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# taz.de -- Bewegungstermine in Berlin: Angriff auf das vielfältige Leben
> Neonazis mobilisieren, um eine feministische Demo in Marzahn zu stören.
> Sie fühlen sich ermächtigt, weil die bürgerliche Gesellschaft verroht.
Bild: Nazis dagegen sind eher Feuer und Flamme für das Patriarchat
Als im Sommer Neonazis begannen, [1][CSD-Paraden vor allem in
Ostdeutschland zu attackieren], war das der Versuch, der queeren Bewegung
einen ihrer wichtigsten erkämpften Freiräume wegzunehmen. Offensichtlich
glaubten die Nazis, dafür inzwischen stark genug zu sein. Sie glaubten,
einen Teil der Bevölkerung für ihren menschenverachtenden Kampf gegen das
vielfältige Leben hinter sich zu wissen.
Dieses neue Stärkegefühl der Neonazis kommt nicht aus dem Nichts. Die Nazis
werden befeuert von einem Diskurs, der inzwischen in beinahe jede Richtung
in autoritäre Menschenverachtung entgleist ist: In der
[2][Bürgergelddebatte], wie über Asylsuchende gesprochen wird, wie über
[3][Klimaaktivist:innen]. Deutsche Bürgerliche glauben ja inzwischen
sogar, selbst den [4][Antisemitismus auf Migrant:innen schieben] zu
können.
Die bürgerliche Gesellschaft driftet ins Autoritäre ab, weil sie unfähig
ist, die vielfältigen Krisen dieser Zeit – Klima, Kriege, Wirtschaft,
Fluchtbewegungen – zu meistern. In dieser Situation fühlen sich Nazis
ermächtigt, was sich konkret in Versuchen der öffentlichen Raumnahme zeigt.
Ein weiteres Beispiel dafür ist die Attacke Anfang Juli von
[5][mutmaßlichen Anhängern des „Dritten Weg“ auf Antifas am helllichten T…
am Ostkreuz].
## Das Patriarchat sterben lassen
Für das kommende Wochenende holen die Neonazis zu einem weiteren Angriff
aus. Sie werden versuchen, feministische Kämpfe aus Marzahn zu vertreiben.
Dort, am S-Bahnhof Raoul-Wallenberg Straße, startet am Samstag (19. 10.) um
16 Uhr eine „kämpferische feministische Herbstdemo“ unter dem Motto
[6][„Patriarchat sterben lassen“]. Der Aufruf richtet sich gegen die
alltägliche patriarchale Gewalt und die Neonazistrukturen in
Marzahn-Hellersdorf, wo auch die AfD in Berlin große Wahlerfolge feiert. Zu
der Demo rufen eine Reihe von Antifagruppen aus dem Berliner Osten auf.
Die Organisator:innen [7][vermelden nun], dass Nazigruppen zu
Gegenprotest und Störaktionen gegen die feministische Demonstration
mobilisieren und dafür auch Kader aus dem Hinterland in die Hauptstadt
schaffen wollen. Für alle Antifas heißt das deshalb, die Demo zu
unterstützen. Denn wie es im Aufruf heißt: „Kreuzberger Gratismut ist
vorbei, gerade in Berliner Außenbezirken, wo viele der Faschos wohnen, muss
Antifeminismus und Faschismus die Stirn geboten werden!“.
Höchste Zeit wird’s, denn die Nazis sind immer nur so stark, wie es die
antifaschistische Gegenwehr zulässt. Auch die Attacken auf die CSD-Paraden
konnten teils durch entschlossene Gegenwehr abgewehrt werden. Der kommende
Samstag wird deshalb ein wichtiger Termin, um den Faschos klarzumachen,
dass sie in Berlin immer noch mit entschlossener Gegenwehr rechnen müssen.
## Antifaschistischer Bastelabend
Wer noch nicht allzu viel Demoerfahrung hat, sich unsicher ist oder auch
einfach nur Lust auf einen antifaschistischen Abend hat, kann bereits einen
Tag zuvor einer Einladung der Lichtenberger Jugendantifa folgen. Die lädt
zu einem [8][gemütlichen Bastel- und Spieleabend] ein, um gemeinsam Schmuck
zu machen, zu nähen oder Demosprüche-Memory zu spielen. Vor Ort beantworten
Menschen auch Fragen zur Demonstration (Donnerstag, 18. 10.,
Türrschmidtstraße 1, 16 Uhr).
Wer sich über eine Demo hinaus antifaschistisch engagieren möchte, kann den
ersten Schritt dafür zum Beispiel am Mittwoch (16. 10.) tun. Da findet um
19 Uhr im Bandito Rosso (Lottumstr. 10a) das [9][Offene Antifa Treffen
(OAT)] statt. Es gibt einen Inputvortrag, in dem die vergangenen
Landtagswahlen reflektiert werden sollen, anschließend gibt es Zeit, sich
kennenzulernen.
Speziell für Antifa-Aktivismus in Lichtenberg ist der [10][Tresen der
dortigen Antifaschistischen Vernetzung (AVL)] gedacht. Der Tresen findet
kommenden Montag (21. 10.) um 19 Uhr im Plattenkosmos (Magdalenenstr. 19)
statt. Es gibt einen Infovortrag über die rechte Hetze gegen geplante
Geflüchtetenunterkünfte in einem ehemaligen Hotel an der Landsberger Allee
sowie in einer Containersiedlung in Hohenschönhausen. Anschließend gibt es
auch hier die Möglichkeit, aktiv zu werden.
Und weil der Kampf gegen den Faschismus immer auch der Kampf gegen die
Festung Europa ist, [11][informiert die IL Berlin] am kommenden Dienstag
über die Lage von Geflüchteten, die im Grenzgebiet zwischen Belarus und
Polen unter katastrophalen Bedingungen gefangen sind. Beim Jour Fixe
sprechen wird Marek Jakubowski, der über die aktuelle Situation in Polen
und die Rolle von Frontex berichten wird. Anschließend lässt sich mit
Menschen von der Interventionistischen Linken ins Gespräch kommen
(Dienstag, 22. 10., B-Lage, Mareschstr. 1, 19:30 Uhr).
15 Oct 2024
## LINKS
[1] /CSD-in-Bautzen/!6029166
[2] /Praemie-fuer-vermittelte-Arbeitslose/!6038125
[3] /Klimaschuetzerinnen-unter-Druck/!5988503
[4] /Kriege-im-Nahen-Osten/!6039605
[5] /Neonazi-Attacke-auf-Antifas/!6019369
[6] https://stressfaktor.squat.net/node/307749
[7] https://kontrapolis.info/14111/
[8] https://asanb.noblogs.org/?event=antifaschistischer-bastel-und-spieleabend
[9] https://stressfaktor.squat.net/node/308168
[10] https://stressfaktor.squat.net/node/308030
[11] https://stressfaktor.squat.net/node/308233
## AUTOREN
Timm Kühn
## TAGS
taz.plan
Kolumne Bewegung
Nazis
Antifeminismus
Feminismus
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Israel
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Der III. Weg
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