# taz.de -- Hochwasser in Europa: Kampf gegen die Fluten | |
> Das Hochwasser in Mitteleuropa bringt Tausende Menschen in große Not. | |
> Jetzt bedrohen die Wassermassen auch Regionen in Deutschland. | |
Bild: Anwohner schleppen Sandsäcke am 17.09.2024, um den Damm der Oder auf ihr… | |
Breslau/Prag/Wien/Dresden dpa | Unmengen von Wasser und Schlamm, aber auch | |
Hoffnung auf nachlassenden Regen: In weiten Teilen des [1][riesigen | |
Katastrophengebietes von Rumänien, Polen über Tschechien bis Österreich] | |
herrscht weiter Land unter. Straßen und Felder sind überschwemmt, Keller | |
und Häuser vollgelaufen, Dämme und Deiche teils zerstört. [2][In | |
Deutschland müssen sich die Menschen an Oder und Elbe] auf die Wasserwalze | |
aus Zuflüssen in angrenzenden Ländern einstellen. An diesem Dienstag wird | |
in einigen der betroffenen Gebiete mit nachlassenden Niederschlägen | |
gerechnet. | |
Bisher kamen mindestens 18 Menschen beim verheerenden, tagelangen Regen ums | |
Leben. [3][In Österreich] wurde am Montagabend ein weiterer Toter in den | |
Fluten entdeckt. Ob der etwa 40- bis 50-jährige Mann auch ein | |
Hochwasseropfer ist, blieb zunächst unklar. Zahlreiche weitere Menschen | |
werden vermisst. | |
In der polnischen Kleinstadt Klodzko rund 100 Kilometer südlich von Breslau | |
sah ein Teil der Fußgängerzone aus wie nach einer Bombenexplosion. In den | |
Läden im Erdgeschoss waren Schaufenster und Türen herausgerissen. Drinnen | |
waren Regale umgestürzt, lose Kabel hingen herum. In Klodzko war die | |
Glatzer Neiße, ein Nebenfluss der Oder, über die Ufer getreten. | |
## Wasser drang in Notaufnahme ein | |
Am selben Fluss liegt die Kleinstadt Nysa, wo das Wasser in die | |
Notaufnahmestation des örtlichen Kreiskrankenhauses eindrang, wie die | |
Nachrichtenagentur PAP berichtete. 33 Patienten wurden mit Schlauchbooten | |
in Sicherheit gebracht, darunter Kinder und Schwangere. Örtliche Behörden | |
ordneten Evakuierungen in Nysa sowie in Paczkow an. In der Kleinstadt im | |
Südwesten Polens war ein Riss in der Staumauer eines Stausees festgestellt | |
worden. 4.900 Soldaten wurden PAP zufolge zur Unterstützung der lokalen | |
Behörden der vom Hochwasser betroffenen Gebiete abgestellt. | |
Regierungschef Donald Tusk kündigte für die Hochwasseropfer im Südwesten | |
des Landes zudem die Bereitstellung von Hilfsgeldern in Höhe von einer | |
Milliarde Zloty (rund 240 Millionen Euro) an. [4][In Österreich] stehen | |
nach Angaben von Kanzler Karl Nehammer aus dem Katastrophenfonds zunächst | |
300 Millionen Euro zur Beseitigung der Schäden zur Verfügung. Der Hilfstopf | |
könne bei Bedarf noch aufgestockt werden, hieß es. | |
[5][In Sachsen richtet sich der bange Blick auf Tschechien und die Elbe]. | |
Wassermassen aus dem Nachbarland erreichen mit Verzögerung Deutschland. In | |
Dresden ist der Wasserspiegel der Elbe schon mehr als viermal so hoch wie | |
der dortige Normalstand von 1,42 Metern, im Tagesverlauf wurde mit einem | |
Überschreiten der Sechs-Meter-Marke gerechnet. Bei der Jahrhundertflut 2002 | |
waren es 9,40 Meter. | |
## Wieder steigende Pegelstände in Bayern | |
Der ergiebige Regen im Süden und Osten von Bayern soll laut Prognose des | |
Deutschen Wetterdienstes (DWD) bis zum Mittag nachlassen. Vorher müssen | |
sich die Menschen aber auf erneut steigendes Wasser einstellen. In Passau | |
überschritt der Pegelstand der Donau am frühen Morgen den Richtwert der | |
Warnstufe 3, wie der Hochwassernachrichtendienst Bayern meldete. Mehrere | |
Straßen, Fußwege und Parkplätze wurden gesperrt. Auch der Fluss Sempt in | |
Oberbayern schwillt nach einem ersten Rückgang des Wassers wieder an. Am | |
Pegel Berg nahe der Gemeinde Wörth (Landkreis Erding) wurde ebenfalls die | |
Warnstufe 3 erreicht. | |
Die Regierung in Tschechien beschloss wegen der Hochwasser- und | |
Überschwemmungskatastrophe den Einsatz der Armee. Es sei geplant, dass bis | |
zu 2.000 Soldaten mit entsprechender Technik die zivilen Behörden bis Ende | |
Oktober unterstützen, wie Verteidigungsministerin Jana Cernochova auf X | |
mitteilte. Armeehubschrauber sollen Menschen in den am stärksten | |
betroffenen Regionen im Nordosten Tschechiens mit Trinkwasser und | |
Lebensmitteln versorgen. Soldaten sollen zudem bei den Aufräumarbeiten nach | |
der Flut helfen. | |
Nach intensivem Regen sind in Tschechien zahlreiche Flüsse und Bäche über | |
die Ufer getreten. Bisher wurden drei Todesfälle bestätigt, mindestens | |
sieben weitere Menschen gelten als vermisst. In Ostrava, der drittgrößten | |
Stadt des EU-Mitgliedstaats, kam es zu Dammbrüchen am Zusammenfluss von | |
Oder und Opava. Vielerorts sind Geschäfte und Supermärkte überflutet, | |
Wasser- und Stromversorgung sowie die Mobilfunknetze ausgefallen. | |
## Sieben Todesopfer in Rumänien | |
Im Osten Österreichs herrscht große Sorge vor weiteren Dammbrüchen. „Es | |
besteht höchste Dammbruchgefahr“, hieß es von den Behörden. Mehr als 200 | |
Straßen in Niederösterreich waren gesperrt, 1.800 Gebäude geräumt worden. | |
Es gab auch Stromausfälle. In Niederösterreich waren in den vergangenen | |
Tagen regional bis zu 370 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen – ein | |
Mehrfaches der üblichen Monatsmenge. | |
In Wien gibt es noch Probleme im öffentlichen Verkehr. Am Wienfluss, der | |
sonst als Rinnsal, seit Sonntag aber als reißender Fluss mitten durch die | |
Stadt geht, gab es leichte Entspannung. | |
In Rumänien ist vor allem der Osten des Landes betroffen. Am Montag sei das | |
siebte Opfer im ostrumänischen Dorf Grivita nahe der Stadt Galati gefunden | |
worden, berichtete die rumänische Nachrichtenagentur Mediafax unter | |
Berufung auf den Katastrophenschutz. Rund 6.000 Bauernhäuser wurden vom | |
Hochwasser erfasst, viele liegen in abgelegenen Dörfern. Menschen | |
kletterten auf Hausdächer, um nicht von den Fluten mitgerissen zu werden. | |
Hunderte Feuerwehrleute waren im Einsatz. | |
17 Sep 2024 | |
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