# taz.de -- Abtreibungsrecht in den USA: 7 von 10 stimmen „Pro-Choice“ | |
> In zehn Bundesstaaten wurde während der US-Wahl auch zum Recht auf | |
> Schwangerschaftsabbrüche abgestimmt. Ein Überblick über die Ergebnisse. | |
Bild: Freude über das Abstimmungsergebnis in Arizona | |
Es war eines der dominantesten Themen der Wahl: Das Recht auf | |
Schwangerschaftsabbrüche. Nicht nur weil der Republikaner Donald Trump und | |
[1][die Demokratin Kamala Harris es im Wahlkampf immer wieder zum Thema | |
machten], sondern auch weil zeitgleich zur Präsidentschafts- und | |
Kongresswahl in zehn Bundesstaaten Referenden dazu stattfanden. Inhaltlich | |
sahen die Abstimmungen in jedem Staat anders aus, doch letztlich ging es | |
darum, das Recht auf Abtreibungen in Landesverfassungen zu verankern. | |
[2][In drei Staaten scheiterte dieser Versuch, in sieben Staaten werden die | |
Rechte von schwangeren Frauen gestärkt]. | |
Die Abstimmungen folgen auf eine US-weite Einschränkung der | |
Selbstbestimmung von schwangeren Frauen seit Juni 2022. [3][Bis dahin war | |
das Recht auf Abtreibung im Grundsatzurteil Roe v Wade] aus dem Jahr 1971 | |
gesichert. Vor zwei Jahren kippte der konservativ dominierte Supreme Court | |
das Urteil, was das Recht in die Hand der 51 Bundesstaaten legte. | |
Während Harris im Wahlkampf auf die Forderung nach einem landesweiten | |
Abtreibungsrecht setzte, betonte Trump wiederholt die Verantwortung der | |
einzelnen Bundesstaaten. Nach dort bereits beschlossenen Verschärfungen | |
[4][häufen sich Berichte über schwangere Frauen, die wegen fehlender | |
medizinischer Hilfe sterben.] | |
## Florida, Nebraska, South Dakota | |
In Florida ist der Versuch, liberalere Abtreibungsrechte in der Verfassung | |
zu verankern, nun gescheitert. Abgestimmt wurde über den Vorschlag, | |
Abbrüche bis zur Lebensfähigkeit des Fötus zu erlauben. Das entspricht je | |
nach medizinischer Einschätzung die 21- bis 24. Woche. Es stimmten zwar 57 | |
Prozent der Wähler*innen für diesen Vorschlag, doch die nötigen 60 | |
Prozent wurden nicht erreicht. | |
Das ist ein klarer Sieg für [5][den rechten Gouverneur Ron DeSantis], der | |
eine große Kampagne gegen die feministische Initiative aufgefahren hatte. | |
Im April 2023 hatte DeSantis ein Quasi-Abtreibungsverbot für Florida | |
unterzeichnet. Seitdem ist in dem Bundesstaat ein Abbruch nicht bis zur | |
15., sondern nur noch bis zur 6. Schwangerschaftswoche möglich. Zu diesem | |
Zeitpunkt weiß ein Großteil der Frauen noch nicht einmal, dass er schwanger | |
ist. | |
Ursprünglich hatte Donald Trump angekündigt, gegen das Referendum zu | |
stimmen, im August sagte er dann allerdings, dass er sechs Wochen für zu | |
wenig Zeit hielte. Nach seinem Gang zur Wahlurne am Dienstag wollte er laut | |
US-Medienberichten nicht sagen, wie er abgestimmt hatte. Auf Pressefragen | |
reagierte er unwirsch. | |
Auch in South Dakota scheiterte der Versuch einer Liberalisierung. Bislang | |
gilt dort eines der strengsten Abtreibungsverbote der USA. Ein Abbruch ist | |
nur dann erlaubt, wenn das Leben der Schwangeren bedroht ist. Mit dem | |
Referendum sollte ein Abbruch bis zur 12. Schwangerschaftswoche erlaubt | |
werden. Doch nur 39 Prozent der Wähler_innen stimmten für den Antrag. | |
In Nebraska standen zwei unterschiedliche Vorschläge zur Abstimmung. Die | |
Wähler_innen stimmten dafür, dass ein Abbruch nur bis zum Ende des ersten | |
Trimesters legal ist. Ausnahmefälle sollen bei medizinischen Notfällen, bei | |
Vergewaltigungen oder Inzest gelten. Ganz knapp mit 49 zu 51 Prozent | |
scheiterte der Versuch, die Legalisierung bis zur Lebensfähigkeit des Fötus | |
auszuweiten. | |
## Mehr Rechte, mehr Schutz | |
In Colorado, Montana, Nevada und Maryland war ein Schwangerschaftsabbruch | |
bis zur Lebensfähigkeit des Fötus auch schon zuvor legal. Durch die | |
erfolgreichen Referenden wird dieses Recht nun auch in der Landesverfassung | |
verankert. In Nevada muss dieser Vorschlag allerdings im Jahr 2026 noch | |
einmal angenommen werden, damit die Verfassung geändert werden kann. Auch | |
in Arizona sollen nun die gleichen Gesetze gelten. | |
Auch in New York war ein Abbruch bis zur 24. Woche legal, nun wurde dieses | |
Recht durch eine Ergänzung in der Verfassung stärker gesichert. Künftig | |
heißt es da, dass Menschen aufgrund ihrer „ethnischen Zugehörigkeit, | |
nationalen Herkunft, ihres Alters und ihrer Behinderung oder ihres | |
Geschlechts, einschließlich der sexuellen Orientierung, der | |
Geschlechtsidentität, des Geschlechtsausdrucks, der Schwangerschaft, der | |
Schwangerschaftsfolgen und der reproduktiven Gesundheit und Autonomie“ | |
keine Rechte verweigert werden dürfen. | |
Eine weitreichende Änderung wird es in Missouri geben. Dort galt bislang | |
eines der strengsten Abtreibungsverbote des Landes. Selbst im Fall einer | |
Vergewaltigung oder bei Inzest waren Abbrüche nicht erlaubt. Nun soll das | |
„Recht auf reproduktive Freiheit“ in der Verfassung garantiert werden, | |
womit Abtreibungen bis zur Lebensfähigkeit des Fötus erlaubt sein werden. | |
6 Nov 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Recht-auf-Abtreibung-im-US-Wahlkampf/!6023650 | |
[2] https://ballotpedia.org/Results_for_abortion-related_ballot_measures,_2024 | |
[3] /50-Jahre-Abtreibungsurteil-Roe-vs-Wade/!5907374 | |
[4] https://www.spiegel.de/ausland/abtreibungen-frau-in-den-usa-erhaelt-offenba… | |
[5] /Ron-DeSantis-will-US-Praesident-werden/!5934444 | |
## AUTOREN | |
Carolina Schwarz | |
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