfen. Im Gegenzug sollen die damals noch fünf laufenden –
und ursprünglich für einen 40-jährigen Betrieb ausgelegten – AKW so lange
am Netz bleiben dürfen, wie sie sicher sind. Darüber entscheiden allerdings
allein die Betreiber und Behörden. Als erstes und bislang einziges AKW
wurde 2019 das Kraftwerk Mühleberg abgeschaltet. Im August dieses Jahres
aber schlug die Schweizer Regierung vor, neue AKW grundsätzlich zu
ermöglichen.
Außer den beiden Reaktoren in Beznau laufen in der Schweiz noch die AKW
Gösgen und Leibstadt. Für diese haben die Betreiber noch keine
Restlaufzeiten festgelegt. Gegen einen Weiterbetrieb von Leibstadt, das wie
Beznau dicht an der Grenze zu Deutschland liegt, hat sich am Donnerstag die
Ärzteorganisation IPPNW gewandt. Sie übergab einen von 500 Ärztinnen und
Ärzten sowie weiteren Unterstützern unterzeichneten Offenen Brief an das
baden-württembergische Umweltministerium und an Vertreter im National- und
im Bundesrat in Bern.
„Wir können nicht akzeptieren, dass sich die politisch Verantwortlichen in
der Schweiz damit herausreden, dass ihr Atomgesetz keine Laufzeitbegrenzung
kennt“, sagte Jörg Schmid von IPPNW Deutschland. Das AKW Leibstadt müsse
nach 40 Jahren Laufzeit abgeschaltet werden. „Radioaktivität macht nicht am
Schlagbaum halt.“
Eine Studie des Genfer Instituts Biosphère identifiziert IPPNW zufolge das
AKW Leibstadt als das „mit Abstand gefährlichste Atomkraftwerk für
Deutschland“. Die verschiedenen Wetterszenarien zeigten, dass bei einem
schweren Unfall die deutsche Bevölkerung stärker betroffen wäre als die
Schweizer, so der Mitautor der Studie, der Onkologe Claudio Knüsli. „Wir
schätzen, dass in Europa je nach Wetterlage zwischen 20.000 und 90.000
schwere strahlenbedingte Erkrankungen wie Krebs, Herzinfarkte oder
Schlaganfälle auftreten würden“.
5 Dec 2024
## LINKS
[1] /Fukushima/!t5009971
[2] /Kernkraft/!t5017838
## AUTOREN
Reimar Paul
## TAGS
Atomkraftwerk
Energieversorgung
Schweiz
Atomstrom
Schwerpunkt Frankreich
Kernkraft
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