| # taz.de -- Kamala Harris’ „Abschlussplädoyer“: Ihr bestes Argument | |
| > Es ist bedenklich, wenn die erste schwarze Präsidentschaftskandidatin als | |
| > besten Grund, sie zu wählen, angibt, dass ihr Gegner Donald Trump heißt. | |
| Bild: Kamala Harris hat viel zu sagen – und sollte nicht Trumps Agenda folgen… | |
| Auch in ihrer als „Schlussplädoyer“ angekündigten Rede vor | |
| [1][beeindruckender Kulisse in der US-Hauptstadt] hat die demokratische | |
| Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris nicht mit einer eigenen Vision | |
| glänzen können. Erneut arbeitete sie sich an der Person und Agenda ihres | |
| Konkurrenten Donald Trump ab. Die Rede war symptomatisch für den gesamten | |
| kurzen Wahlkampf, den Harris nach dem Rückzug Joe Bidens überhaupt noch | |
| führen konnte. | |
| Für republikanische Wähler*innen sind nach allen demoskopischen | |
| Erhebungen der letzten Zeit die Themen Wirtschaft, Migration und | |
| Gewaltkriminalität zentral, bei den Demokrat*innen stehen hingegen | |
| Gesundheitsversorgung und die Zusammensetzung des Obersten Gerichtshofes | |
| vorne, Wirtschaft kommt erst an dritter Stelle. | |
| Aber die Trump-Kampagne hat es geschafft, mit klaren Aussagen oder | |
| unglaublichen Lügen oder einer Mischung aus beidem ihre Themen in der | |
| öffentlichen Wahrnehmung ganz nach vorne zu spielen. [2][Trump hat die | |
| Agenda gesetzt]. | |
| Mit Ausnahme der drei Wochen zwischen jener desaströsen TV-Debatte und | |
| Bidens Rückzug, als die mentale Fitness des amtierenden Präsidenten die | |
| Schlagzeilen dominierte, war es immer Trump, der bestimmen konnte, worüber | |
| gesprochen wird. Je dreister die Lüge, je aggressiver der Angriff, desto | |
| mehr sahen sich Harris und die Demokrat*innen genötigt, darauf | |
| einzugehen. Inhaltlich völlig zu Recht brandmarkt sie Trumps Wunsch nach | |
| autoritärer Herrschaft bis hin zum Faschismus. Aber das bedeutet eben: Er | |
| ist das Thema, nicht ihre Ideen. | |
| ## Diskreditierung der Gegenseite hat Tradition | |
| Und: Trump ist es eben auch gelungen, auf den tatsächlichen Problemen eines | |
| Großteils der Bevölkerung, etwa der Inflation, aufzusetzen und eine mit | |
| Lügen oder Übertreibungen konstruierte Erzählung zur gefühlten Wahrheit | |
| seiner Anhänger*innen zu machen. Sich selbst preist er zugleich als | |
| einzig mögliche Lösung all dieser Probleme an. Dem setzt die Warnung, Trump | |
| sei eine Gefahr für die Demokratie, einfach wenig Überzeugendes entgegen. | |
| Und das ist noch nicht einmal ein besonderes Versäumnis von [3][Kamala | |
| Harris] und ihrem Team: Auch Joe Bidens bestes Argument war stets die | |
| Gefährlichkeit Donald Trumps. | |
| Im Prinzip sind die USA seit Langem Wahlkämpfe gewöhnt, die mehr auf die | |
| Diskreditierung der Gegenseite zielen als auf die eigenen Ideen. Aber es | |
| ist schon bedenklich, wenn eine Frau, die als erste Schwarze | |
| Präsidentschaftskandidatin durchaus Geschichte schreiben könnte, als besten | |
| Grund, sie zu wählen, angibt, dass ihr Gegner Donald Trump heißt. Da ist | |
| ganz schön was schiefgelaufen. | |
| 30 Oct 2024 | |
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| Bernd Pickert | |
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