| # taz.de -- Reaktionen auf AfD-Verbotsantrag: Kritik an AfD-Verbotsplan | |
| > Abgeordnete aller demokratischen Parteien schlagen ein Verbotsverfahren | |
| > gegen die AfD vor. Politiker*innen von SPD, FDP und BSW sehen den | |
| > Vorstoß skeptisch. | |
| Bild: Bald Licht aus bei der AfD? An einem Verbotsantrag gibt es allerdings sch… | |
| Berlin afp | Die Initiative mehrerer Bundestagsabgeordneter für ein | |
| [1][Verfahren zum Verbot der AfD] hat ein geteiltes Echo ausgelöst. Ein | |
| Verbotsverfahren könne zur Solidarisierung mit der AfD führen und der | |
| Partei neue Wählerinnen und Wähler zutreiben, warnten Kritiker am Montag. | |
| Die AfD könnte ein solches Verfahren „für eine populistische Märtyrerpose | |
| nutzen, die diese Wahlerfolge womöglich noch verstärkt“, sagte etwa der | |
| SPD-Abgeordnete Ralf Stegner dem Handelsblatt. | |
| Stegner verwies zudem auf „valide Bedenken, ob es dafür angesichts großer | |
| Wahlerfolge der AfD nicht bereits zu spät sei“. Daher sei eine „sorgfälti… | |
| und abwägende Debatte“ im Parlament erforderlich. „Der Worst Case wären | |
| gespaltene demokratische Fraktionen und Parteien, während die | |
| Demokratiefeinde sich ins Fäustchen lachen.“ Er selbst habe aber keinen | |
| Zweifel, „dass die AfD eine rechtsextreme Partei ist“, sagte Stegner. | |
| Eine fraktionsübergreifende Gruppe aus Abgeordneten von SPD, CDU/CSU, | |
| Grünen und Linken hat Berichten zufolge [2][einen Gruppenantrag | |
| ausgearbeitet], mit dem der Bundestag ein Parteiverbotsverfahren vor dem | |
| Bundesverfassungsgericht anstoßen soll. Der Bundestag ist – neben | |
| Bundesregierung und Bundesrat – eines von drei Verfassungsorganen, das ein | |
| Verbotsverfahren vor dem Gericht anstoßen kann. Die rechtlichen Hürden | |
| dafür sind allerdings hoch. | |
| Vor den Risiken eines solchen Vorgehens warnte die Vorsitzende der | |
| SPD-Grundwertekommission, [3][Gesine Schwan]. „Ein Verbotsantrag wäre jetzt | |
| politisch kontraproduktiv“, sagte sie dem Tagesspiegel vom Montag. „Es | |
| würde noch mehr Bürgerinnen und Bürger, die mit den Bedingungen und | |
| Erfordernissen der pluralistischen Demokratie wenig vertraut sind und sich | |
| mit ihr deshalb nicht identifizieren können, in die Arme der AfD treiben.“ | |
| ## Kiesewetter befürwortet den Plan | |
| Zu der Frage, ob es ein AfD-Verbot braucht, äußerte sich auch Vizekanzler | |
| Robert Habeck (Grüne). „Dazu braucht es die Beweise“, sagte er den Sendern | |
| RTL und ntv am Sonntagabend. „Wenn die Beweise vorliegen, dann ja.“ | |
| Kritik kam aus der FDP. Der FDP-Abgeordnete Frank Schäffler sagte dem | |
| Handelsblatt: „Das halte ich für Unsinn.“ Die AfD müsse politisch bekämp… | |
| werden. Verbotsdebatten schadeten nur, weil sie von der politischen | |
| Diskussion ablenkten. | |
| Die Bundesregierung ist in die Überlegungen zu einem Verbotsverfahren nach | |
| eigenen Angaben nicht eingebunden. Ein Sprecher des für die innere | |
| Sicherheit zuständigen Bundesinnenministeriums sagte, ihm seien „keine | |
| Kontakte“ der Initiatoren mit Ressortchefin Nancy Faeser (SPD) in der Sache | |
| bekannt. | |
| Der CDU-Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter begrüßte es generell, | |
| dass der Bundestag über ein AfD-Verbotsverfahren beraten soll. „Wir | |
| brauchen eine sehr sensible Diskussion in der Gesellschaft, aber auch im | |
| Bundestag über die Frage, wie wir mit einer Partei umgehen, die versucht | |
| hat, letzte Woche den Thüringer Landtag in Geiselhaft zu nehmen“, sagte | |
| Kiesewetter zu Welt TV. | |
| Kiesewetter ließ allerdings offen, ob er selbst für einen Verbotsantrag | |
| stimmen würde. „Entscheidend ist, dass wir es thematisieren und auch unsere | |
| Bevölkerung sensibilisieren“, sagte er. „Was am Ende dabei herauskommt, ist | |
| eine ganz andere Frage.“ | |
| Scharfe Kritik an den Überlegungen kam von BSW-Chefin Sahra Wagenknecht. | |
| Das sei „der dümmste Antrag des Jahres“, sagte sie dem Nachrichtenportal | |
| t-online. Ein Verbotsverfahren wäre „ein Wahlkampfgeschenk par excellence | |
| an die AfD aus der Mitte des Bundestages“, sagte Wagenknecht. Sie forderte | |
| eine „sachliche Auseinandersetzung“ mit der AfD. | |
| Eine Partei kann in Deutschland laut Artikel 21 Grundgesetz nur verboten | |
| werden, wenn sie die „freiheitlich demokratische Grundordnung“ | |
| beeinträchtigen oder beseitigen will. In einem Urteil von 1956 fordert | |
| Karlsruhe dafür eine „aktiv kämpferisch-aggressive Haltung“, mit der diese | |
| Ordnung beseitigt werden soll. Zudem muss es laut Gericht konkrete | |
| Anhaltspunkte dafür geben, dass ein Erreichen der verfolgten | |
| verfassungsfeindlichen Ziele nicht völlig aussichtslos erscheint. | |
| 1 Oct 2024 | |
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