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# taz.de -- Epstein-Skandal und Trump: Die fantastischen Zwei
> Donald Trumps gute Beziehung zu Jeffrey Epstein ist allseits bekannt.
> Jetzt könnte sie ihm im aktuellen US-Wahlkampf zum Verhängnis werden.
Bild: Grinsen, als hätten sie etwas zu verbergen: Jeffrey Epstein und sein Fre…
Vermutlich wird kein Name im Zusammenhang mit Jeffrey Epstein häufiger
genannt [1][als Donald Trump]. Es gibt unzählige Fotos, Videos,
Flugbucheinträge und Anrufprotokolle, die eine enge Verbindung zwischen den
beiden Männern belegen. Doch wie eng war sie wirklich? Zu den Details der
Beziehung schweigt Trump.
Doch das reicht der republikanischen Basis nicht mehr und das Thema spielt
längst eine große Rolle im Wahlkampf. Beispielsweise immer dann, wenn es um
die Frage geht, ob Trump die „Epstein-Files“, eine umfangreiche Sammlung
von Ermittlungs- und Gerichtsakten zu Epstein und seinen mutmaßlichen
Mitwissern, als US-Präsident veröffentlichen würde.
Im Januar 2024 waren mehr als [2][900 Seiten Gerichtsunterlagen] mit
Klarnamen von rund 170 zuvor meist anonym behandelten Personen
veröffentlicht worden.
Jeffrey Epstein selbst kann zu der Beziehung nichts mehr sagen, er ist tot.
2008 wurde der Investmentbanker [3][wegen sexuellen Missbrauchs] von
Minderjährigen zu einer 18-monatigen Haftstrafe verurteilt. Eine
vergleichsweise milde Strafe, die er sich in einem Deal ausgehandelt hatte.
2019 erhob die Staatsanwaltschaft erneut schwere Vorwürfe gegen ihn,
darunter der systematische Missbrauch von minderjährigen Mädchen und der
Aufbau eines internationalen Sexhandelsrings.
## Er würde es tun
Epstein hatte ziemlich viele bedeutende und mächtige Freunde. Ob sie Teil
dieses kriminellen Netzwerks sind, ist bis heute ungeklärt. Nur wenige
Wochen nach seiner Festnahme wurde Epstein tot in seiner Zelle im
Hochsicherheitstrakt des Metropolitan Correctional Center in New York
aufgefunden.
Im Juni 2024 wird Trump bei „Fox & Friends Weekend“ gefragt, ob er die
Epstein-Files freigeben würde. Zunächst antwortet er: „Ja, ich würde.“ D…
fügte er hinzu: „Ich denke, ich würde es tun.“ Nur um dann zu sagen: „I…
denke, eher weniger … weil man das Leben der Menschen nicht beeinträchtigen
will, wenn es sich um gefälschtes Material handelt, denn in dieser ganzen
Welt gibt es eine Menge gefälschtes Material. Aber ich denke, ich würde es
tun.“
Dieses ausweichende Verhalten ist keine Ausnahme. Als er im September im
„Lex Fridman“ auf sein Zögern bezüglich der Freigabe angesprochen wird,
bleibt er vage und sagt, er werde „einen Blick darauf werfen.“ Als er auf
seine Beziehung zu Epstein befragt wird, antwortet er: „Er war ein guter
Verkäufer, ein herzlicher Typ […] Er hatte ein paar nette Vorzüge, wie
Inseln.“ Ungefragt spricht Trump den unabhängigen Kandidaten Robert F.
Kennedy Jr. an, der seine Kandidatur für Trump zurückzog und zugab, zweimal
in Epsteins Flugzeug geflogen zu sein.
Doch trotz aller vagen Aussagen geht Elon Musk – einer von Trumps
wichtigsten prominenten Unterstützern – fest davon aus, dass Trump die
Dokumente vollständig veröffentlichen würde. Im Interview mit Tucker
Carlson sagte er kürzlich: „Ich denke, ein Teil des Grundes, warum Kamala
so viel Unterstützung bekommt, ist, dass, wenn Trump gewinnt, die
Epstein-Kundenliste öffentlich wird.“
Was wohl Trump von diesem Vorstoß hält, der die mögliche Veröffentlichung
der brisanten Liste als Druckmittel im Wahlkampf positioniert? Schließlich
fällt die Festnahme und der Tod in die erste Amtszeit von Donald Trump –
schon damals blieb er nicht unberührt davon.
Kurz nach Donald Trumps Wahlsieg im November 2016, drei Jahre vor Jeffrey
Epsteins Verhaftung, durchlief Alexander Acosta den sogenannten
Vetting-Prozess für ein Ministeramt. Dabei wurde sein geheimer Deal von
2007 erwähnt, der Epstein weitgehend schützte.
Laut der Journalistin Vicky Ward erklärte Acosta, er habe Epstein nicht
weiter verfolgt, da ihm gesagt wurde, Epstein gehöre „dem Geheimdienst“ an.
Diese Antwort schien Trumps Team zu genügen, und Acosta wurde kurze Zeit
später zum Arbeitsminister ernannt.
## Geheimer Vergleich
Doch als Epstein 2019 verhaftet wird, gerät Acosta zunehmend in den Fokus
der Medien. Es wird öffentlich, dass Acosta trotz erdrückender Beweise und
Aussagen minderjähriger Opfer die Ermittlungen gegen Epstein eingestellt
und stattdessen einen geheimen Vergleich ausgehandelt hatte. Trump
verteidigt seinen Arbeitsminister zunächst und hebt hervor, dass Acosta
viele Jahre zuvor „einen tollen Job“ gemacht habe.
