# taz.de -- Sexueller Missbrauch an Kindern: Ja zur Missbrauchsbeauftragten | |
> Die Bundesregierung legte einen Gesetzentwurf für besseren Kinderschutz | |
> vor. Im Bundestag zeichnet sich am Freitag einmütige Zustimmung ab. | |
Bild: In der medizinischen Kinderschutzambulanz in Frankfurt | |
Berlin taz | Das Amt der „Unabhängigen Bundesbeauftragten gegen sexuellen | |
Missbrauch von Kindern und Jugendlichen“ (UBSMK) [1][soll erstmals | |
gesetzlich geregelt werden]. Bei der ersten Beratung des Gesetzes im | |
Bundestag signalisierten alle Fraktionen Zustimmung. Die AfD kassierte | |
jedoch einen Ordnungsruf. | |
Das Amt der unabhängigen Anti-Missbrauchsbeauftragten gibt es schon seit | |
2010. Es wurde eingerichtet, als der Missbrauchsskandal in der Katholischen | |
Kirche bekannt wurde. Erste Amtsinhaberin war Ex-Familienministerin | |
Christine Bergmann (SPD), ihr folgte der Ministerialbeamte Johannes-Wilhelm | |
Rörig (SPD). Seit 2022 [2][ist die Journalistin Kerstin Claus (Grüne) | |
unabhängige Bundesbeauftragte]. | |
Nach 14 Jahren wird der Posten nun erstmals gesetzlich geregelt und damit | |
zur dauerhaften Einrichtung. „Das ist ein klares Bekenntnis zum | |
Kinderschutz“, sagte Familien-Staatssekretärin Ekin Deligöz (Grüne) bei der | |
Vorstellung des Gesetzes im Bundestag. | |
Der Gesetzentwurf sieht vor, dass die Anti-Missbrauchsbeauftragte auf | |
Vorschlag der Bundesregierung vom Bundestag gewählt wird. Die Amtszeit soll | |
fünf Jahre betragen, eine einmalige Wiederwahl ist möglich. Die Beauftragte | |
soll die Öffentlichkeit und Betroffene informieren und in der | |
Öffentlichkeit das Bewusstsein für das Thema sexueller Missbrauch | |
wachhalten. Einmal pro Wahlperiode soll die Beauftragte dem Bundestag | |
Bericht erstatten und dabei auch Versorgungslücken und Versäumnisse | |
aufzeigen. | |
Gesetzlich abgesichert werden nun auch der Betroffenenrat und die | |
Aufarbeitungskommission bei der Missbrauchsbeauftragten. Die bis zu 18 | |
Mitglieder:innen des beratenden Betroffenenrats werden ebenso wie die | |
sieben Mitglieder der Aufarbeitungskommission von der Beauftragten berufen. | |
## Hotline per Gesetz | |
Zudem wird der Bund durch das Gesetz verpflichtet, eine medizinische | |
Kinderschutz-Hotline einzurichten. Hier sollen sich Ärzt:innen und | |
Mitarbeiter:innen der Jugendhilfe kompetenten Rat holen können. Für | |
Missbrauchsbetroffene wird ein Einsichtsrecht in ihre Jugendamts-Akten | |
geschaffen. Die Akten müssen zwanzig Jahre aufbewahrt werden. Das Gesetz | |
soll jährlich zu Mehrkosten in Höhe von 4,4 bis 7,4 Millionen Euro führen, | |
die das Familienministerium von [3][Lisa Paus (Grüne)] übernimmt. | |
Für die CDU/CSU forderte die Abgeordnete Bettina-Margarete Wissmann eine | |
Erweiterung der Aufgaben der Beauftragten. Diese soll auch Schutzkonzepte | |
gegen sexuellen Missbrauch für gesellschaftliche Akteure wie die Kirchen | |
erarbeiten. Heidi Reichinnek (Linke) forderte mehr Geld für die | |
Jugendhilfe: „Wer überlastet ist, der übersieht.“ | |
Lars Castelucci (SPD) schlug die Einrichtung einer „Bundesstiftung für die | |
Opfer sexualisierter Gewalt“ vor. Über sie solle die Entschädigung von | |
Opfern aller Bereiche nach einheitlichen Kriterien abgewickelt werden. Auch | |
könnte dort eine Ombudsstelle für Streitfälle eingerichtet werden. | |
Der AfD-Abgeordnete Martin Reichert bezeichnete auch die | |
„Frühsexualisierung“ von Kindern, etwa durch Aufklärung über | |
Selbstbefriedigung, als „sexuellen Missbrauch“. Dies sei die Fortführung | |
pädophiler Experimente. Für seine Äußerung, „heute sitzt diese perverse | |
Sexual-Ideologie auf der Regierungsbank“ erhielt Reichert einen Ordnungsruf | |
von Bundestags-Vizepräsidentin Yvonne Magwas (CDU). Reichert habe ein | |
Verfassungsorgan „persönlich verächtlich gemacht“. | |
11 Oct 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Missbrauchsgesetz-verzoegert-sich/!6009156 | |
[2] /Missbrauchsbeauftragte-ueber-Praevention/!6022288 | |
[3] /Lisa-Paus/!t5618350 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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