# taz.de -- Gesetzentwurf aus dem Justizministerium: Fußfessel für prügelnde… | |
> Der neue Justizminister Volker Wissing legt einen Entwurf zur Überwachung | |
> von Gewaltschutzanordnungen vor. Ob die Union zustimmt, scheint fraglich. | |
Bild: Elektronisch Fussfessel zum Schutz von Frauen erlaubt | |
Freiburg im Breisgau taz | Familiengerichte sollen künftig den Einsatz | |
elektronischer Fußfesseln für prügelnde Männer anordnen können, um so | |
Annäherungsverbote durchzusetzen. Das sieht ein Gesetzentwurf von | |
[1][Justizminister Volker Wissing (Ex-FDP)] vor, der noch vor der Wahl | |
beschlossen werden könnte. | |
Seit 2002 gibt es das Gewaltschutzgesetz. Es ermöglicht den | |
Familiengerichten, bei Partnerschaftsgewalt den Täter aus der Wohnung zu | |
weisen und ihm die Annäherung an das Opfer zu verbieten. Wer eine derartige | |
Gewaltschutzanordnung missachtet, kann mit Geldstrafe oder bis zu zwei | |
Jahren Gefängnis bestraft werden. Jährlich gibt es rund 7.000 derartige | |
Strafverfahren. | |
Nun will Wissing das Gewaltschutzgesetz um die Möglichkeit einer | |
elektronischen Aufenthaltsüberwachung ergänzen. Der Täter bekommt hierbei | |
[2][einen GPS-Sender am Fußknöchel befestigt]. Wenn er sich in Zonen | |
bewegt, die er nicht betreten darf, wird die Polizei informiert. Die | |
Überwachung wird für bis zu drei Monate angeordnet, kann aber beliebig oft | |
verlängert werden, solange eine Gefahr besteht. Technisch soll die Maßnahme | |
über die gemeinsame elektronische Überwachungsstelle der Länder (GÜL) | |
abgewickelt werden. | |
In sieben Bundesländern, darunter Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen und | |
Sachsen, gibt es bereits entsprechende Regelungen. Bei einer | |
bundesrechtlichen Regelung könnte die elektronische Fußfessel gegen | |
gewalttätige Männer also in neun weiteren Bundesländern, darunter Berlin, | |
Baden-Württemberg und Niedersachsen, angeordnet werden. Der Justizminister | |
rechnet mit rund 100 zusätzlichen Anwendungsfällen pro Jahr. | |
## Einsatz gegen Gefährder und Schwerverbrecher | |
Wissing folgt damit einem Wunsch der Justizministerkonferenz und vieler | |
Verbände. Wissings Vorgänger Marco Buschmann (FDP) hatte eine bundesweite | |
Regelung zunächst abgelehnt, für Gefahrenabwehr seien die Länder zuständig. | |
Er hatte seinen Widerstand aber im Sommer aufgegeben und eine | |
Bund-Länder-Arbeitsgruppe eingerichtet. Auf deren Vorschlägen beruht nun | |
Wissings Gesetzentwurf, der zudem vorsieht, dass die Familiengerichte auch | |
ein Anti-Gewalt-Training anordnen können. | |
Bis 13. Dezember haben Länder und Verbände Gelegenheit zur Stellungnahme. | |
Im Januar soll der Gesetzentwurf im Kabinett beschlossen werden. | |
Theoretisch könnte die Gesetzesänderung noch vor der geplanten vorgezogenen | |
Bundestagswahl am 23. Februar beschlossen werden. Es gibt aber noch keine | |
Signale, dass FDP oder CDU/CSU dem Gesetzentwurf zustimmen wollen. Günter | |
Krings, rechtspolitischer Sprecher der CDU/CSU, schlug vielmehr vor, dass | |
SPD und Grüne einem entsprechenden Gesetzentwurf der CDU/CSU zur Mehrheit | |
verhelfen. An diesem Mittwoch findet im Bundestag hierzu eine | |
Expertenanhörung statt. | |
Neben dem Gewaltschutz gegen prügelnde Männer kann die elektronische | |
Fußfessel bisher schon im Rahmen der Führungsaufsicht bei der Überwachung | |
von strafentlassenen Schwerverbrechern genutzt werden. Auch der Einsatz | |
gegen terroristische Gefährder ist nach dem BKA-Gesetz und vielen | |
Landespolizeigesetzen bereits möglich. | |
3 Dec 2024 | |
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## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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