# taz.de -- Gerechter Klimaschutz: Das Klimageld allein wird es nicht richten | |
> Menschen mit geringem Einkommen fürchten das Klimageld zu Recht. Warum | |
> die Idee trotzdem gut ist. | |
Bild: Geht nicht immer: Sparmodus | |
Tolle Idee eigentlich, dieses Klimageld: Allen Menschen wird vom Staat | |
jeden Monat ein fester Betrag überwiesen, bezahlt aus den Einnahmen [1][vom | |
CO2-Preis]. Der wird für jede Tonne Treibhausgas fällig. Dadurch werden zum | |
Beispiel Gas und Benzin teurer und klimafreundliche Alternativen wie | |
Wärmepumpen und Zugfahren lohnen sich. Weil alle gleich viel Klimageld | |
bekämen, [2][aber Menschen mit geringem Einkommen statistisch gesehen | |
weniger CO2 ausstoßen, erhielten sie mehr Geld zurück], als sie an | |
CO2-Abgaben zahlen. Diejenigen, die den CO2-Preis am meisten fürchten, weil | |
sie einen größeren Teil ihres Einkommens fürs Heizen und Pendeln ausgeben, | |
profitieren mit dem Klimageld also sogar davon. | |
Nur: Ganz so einfach ist das leider nicht. Laut einer Studie des Deutschen | |
Instituts für Wirtschaftsforschung könnte das ärmste Fünftel der Haushalte | |
in Deutschland zwar tatsächlich profitieren, wenn der CO2-Preis vollständig | |
als Klimageld ausgezahlt würde – aber nur im Durchschnitt. | |
Jeder sechste Haushalt mit geringem Einkommen müsste monatlich immer noch | |
ein halbes Prozent seines Einkommens draufzahlen, jeder Zwölfte sogar mehr | |
als ein Prozent. Das sind diejenigen, die gerade wegen ihres geringen | |
Einkommens zu bestimmten Klimaschäden gezwungen sind: höherer Verbrauch von | |
Heizöl oder -gas, weil die Mietwohnung schlecht gedämmt ist und eine mit | |
fossilen Brennstoffen betriebene Heizung hat. Diejenigen, die den CO2-Preis | |
am meisten fürchten, haben damit also mitunter recht. | |
Das heißt nicht, dass das Klimageld unnötig ist. Darüber hinaus braucht es | |
mehr Förderung der Sanierung von Häusern und Investitionen in den ÖPNV. Um | |
dafür Geld bereitzustellen, schlagen die Studienautor*innen vor, dass | |
reiche Menschen das Klimageld versteuern müssen. | |
## Klimaneutralität droht in weite Ferne zu rücken | |
Eine Lösung ist auf jeden Fall dringlich. Der große Knall kommt nämlich | |
erst noch: 2027 legt nicht mehr Deutschland den [3][CO2-Preis] für fossiles | |
Heizen und Tanken fest, stattdessen soll er sich frei auf dem Markt bilden, | |
im Rahmen des Europäischen Emissionshandels. Statt bei maximal 65 Euro, wie | |
es das deutsche Recht für 2026 vorsieht, könnte er dann auf bis zu 200 Euro | |
ansteigen. | |
Wenn das Leben in Deutschland bis dahin nicht wesentlich klimafreundlicher | |
geworden ist, wird das teuer – oder klimaschädlich. Denkbar ist schließlich | |
auch, dass die Bundesregierung einen solchen CO2-Preis gar nicht zulassen | |
wird und ihn künstlich verringert. Klimaneutralität rückt so in noch | |
weitere Ferne. Bezahlen werden wir das am Ende alle: Mit jedem Zehntelgrad | |
Erderhitzung werden Stürme, Fluten und Dürren wahrscheinlicher. | |
17 Oct 2024 | |
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## AUTOREN | |
Jonas Waack | |
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