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# taz.de -- Argentiniens Präsident bei der CPAC: Javier Milei macht Trump sein…
> Er durfte als erstes ausländisches Staatsoberhaupt dem künftigen
> US-Präsidenten nach dessen Wahlsieg die Hand schütteln. Beide lobten sich
> über den grünen Klee, doch sie verfolgen unterschiedliche Ziele.
Bild: Zwei, die sich gerne als Outsider geben: Javier Milei (r.) gratuliert Don…
BUENOS AIRES taz | „Die Vereinigten Staaten führen im Norden. Argentinien
im Süden. Italien im alten Europa, und Israel, der Wächter an der Grenze
zum Nahen Osten. Denn nur mit der Stärke der freien Nationen kann es
weltweit Hoffnung auf Frieden und Wohlstand geben.“ So sieht es
Argentiniens libertärer Präsident Javier Milei.
Verkündet hat er dies auf der ultrarechten [1][Conservative Political
Action Conference (CPAC)], die am Freitag in Mar-a-Lago, dem Wohnsitz von
Donald Trump im US-Bundestaat Florida, zu Ende ging. Die CPAC ist das
Gipfeltreffen der US-Konservativen und ihrer American Conservative Union,
deren Ziel es laut ihrer Webseite ist, „die Werte des Lebens, der Freiheit
und des Eigentums für alle Amerikaner zu bewahren und zu schützen“.
Die Tatsache, dass auch ausländische Gäste zur Jahreskonferenz eingeladen
werden, kam für Milei genau zum richtigen Zeitpunkt. Milei war der erste
Staatschef, der Trump seit dessen Wahlerfolg persönlich die Hand
schüttelte. „Ich möchte dem designierten Präsidenten zu seinem
überwältigenden Sieg und dem größten politischen Comeback der Geschichte
gratulieren“, sagte Milei.
Und Trump ließ sich im Gegenzug nicht lumpen: „Javier, ich möchte Dir zu
der Arbeit gratulieren, die Du geleistet hast, um Argentinien wieder groß
zu machen. Es ist unglaublich, wie Du das geschafft hast“, lobte er seinen
zukünftigen Amtskollegen. Damit ist Milei endgültig in der Spitzenliga der
Anti-Establishment-Präsidenten angekommen. „Ich bin kein Politiker. [2][Ich
wollte einer sein, genau wie Präsident Trump]“, erklärte der so Geehrte in
Mar-a-Lago.
Was für Trump das Establishment ist, ist für Milei „la casta“, die Kaste,
womit die politische und wirtschaftliche Elite seines Landes sowie deren
Medien gemeint sind. Doch während sich beide als Outsider geben, kann Trump
auf eine von ihm dominierte Republikanische Partei [3][mit Mehrheiten im
Kongress setzen].
Dagegen steht Milei mit seinem 2021 gegründeten La Libertad Avanza noch
immer ohne landesweite Struktur da. Ganz zu schweigen von den wenigen
Mandaten im Abgeordnetenhaus und im Senat. Mileis Stärke beruht auf den
Zustimmungswerten in den Umfragen und den desolaten Zustand der Opposition.
Während Trump die Welt aus der Unternehmensperspektive betrachtet, aber für
seine zentralen Vorhaben einen starken Staat braucht, sieht Milei die Welt
aus der Sicht eines libertären Ökonomen, der der Österreichischen Schule
der Nationalökonomie anhängt. Für den selbsternannten Anarchokapitalisten
ist der Staat eine kriminelle Organisation zum Plündern des
Privateigentums, die auf ein absolutes Mindestmaß reduziert werden muss.
## Unterschiedliche Positionen im Ukraine-Krieg
Als klassischer Nationalist setzt Trump auf Abschottung und Isolation und
will Einfuhrzölle auf alle Importe zum Schutz der heimischen Wirtschaft
verhängen. Milei ist, zumindest rhetorisch, ein Globalisierungsbefürworter,
der die uneingeschränkte Öffnung von Wirtschaft und Handel propagiert und
kein Interesse am Schutz der lokalen Industrie hat. Allerdings erhebt
Argentinien immer noch hohe Zölle, und [4][Milei hat bisher mit niemandem
ein Freihandelsabkommen abgeschlossen].
Der Wahlsieg Trumps stärkt Milei den Rücken, etwa bei den anstehenden
Umschuldungsverhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds. Dabei hat
die US-Administration immer das letzte Wort. Im Gegenzug ist Milei Trumps
Brückenkopf ins Südamerika der Mitte-Links-Präsidenten wie etwa Lula da
Silva in Brasilien, [5][Gabriel Boric in Chile] oder [6][Gustavo Petro in
Kolumbien].
Und während beide eine Abneigung gegen China verbindet, offenbaren sich im
Umgang mit dem Ukraine-Krieg Unterschiede. Milei lud den ukrainischen
Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu seiner Amtseinführung im vergangenen
Dezember ein und machte damit von Anfang an deutlich, auf wessen Seite er
steht. Trump hingegen hat eine schnelle Lösung des Konflikts mit möglichen
territorialen Zugeständnissen an Russland angedeutet.
In Mar-a-Lago stand jedoch das Verbindende im Vordergrund. „Mit ihrem
Gespräch haben Milei und Trump den Grundstein für eine solide Beziehung
zwischen zwei befreundeten Ländern gelegt“, resümierte Argentiniens neuer
Außenminister Gerardo Werthein.
16 Nov 2024
## LINKS
[1] /Konferenz-konservativer-US-Republikaner/!5919800
[2] /Javier-Mileis-Aussenpolitik/!6013565
[3] /Konferenz-konservativer-US-Republikaner/!5919800
[4] /Mercosur-Verhandlungen-in-Paraguay/!6022119
[5] /Regierungswechsel-in-Chile/!5836812
[6] /Kritik-um-Kolumbiens-Praesident/!5950669
## AUTOREN
Jürgen Vogt
## TAGS
Argentinien
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