# taz.de -- Milliarden für Russland: Tschechische Geschäfte mit russischem Ö… | |
> Der Öl- und Gassektor ist die wichtigste Einnahmequelle Moskaus. Zu den | |
> wichtigsten Käufern zählt die Tschechische Republik. | |
Bild: Der tschechische Regierungschef Petr Fiala äußert sich bei einem Besuch… | |
Berlin taz | Sieben Milliarden Euro – so viel hat die Tschechische Republik | |
seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 für | |
fossile Brennstoffe aus Russland bezahlt. In fast drei Jahren Krieg sind | |
das fünfmal mehr an Ausgaben für Öl und Gas an den russischen Aggressor, | |
[1][als für die Ukraine-Hilfe verwendet wurden]. Dies geht aus einem | |
Bericht des Zentrums für Demokratie (CSD) und dem Zentrum für Forschung zu | |
Energie und sauberer Luft (CREA) hervor. | |
Obwohl die derzeitige Regierung unter Premierminister Petr Fiala wiederholt | |
betont hat, dass sie die Abhängigkeit von russischem Öl reduzieren möchte, | |
heißt es laut CSD und CREA, dass das Gegenteil der Fall ist. Tschechien hat | |
sich deutlich abhängiger gemacht. | |
Aber: Öl importiert in der Tschechischen Republik nicht der Staat, sondern | |
ein privates Unternehmen, nämlich das polnische Unternehmen PKN Orlen, die | |
Muttergesellschaft der tschechischen Raffinerien Orlen Unipetrol. Die | |
Regierung hat keinen direkten Einfluss auf die Entscheidungsfindung eines | |
privaten Unternehmens. | |
## Suche nach Alternativen läuft | |
„Deshalb unterstützen wir aktiv die Diversifizierung der Lieferanten, damit | |
die Tschechische Republik zu Beginn des nächsten Jahres die russischen | |
Öllieferungen vollständig ersetzen kann,“ erklärte die Sprecherin des | |
Ministeriums für Industrie und Handel, Miluše Trefancová. | |
Die Regierung erleichtert auch den Kontakt tschechischer Händler mit | |
Gasanbietern aus Algerien, Oman, Norwegen, den USA und weiteren Staaten. | |
„Zusätzlich haben wir für das nächste Jahr mit Deutschland die Abschaffung | |
von Gebühren vereinbart, die die Kosten für nicht-russische Gaslieferungen | |
aus dem Westen nach Mitteleuropa erhöhen,“ ergänzte Trefancová. | |
Auch Martin Vladimirov, Direktor der Abteilung für Energie und Klima beim | |
CSD, weißt auf neue Wege hin, um fossile Brennstoffe nach Tschechien zu | |
bringen. „Die Tschechische Republik könnte regelmäßige Öllieferungen, die | |
nicht aus Russland kommen, sicherstellen, indem sie etwa die verfügbaren | |
Kapazitäten des Transalpen-Pipelinesystems nutzt.“ Außerdem könnten Importe | |
von raffinierten Produkten erhöht werden und Ölvorräte genutzt werden, | |
lautet seine Einschätzung. | |
## Milliarden Geschäft für Moskau | |
Nicht mal die tschechische Bevölkerung hat etwas von den Geschäften mit | |
Moskau. Laut Bericht hat die tschechische Orlen Unipetrol zwar verbilligtes | |
russisches Öl gekauft – am meisten im dritten Quartal 2022 – doch von den | |
deutlich niedrigeren Preisen [2][profitierten die tschechischen Verbraucher | |
nicht.] | |
Moskau hat durch [3][Ölexporte in die Tschechische Republik] von Februar | |
2022 bis Juni 2023 rund 2,3 Milliarden Euro an Steuern eingenommen. In den | |
letzten zehn Jahren haben die Einnahmen aus der russischen Öl- und | |
Gasindustrie 30 bis 50 Prozent der Gesamteinnahmen des Staatshaushaltes | |
ausgemacht. | |
Für den Kreml ist dies daher der wirtschaftlich bedeutendste Sektor. Obwohl | |
die Europäische Union versucht, die Zuflüsse russischen Öls durch | |
Sanktionen und andere Maßnahmen zu regulieren, haben Unternehmen, die in | |
der EU tätig sind, weiterhin Schlupflöcher gefunden. | |
19 Oct 2024 | |
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## AUTOREN | |
Jolana Humpálová | |
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