# taz.de -- Tesla-Werk in Grünheide: Mehr Polizei im Wasserwald | |
> Tesla erhält eine Teilgenehmigung für die Erweiterung seiner Fabrik in | |
> Brandenburg. Aktivist:innen sind besorgt – und wollen weiter | |
> protestieren. | |
Bild: Leider erfolglos: Die Protestaktionen in Grünheide gegen den Ausbau von … | |
Grünheide taz | Noch kann man den Wald in der Nähe des Bahnhofs | |
Fangschleuse in Grünheide in Brandenburg ohne Polizeikontrolle betreten. | |
Allerdings bewachen nun neuerdings einige Polizist:innen den ehemaligen | |
Eingang zum „Wasserwald“, dem Baumhausdorf im Waldstück südlich des | |
Teslawerks. Aktivist:innen halten den Teil besetzt, um ihn vor dem | |
Ausbau der Fabrik zu schützen. | |
Erst am Dienstag hatte das Landesumweltamt Brandenburg Tesla [1][eine erste | |
Genehmigung] erteilt, die das US-Unternehmen benötigt, um sein E-Auto-Werk | |
zu erweitern. Dabei handelt es sich aktuell nur um eine Erweiterung bereits | |
errichteter Anlagen. Zunächst müsste kein weiterer Wald gerodet werden. | |
Tesla erfragte eine Genehmigung in insgesamt drei Teilen. | |
Die stärkere Polizeipräsenz könnte mit zwei Aktionen von Aktivist:innen | |
zusammenhängen, die jeweils Polizeieinsätze nach sich zogen. Letzten | |
Mittwoch hatten [2][Menschen einen Bagger besetzt], der sich in einer | |
gerodeten Schneise nahe dem Baumhausdorf befand. Diese Schneise soll einmal | |
Platz schaffen für eine Bahnverbindung für den Gütertransport vom und zum | |
Teslawerk. Am Montagmorgen war dann auf der Schneise ein sogenannter | |
Monopod aufgestellt worden – ein einzelner Baumstamm, der senkrecht in den | |
Boden gesetzt wird und auf dem oben jemand sitzt. Zu der letzten Aktion | |
bekannten sich die Aktivist:innen aus dem Wasserwald. | |
Anfang August noch hatte der Elektroautohersteller Tesla mitgeteilt, dass | |
die Ausbaupläne vorübergehend hinten angestellt werden sollten. Der Grund: | |
die unsichere Lage des E-Auto-Marktes. Man wolle warten, bis die Nachfrage | |
wieder ansteigt. Komplett vom Tisch sollte die Erweiterung allerdings nicht | |
sein. Mit dem geplanten Ausbau des Werkes will das Unternehmen die | |
Produktionskapazitäten seiner „Gigafactory“ von aktuell 500.000 möglichen | |
Produktionseinheiten jährlich auf eine Million verdoppeln. | |
## IG Metall ist für die Tesla-Erweiterung | |
Die ansässige Gewerkschaft IG Metall begrüßt dies weiterhin. Die | |
Genehmigung des ersten Teils der Werkserweiterung wollte Sprecher Markus | |
Sievers zwar nicht konkret kommentieren, er betonte aber, dass die IG | |
Metall aufgrund der Arbeitsplätze bei Tesla den Ausbau des Werkes | |
grundsätzlich unterstütze. Von guten Arbeitsbedingungen sei man bei Tesla | |
allerdings noch weit entfernt. Zu einer hohen Arbeitsbelastung und | |
fehlenden Tarifverträgen kommen seit Werkseröffnung regelmäßige Nachrichten | |
von Arbeitsunfällen. | |
Eine Erweiterung des Werkes könnte auch weitere Belastungen für die Umwelt | |
bedeuten. Seit Eröffnung des Werkes hatte Tesla mit seinem Abwasser immer | |
wieder Schadstoffgrenzwerte überschritten. Vergangenen Mittwoch sollte die | |
Verbandsversammlung des Wasserverbandes Strausberg-Erkner (WSE), zu dem | |
auch die Gemeinde Grünheide gehört, eine Entscheidung treffen: Sollte der | |
Wasservertrag des WSE mit Tesla dahingehend geändert werden, dass dem | |
Unternehmen eine niedrigere Wassermenge, aber angehobene Grenzwerte bei den | |
Schadstoffen zugestanden werden? | |
Letztendlich vertagte die Verbandsversammlung die Entscheidung auf den 4. | |
