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# taz.de -- Verkauf der DB Schenker: Gewerkschaft will Deal stoppen
> Am Mittwoch entscheidet der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn über den
> Verkauf der Logistiktochter Schenker. EVG-Chef Burkert will den Deal
> aufhalten.
Bild: Wird die DB Schenker vielleicht doch nicht aus dem Bahnkonzern heraus geh…
Berlin taz | Die Eisenbahngewerkschaft EVG will den Verkauf der Bahntochter
DB Schenker im letzten Moment verhindern. Der Aufsichtsrat der Deutschen
Bahn soll am Mittwoch über den geplanten Deal mit dem dänischen
Transportunternehmen DSV abstimmen. Nun hat Martin Burkert, Chef der EVG
und Vize-Vorsitzender des Bahn-Aufsichtsrats, Aussichten auf eine
einstimmige Entscheidung der Aufseher getrübt. „Nach 153 Jahren soll DB
Schenker vom Markt verschwinden“, [1][sagte Burkert am Montag]. Damit
gingen Wertschöpfung und Arbeitsplätze verloren, der Wirtschaftsstandort
Deutschland werde geschwächt.
Die Bundesregierung hatte die Suche nach einem Käufer für DB Schenker schon
vor Längerem gestartet. Der Grund, laut Bundesverkehrsminister Volker
Wissing (FDP): Die DB solle sich auf den Schienenverkehr in Deutschland
fokussieren. DB Schenker ist weltweit als Logistikdienstleister tätig. Vor
gut zwei Wochen wurde bekannt, dass der dänische Wettbewerber DSV Schenker
übernehmen soll – und dafür mehr als 14 Milliarden Euro zahlt. Der Erlös
dient dem Abbau eines Teils der 33 Milliarden Euro Schulden, die die Bahn
hat.
DB Schenker gehört zu den profitablen Sparten der Bahn. 2023 machte die
Tochter 1,8 Milliarden Euro Profit und [2][polierte die Bilanz des
Bahn-Konzerns auf]. „Politik und Bahnvorstand wollen das Verscherbeln von
Tafelsilber als Strategie verkaufen“, kritisierte EVG-Chef Burkert. Die
Bundesregierung stecke zu wenig Geld in den Schienenverkehr in Deutschland,
nun müsse die Deutsche Bahn „als Melkkuh für eine verfehlte Haushalspolitik
des Bundes“ herhalten. Dabei ist laut Burkert nicht rechtlich gesichert,
dass der Verkaufserlös wirklich genutzt wird, um Schulden des
Staatskonzerns zu tilgen.
„Der Schenker-Verkauf liegt im Interesse des DB-Konzerns und der Schiene in
Deutschland“, sagte der taz hingegen Matthias Gastel, Bahnpolitiker der
Grünen im Bundestag. Und auch Christian Böttger, Verkehrs- und
Eisenbahnforscher an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, hält
den Verkauf grundsätzlich für sinnvoll. Doch die Sorge um Jobs sei
berechtigt: DSV werde die Schenker-Strukturen voraussichtlich zerschlagen
und massiv Stellen abbauen, erklärt Böttger. Auch das luxemburgische
Finanzunternehmen CVC hatte ein Gebot abgegeben – und versprochen, die
Strukturen von Schenker und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten.
## EVG braucht Stimmen der GDL
Ob die Gewerkschaft EVG den Deal am Mittwoch stoppen kann, ist noch nicht
ausgemacht. Der Aufsichtsrat der Bahn besteht zur Hälfte aus
Arbeitnehmervertretern. Nicht nur aus der EVG, sondern auch [3][aus der
Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL)]. Die GDL wiederum lote ihre
Position gerade noch aus, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft der taz. Wenn
es bei der Abstimmung zu einem Gleichstand kommt, könnte der
Aufsichtsratsvorsitzende Werner Gatzer mit seinem Doppelstimmrecht den
Schenker-Verkauf gegen den Widerstand der Gewerkschaften durchdrücken.
Eine dritte Gewerkschaft, die IG Metall, fordert derweil gemeinsam mit dem
Umweltverband Germanwatch, dass die Bundesregierung mehr Geld in ein
modernes Schienennetz steckt – und weniger in neue Fernstraßen und
Autobahnen. Der Bundestag verhandelt aktuell über den Etat für das Jahr
2025. Die Deutsche Bahn müsse von Renditedruck befreit werden, ein
mehrjähriger Infrastrukturfonds gefüllt mit Bundesmitteln soll die
Finanzierung sichern. Sonst sei die klimafreundliche Verkehrswende in
Gefahr.
30 Sep 2024
## LINKS
[1] https://www.evg-online.org/presse/
[2] /Jahresbilanz-der-DB/!5996626
[3] /Gewerkschaften-in-Deutschland/!6005070
## AUTOREN
Nanja Boenisch
## TAGS
Verkehrswende
Deutsche Bahn
Logistik
DSV
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