Unter wachsendem Druck tritt Acosta schließlich im Juli 2019 zurück. Im
Nachgang wird deutlich, dass Acosta schwerwiegende Fehler in seinem Umgang
mit dem Epstein-Fall gemacht hatte. Ein Bericht des Justizministeriums von
2020 stellt fest, dass Acosta „schlechtes Urteilsvermögen“ bewiesen habe.
Trump versucht, sich von Epstein zu distanzieren und behauptet, den Kontakt
Jahre zuvor abgebrochen zu haben: „Wir hatten vor langer Zeit einen Streit.
Der Grund dafür spielt, ehrlich gesagt, keine Rolle.“
Dass die beiden eine lange Freundschaft pflegten, ist gut belegt. In einem
Porträt des New York Magazine von 2002 beschreibt Trump Epstein, wie folgt:
„Ich kenne Jeff seit fünfzehn Jahren. Ein toller Kerl. Es macht viel Spaß,
mit ihm zusammen zu sein. Es heißt sogar, dass er schöne Frauen genauso mag
wie ich, und viele von ihnen sind von der jüngeren Sorte.“
2019 tauchten Videos aus den 1990er Jahren auf, die zeigen, wie Trump
Epstein und Ghislaine Maxwell nach Mar-a-Lago einlädt. In den Aufnahmen
sieht man Trump und Epstein gemeinsam tanzen und auf Frauen zeigen,
scheinbar im Gespräch über anwesende junge Frauen.
Auch Trumps Beziehung zu Ghislaine Maxwell, die im Dezember 2021 wegen
sexuellen Missbrauchs und Menschenhandels zu 20 Jahren Haft verurteilt
wurde, wirft Fragen auf. Maxwell spielte eine zentrale Rolle in Epsteins
Missbrauchsnetzwerk, indem sie Mädchen und Frauen für den Missbrauch
rekrutierte und ihm half, Verbindungen in die High Society zu knüpfen
Auch in diesem Wahlkampf könnte Epstein erneut zu einer unangenehmen Figur
für Trump werden, besonders angesichts seines Anspruchs, als
kompromissloser Aufklärer aufzutreten. Nachdem er früher mit dem Slogan
„Drain the Swamp“ antrat, um das korrupte Establishment in Washington zu
entlarven, hat Trump diesmal versprochen, noch weiter zu gehen.
Bei einer Wiederwahl will er geheime Dokumente über die Anschläge vom 11.
September 2001 und die Ermordung von John F. Kennedy veröffentlichen. Die
Epstein-Files könnten dabei eine wichtige Rolle spielen, da sie potenziell
Verstrickungen hochrangiger Persönlichkeiten in Epsteins Missbrauchsring
offenlegen könnten.
## Kamala Harris und ihr Team bleibt merkwürdig ruhig
Doch es ist nicht auszuschließen, dass auch weitere Details über die
Beziehung von Trump und Epstein ans Licht kommen könnte. In einer Klage von
2016 vor dem Southern District Court of New York wurde den beiden
vorgeworfen, ein damals 13-jähriges Mädchen mehrfach vergewaltigt zu haben.
Laut der Klage sollen sie das Mädchen in Epsteins New Yorker Residenz mit
Versprechungen einer Modelkarriere gelockt haben.
Es wird behauptet, Trump und Epstein hätten darüber gestritten, dass Trump
keinen Sex mit Jungfrauen wolle, da dies „Epsteins Job“ sei. Beide wurden
zur Gerichtsverhandlung geladen, erschienen jedoch nicht. Der Fall wurde
fünf Tage vor den US-Wahlen 2016 von den Anwälten des Mädchens durch eine
„freiwillige Einstellung“ abgewiesen – das Ereignis fand in den Medien ka…
Beachtung.
Details, die die Demokraten in ihrem Wahlkampf aufgreifen könnten. Doch bei
Kamala Harris und ihrem Team bleibt es merkwürdig ruhig, wenn es um den
Fall Epstein und Trumps Verwicklungen darin geht.
Möglicherweise aus Sorge, dass auch demokratische Politiker betroffen sein
könnten. [4][US-Präsident Bill Clinton], der oft mit Epstein in Verbindung
gebracht wird, ist der prominenteste Name. Auch andere wie der ehemalige
Gouverneur Bill Richardson und der frühere Senator George Mitchell wurden
mit Epstein assoziiert.
Es könnte sein, dass die Demokraten befürchten, dass ein stärkerer Fokus
auf den Fall ihnen selbst schaden könnte, falls weitere Verbindungen ans
Licht kommen.
Weder US-Präsident Joe Biden noch die Präsidentschaftskandidatin Kamala
Harris haben sich bisher zum Fall Epstein geäußert.
28 Oct 2024
## LINKS
[1] /Project-2025-Manifest-in-den-USA/!6043014
[2] /US-Gericht-veroeffentlicht-Dokumente/!5983586
[3] /MeToo-in-Grossbritannien/!6037894
[4] /Bill-Clinton/!t5033167
## AUTOREN
Tahir Chaudhry
## TAGS
Jeffrey Epstein
sexueller Missbrauch
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Jeffrey Epstein
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