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# taz.de -- Angst nach den Angriffen in Amsterdam: Das waren Hetzjagden
> Die Gewaltszenen gegen Israelis in Amsterdam sind keine Einzelfälle. Die
> Lage für jüdische Fußballfans wird immer bedrohlicher.
Bild: Demonstrierende laufen mit Palästina-Flaggen und Hamas-Symbolen vor dem …
Die Szenen aus Amsterdam gingen schnell um die Welt: Nach Abpfiff des
Spiels zwischen Ajax Amsterdam und Maccabi Tel Aviv am vergangenen
Donnerstag kam es [1][zu massiver Gewalt gegen die angereisten israelischen
Fans]. Und das sorgt für immer mehr Angst unter jüdischen Fußballfans in
Europa.
Videos, die in den sozialen Medien kursieren, zeigen eine am Boden liegende
Person, offenbar bewusstlos, auf die eingeprügelt wird; einen Fußgänger,
der von einem Autofahrer überfahren wird; Menschen, die um Gnade flehen,
die beteuern „nicht jüdisch“ zu sein in der Hoffnung, verschont zu werden;
eine Person, die in eine Gracht geworfen wurde. Und das hämische Gelächter
der Täter, die aussprechen, dass all dies im Namen Palästinas und Gazas
geschieht. Einer rief, er sei auf einer „Judenjagd“. Ein anderer trug ein
Stirnband der Hamas.
Ja, die aktive Fanszene von Maccabi Tel Aviv ist [2][teilweise von rechten
Hools geprägt], wie der Gruppe „Fanatics“. Sie randalierten selber vor dem
Spiel, rissen Palästina-Flaggen von Fenstern und sangen rassistische und
kriegsverherrlichende Lieder auf ihrem Weg ins Stadion. Rechtfertigt dies
jedoch die zügellose Gewalt, die sich nach dem Spiel deutlich zeitversetzt
abspielte? Ist es legitim gewesen, dass man die Stadt nach Israelis
durchsuchte, völlig irrelevant, ob sie zu Maccabi gehören? Ist es fair,
jeden einzelnen Fan ins Visier nehmen zu dürfen? Frauen, Familien, Kinder?
Das in Amsterdam waren Hetzjagden. Hetzjagden, die an Chemnitz im
Spätsommer 2018 erinnerten, als ein Mob von Rechtsextremen und Nazis die
Stadt nach migrantisierten Menschen durchkämmte, um ihnen Gewalt anzutun.
Und genau wie in Chemnitz waren die Sicherheitsbehörden in Amsterdam
schlecht auf die Situation vorbereitet.
## Rache für Gaza
Die Täter waren nicht von Ajax Amsterdam, einem Verein, der eine lange
jüdische Tradition hat und mit Maccabi Tel Aviv eine Freundschaft pflegt.
Sondern ihr Motiv war: Rache. Rache für den Krieg in Gaza, Rache an
Israelis. Und man darf auch annehmen, dass sie einen ähnlich
[3][psychologischen Effekt wie die Hamas] und ihre Taten vom 7. Oktober
erzeugen wollten – Erniedrigung und des Terrors.
Dass Teile der Maccabi-Fans ihnen „Gründe“ gaben, sie „provoziert“ hab…
spielt keine Rolle. Jede israelische Gruppe hätte zum Ziel werden können.
Denn sie fragten nach den Pässen, in denen nicht etwa drinsteht, ob man
Hooligan, sondern ob man israelischer Staatsbürger ist. Fotos dieser
gestohlenen Pässe teilten die Täter dann stolz in den sozialen Medien. So
was wäre in einer europäischen Hauptstadt vor wenigen Jahren noch
unvorstellbar gewesen und dies beunruhigt nicht nur Israelis, sondern auch
die jüdische Diaspora.
Die Hetzjagden in Amsterdam waren dabei kein Einzelfall. Immer wieder kommt
es im Fußball zu antisemitischen Parolen, Anfeindungen, Übergriffen. Zum
Beispiel ebenfalls am Donnerstagabend in Berlin: Nach einem Jugendspiel
zwischen TuS Makkabi und DJK Schwarz-Weiß Neukölln seien die jungen
Makkabi-Spieler mit Stöcken und Messern verfolgt worden. Laut dem Vater
eines der Makkabi-Spieler seien die Kinder auch mehrfach beleidigt und
bespuckt worden.
Oder nach dem Spiel zwischen Dortmund und Celtic Anfang Oktober: Die
angereisten schottischen Fans hinterließen „Fuck Hersh“-Botschaften im
BVB-Stadion – als Antwort auf das Engagement zahlreicher deutscher
Fußballvereine wie Werder Bremen, die an den israelischen Fußballfan Hersh
Goldberg-Polin erinnerten, der am 7. Oktober 2023 von der Hamas entführt
und im August dieses Jahres von der Terrororganisation per Kopfschuss
hingerichtet wurde.
## Gefühl der Unsicherheit
All das führt zu einem tiefen Gefühl der Unsicherheit unter jüdischen
Fußballfans wie mir, die jetzt umso mehr Angst in der Kurve oder auf dem
Nachhauseweg haben müssen, als wir zum Teil ohnehin schon hatten. Denn für
uns gelten offenbar andere Maßstäbe. Stundenlange Hetzjagden werden zu
„Ausschreitungen unter Fans“ deklariert. Und kritikwürdiges Verhalten, wie
es leider von Fans aus aller Welt zu sehen ist, wird bei Israelis zur
Rechtfertigung für eine kollektive Bestrafung durch Gewalt.
In Hannover gab es am Samstag eine Kundgebung, die die Vorkommnisse in
Amsterdam gefeiert hat und sich solche Szenen auch hier in Deutschland
wünscht. Und am kommenden Donnerstag spielt die israelische Mannschaft
gegen Frankreich in Paris. Bei vielen Fans herrscht jetzt umso mehr Angst,
dass die Hetzjagden aus Amsterdam sich wiederholen könnten. Und in diesen
Tagen wird sich entscheiden, ob wir ein friedliches Fußballspiel erleben
werden oder Israel wieder seine Flugzeuge zur Evakuierung schicken muss.
10 Nov 2024
## LINKS
[1] /Ausschreitungen-in-Amsterdam/!6047786
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[3] /Medienstrategie-der-Hamas/!6032254
## AUTOREN
Daniel Uschpol
## TAGS
Fußball
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Kolumne Über den Ball und die Welt
Niederlande
Kolumne Press-Schlag
Antisemitismus
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