| # taz.de -- Berliner Sparliste: Abschied vom Kleinen Georg Grosz | |
| > Das Kleine George Grosz Museum war in einer früheren Tankstelle | |
| > beheimatet. Es war ein besonderes Museum an einem besonderen Ort. Nun ist | |
| > Schluss. | |
| Bild: Der Innenhof des Kleinen Georg Grosz Museums | |
| Berlin taz | Warmes Licht flutet aus den Fenstern des Cafés. Im Vorgarten | |
| plätschert ein Bach, darin echte japanische Koi. Früher war die Anlage, die | |
| hinter einer hohen weißen Mauer verborgen ist, eine Tankstelle. Die | |
| Mischung aus 50 Jahre Tankstelle, Café und Ausstellung eines für Berlin | |
| besonders wichtigen Künstlers ist es, was diesen Ort so besonders macht. | |
| Aber damit ist es nun vorbei. | |
| Am Montag hat das in Schöneberg an der Froben- Ecke Bülowstraße gelegene | |
| [1][Kleine George Grosz Museum] für immer seine Pforten geschlossen. In den | |
| letzten Tagen hatten ihm die Besucher sprichwörtlich die Türen eingerannt. | |
| Die Schließung kam nicht überraschend und hat auch nichts mit den jüngsten | |
| Sparbeschlüssen der CDU-SPD Regierung zu tun. Bereits im Spätsommer hatte | |
| der Trägerverein kundgetan, dass das Museum am 25. November zumachen werde. | |
| Abgesehen von zweimaligen Zuschüssen aus dem Hauptstadtkulturfonds seien | |
| die Ausstellungen privat und aus Spendengeldern finanziert worden, so der | |
| Vorsitzende des Trägervereins, Ralf Kemper, am Montag zur taz. Von | |
| Besuchereinnahmen allein lasse sich kein Museum betreiben. | |
| Aber Berlin, lässt Kemper keinen Zweifel, „braucht ein George Grosz Museum, | |
| in welcher Form auch immer.“ Es könne nicht angehen, dass Grosz nur mit | |
| vereinzelten Bildern in seiner Heimatstadt vertreten sei. Das bekannte | |
| Gemälde „Stützen der Gesellschaft“ von 1926 ist in der Nationalgalerie zu | |
| sehen. | |
| ## Eher ein Zeichner | |
| Grosz war Mitbegründer der Berliner Dada-Szene, in den 20er Jahren war er | |
| in zahlreichen Prozessen wegen Beleidigung der Reichswehr, Angriffs auf die | |
| öffentliche Moral und Gotteslästerung angeklagt. 1933 emigrierte er nach | |
| New York. Die Nationalsozialisten beschlagnahmten zahlreiche Arbeiten aus | |
| öffentlichen Sammlungen und zerstörten einen großen Teil. 1959, wenige | |
| Wochen nach seiner Rückkehr aus den USA, starb der 65-Jährige in Berlin | |
| nach einem Unfall. | |
| Die wenigen Bilder, die in Berlin öffentlich ausgestellt sind, seien | |
| Gemälde, sagt Ralf Kemper. Dabei sei Grosz eher ein Zeichner gewesen. Diese | |
| Zeichnungen waren Schwerpunkt des Kleinen Grosz Museums. Seit der Eröffnung | |
| 2022 waren in der früheren Tankstelle zusätzlich zur Dauerausstellung fünf | |
| Sonderausstellungen präsentiert worden. | |
| Die letzte, „Was sind das für Zeiten“, widmete sich der Zusammenarbeit und | |
| Freundschaft von Grosz mit Bertolt Brecht und dem Theatermacher Erwin | |
| Piscator. Gleich um die Ecke vom Kleinen Grosz Museum hatten die drei im | |
| Theater am Nollendorplatz 1927 „die Abenteuer des braven Soldaten Schweijk“ | |
| inszeniert. | |
| Mit rund 300 Besuchern pro Tag hatte das kleine Museum zuletzt einen wahren | |
| Ansturm erlebt. Zuvor waren es bis zu 120 pro Tag. „Die Messen an diesem | |
| Ort sind gesungen“, sagt Kemper. „Aber wir werden nicht müde, für diesen | |
| Künstler in Berlin eine neue Heimstatt zu suchen.“ Große Hoffnung auf | |
| staatliche Unterstützung mache er sich aber nicht. Anders als sein | |
| Vorgänger [2][Klaus Lederer] (Linke) habe der aktuelle [3][Kultursenator | |
| Joe Chialo (CDU)] leider keinerlei Interesse am Grosz-Museum gezeigt. | |
| Und was wird aus der alten Tankstelle und dem Café? Besitzer der Anlage ist | |
| der Schweizer Galerist und Sammler Juerg Judin. Er kenne Judins Pläne | |
| nicht, sagt Kemper. „Alles ist möglich“. | |
| 25 Nov 2024 | |
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| ## AUTOREN | |
| Plutonia Plarre | |
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