# taz.de -- Bündnis für Zusammenarbeit: Pekings und Moskaus neue Weltordnung | |
> Die Freunde und Partner von China, Russland und Iran wollen bei ihrem | |
> gemeinsamen Gipfel in Pakistans Hauptstadt ihre Zusammenarbeit vertiefen. | |
Bild: Ankunft des chinesischen Premierminister Li Qiang in Islamabad am 15. Okt… | |
Islamabad/Berlin taz | Mit einem Willkommensdinner will Pakistans | |
[1][Premier Shehbaz Sharif] am Dienstagabend den diesjährigen Gipfel der | |
Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) in der Hauptstadt | |
Islamabad eröffnen. Das von China und Russland mit zentralasiatischen | |
Ländern gegründete Bündnis steht in Konkurrenz zu internationalen | |
Organisationen und Zusammenschlüssen, die von westlichen Ländern dominiert | |
werden. | |
Bereits am Dienstag gab es in Islamabad eine Reihe bilateraler Treffen, | |
doch ist der Haupttag des für Pakistan wohl wichtigsten diplomatischen | |
Ereignisses des Jahres der Mittwoch. Der Gipfel war in der vergangenen | |
Woche von einer Welle von Terroranschlägen im Land herausgefordert worden, | |
findet aber jetzt abgesichert von mehr als 9.000 Soldaten und Polizisten | |
unter größten Sicherheitsvorkehrungen statt. | |
In Islamabad wurden eigens drei Feiertage angeordnet, um das Treffen im | |
weitgehend abgesperrten Zentrum der Stadt ungestörter durchführen zu | |
können. Eigentlich hatte die Partei des inhaftierten und immer noch sehr | |
beliebten Ex-Premierministers Iman Khan an diesem Dienstag mit einem | |
Massenprotest erneut seine Freilassung fordern wollen. Doch ließ sie sich | |
im Gegenzug für kleinere Zugeständnisse noch davon abbringen. | |
Insgesamt sind in Islamabad jetzt 27 Länder vertreten, darunter neben den | |
ständigen 10 SCO-Mitgliedern und 3 Beobachtern auch 14 sogenannte | |
Dialogpartner. Das finanzstarke China, das schon seit Jahren Pakistans | |
wichtigster internationaler Partner ist, gibt bei der in Peking | |
angesiedelten SCO den Ton an. Chinas Regierung nutzt den Staatenbund als | |
Vehikel für ihre Seidenstraßeninitiative und für ihre Verbindungen vor | |
allem nach Zentralasien, wo sie als Konkurrentin zum wirtschaftlich | |
schwächeren Russland auftritt. | |
## Chinas Premier weiht Flughafen in Pakistan ein | |
Chinas Premier Li Qiang war bereits am Montag mit einer 300-köpfigen | |
Delegation in Pakistan eingetroffen. Er weihte zunächst [2][den von China | |
finanzierten Flughafen von Gwadar] in der südwestlichsten Ecke von | |
Belutschistan an der Grenze zum Iran ein. Dort in direkter Nähe zu den | |
Golfstaaten hat China am Arabischen Meer einen großen Hafen gebaut. Den | |
will es in einem [3][China-Pakistan Economic Corridor (CPEC)] genannten | |
großen Projektbündel im Umfang von 62 Milliarden US-Dollar quer durch das | |
Land mit der Volksrepublik verbinden. | |
CPEC ist der wichtigste Teil von Chinas Seidenstraßeninitiative in Pakistan | |
und zaubert dortigen Offiziellen und Geschäftsleuten Dollarzeichen in die | |
Augen, sobald darüber gesprochen wird. Doch sind in Pakistan chinesische | |
Bauarbeiter und Firmenvertreter immer wieder Ziele von Anschlägen durch | |
belutschische Separatisten, zuletzt erst vergangene Woche. | |
Terrorismusbekämpfung und wirtschaftliche Fragen sind ein traditionell | |
wichtiger Bestandteil der SCO. Inzwischen geht es dabei aber auch immer | |
mehr um Gegenpositionen zu westlichen Vorstellungen globaler Ordnung. | |
Seit 2023 sind auch Iran und seit diesem Jahr Belarus SCO-Mitglieder. Damit | |
rückt nicht nur eine Diskussion der Kriege im Nahen Osten und der Ukraine | |
stärker in den Vordergrund, sondern wird auch eine antiwestliche | |
Stoßrichtung des Staatenbundes immer deutlicher. | |
## Kein wirkliches Tauwetter zwischen Indien und Pakistan | |
Bemerkenswert am jetzigen Gipfel in Islamabad ist auch die Anwesenheit von | |
Indiens Außenminister S. Jaishankar. Zwar sind sowohl Indien als auch | |
Pakistan seit 2017 SCO-Mitglieder, doch ist Jaishankars Besuch der erste | |
Besuch eines indischen Außenministers im Nachbarland seit neun Jahren. | |
Die Beziehungen der beiden verfeindeten Staaten liegen wegen des Streits um | |
Kaschmir und Terrorvorwürfen seit Jahren auf Eis. Die Handels- und | |
Verkehrsverbindungen sind unterbrochen. Doch Jaishankar dämpfte schon vor | |
seiner Reise die Erwartungen: „Ich fahre nicht dorthin, um die | |
indisch-pakistanischen Beziehungen zu erörtern,“ sagte er. | |
Indien ist bei der von seinem Rivalen China dominierten SCO in einem | |
Dilemma. Dort nicht vertreten zu sein, hieße die zentralasiatischen Länder | |
erst recht in Pekings Arme zu treiben. Der frühere indische Diplomat und | |
heutige Präsident des Instituts für Globale Studien in Neu Delhi, Ashok | |
Sajjanhar, erwartet in Islamabad kein Treffen von Jaishankar mit Chinas | |
Premier Li. „Ein Premierminister ist nicht der normale Counterpart,“ so | |
Sajjanhar in einem Interview mit dem [4][Indian Express]. | |
15 Oct 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Regierungsbildung-in-Islamabad/!5989357 | |
[2] https://apnews.com/article/pakistan-china-sco-meeting-6ae9bd89b84eef5c5fe96… | |
[3] /Der-China-Pakistan-Economic-Corridor/!5825589 | |
[4] https://indianexpress.com/article/explained/expert-explains-china-and-pakis… | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
Zahra Kazmi | |
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