Dezember diesen Jahres, mit der Begründung, dass der neue Vertragsentwurf | |
mit Tesla noch einmal eingehender rechtlich geprüft werden müsse. | |
## Bürger:inneninitiative Grünheide ist weiter aktiv | |
Zu den Konstanten in Grünheide gehört aber immer noch der Waldspaziergang | |
der Bürger:inneninitiative Grünheide. Jeden Sonntag besuchen sie den | |
Wald, der in der Theorie noch immer weiter gerodet werden könnte. Schon vor | |
dem Bau der Teslafabrik war das [3][Wasser dabei ein Streitthema]. Denn die | |
Fabrik liegt nicht nur auf einem Wasserschutzgebiet, sondern wurde auch in | |
einer Region in Deutschland angesiedelt, die besonders unter der Dürre der | |
letzten Jahre gelitten hat. Der WSE begrenzt schon jetzt die Menge, die | |
Neukund:innen des Verbandes am Tag verbrauchen dürfen, auf 105 Liter. | |
Für alle bestehenden Kund:innen kommt diese Deckelung mit Beginn des | |
nächsten Jahres. | |
Eigentlich sollte ja die [4][Erweiterung auf Eis gelegt werden], sagt Manu | |
Hoyer, Sprecherin der Bürger:inneninitiative. „Tesla lügt die Bevölkerung | |
an“, so Hoyer. Sie habe die Befürchtung, dass die Erweiterung auf Kosten | |
der Umwelt und der lokalen Bevölkerung durchgesetzt werden soll. „Einen | |
Güterbahnhof in einem Trinkwasserschutzgebiet zu bauen ist ein Verbrechen“, | |
sagt sie. Ein Großteil der Grünheider:innen hatte sich außerdem in | |
einer Befragung im März gegen die Erweiterung ausgesprochen. Die | |
Gemeindevertreter:innen haben sich also gegen die Menschen in | |
Grünheide gestellt, als sie den Bebauungsplan dennoch bewilligten. | |
Die Aktivist:innen sorgen sich um eine Kriminalisierung ihres | |
Protestes. Das Baumhausdorf mitten im Wald ist eine unbefristete legale | |
Versammlung. Das heißt für die Aktivist:innen gerade auch, dass die | |
Baumhäuser winterfest gemacht werden müssen. Die Aktivist:innen Red und | |
Clara haben zum Beispiel vor, den Winter auf jeden Fall im Wald zu | |
verbringen. | |
17 Oct 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://mluk.brandenburg.de/mluk/de/aktuelles/presseinformationen/detail/~1… | |
[2] /!6038573/ | |
[3] /Tesla-Werkserweiterung-in-Gruenheide/!6011961 | |
[4] /Gigafactory-in-Gruenheide/!6028558 | |
## AUTOREN | |
Annika Reiß | |
## TAGS | |
Tesla | |
Grünheide | |
Gigafactory | |
Schwerpunkt Klimaproteste | |
Trinkwasser | |
GNS | |
klimataz | |
Elon Musk | |
IG Metall | |
Tesla | |
Jugend vor den Ostwahlen | |
Tesla | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Tesla-Protestcamp in Grünheide: Effizienz in Musks Sinne | |
Die Polizei holt Aktivisten im Tesla-Protestcamp von den Bäumen. Eine | |
Räumung soll das aber nicht sein. | |
Schwierige Tarifverhandlungen: Metall- und Elektro-Tarifrunde geht in die heiß… | |
An diesem Montag läuft in der deutschen Metall- und Elektroindustrie die | |
Friedenspflicht aus. Die IG Metall startet eine erste Welle von | |
Warnstreiks. | |
Tesla-Besetzung bei Grünheide: Polizeiaufgebot im Protestcamp | |
Dienstagnacht fuhren Baumaschinen und Polizeiwagen in den Wald nahe der | |
Tesla-Fabrik. Dies sei klare Provokation, meinen die Besetzer*innen vor | |
Ort. | |
Industrie und Grundwasser in Brandenburg: Eine Region kämpft ums Wasser | |
Brandenburg wirbt gerne mit seiner Seenlandschaft. Doch das Grundwasser | |
wird knapp. Die Lage verschärft sich – nicht nur wegen des E-Auto-Bauers | |
Tesla. | |
„Gigafactory“ in Grünheide: Tesla legt Ausbaupläne auf Eis | |
Aufgrund von Absatzschwierigkeiten will der Autobauer mit der Erweiterung | |
warten. Derweil gibt es erste Anzeichen für belastetes Grundwasser. |