# taz.de -- Louisa Specht-Riemenschneider: Die Neue für den Datenschutz | |
> Mit dem Vorgänger lag vor allem die SPD zuletzt über Kreuz – nun kommt | |
> die neue Bundesdatenschutzbeauftragte ins Amt. | |
Bild: Die Datenschutzbeauftragte Louisa Specht-Riemenschneider | |
Berlin taz | „Pragmatisch“. Es ist dieses eine Wort, das öfter fällt, wenn | |
man mit Menschen aus politischen Kreisen über Louisa Specht-Riemenschneider | |
spricht. Also über die neue Bundesdatenschutzbeauftragte, die der Bundestag | |
mit großer und ampelübergreifender Mehrheit im Mai gewählt hat und die an | |
diesem Dienstag ernannt wird. | |
„Pragmatisch“ – das ist in diesem Zusammenhang verbunden mit der Hoffnung, | |
die neue Bundesdatenschutzbeauftragte werde das mit dem Schutz schon nicht | |
zu hoch hängen, sondern die Politik weitgehend machen lassen. | |
Doch es ist nicht nur Pragmatismus, der Specht-Riemenschneider, Professorin | |
für Bürgerliches Recht, Informations- und Datenrecht an der Universität | |
Bonn nachgesagt wird. Über Parteigrenzen und politische Positionierung | |
hinaus eint die Einschätzung, es hier mit einer herausragenden Juristin zu | |
tun zu haben. So äußerte sich etwa der damalige EU-Abgeordnete der Piraten, | |
ein hartnäckiger Schützer von Daten- und Persönlichkeitsrechten, positiv | |
über die „qualifizierte neue Bundesdatenschutzbeauftragte“. | |
Vom Präsidenten der Bundesnetzagentur, zuvor Vorstand des | |
Verbraucherzentrale Bundesverbandes, kam ebenso Lob wie von | |
Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), der nach der Einigung der | |
Ampel-Koalition auf die Personalie auf X (ehemals Twitter) gleich mal die | |
Erwartungen formulierte: „Wenn wir wirtschaftlich erfolgreich bleiben | |
wollen, braucht es eine neue Datenkultur.“ Übersetzt: Dieser lästige | |
Datenschutz möge bitte nicht einer prosperierenden wirtschaftlichen | |
Entwicklung entgegenstehen. | |
## Wirtschaftsfreundlicher Ruf | |
Tatsächlich hat Specht-Riemenschneider einen wirtschaftsfreundlichen Ruf. | |
In einem viel beachteten Gastbeitrag, den sie gemeinsam mit einem | |
Professorenkollegen 2022 für den Tagesspiegel schrieb, fordern die beiden | |
eine „Datenrealpolitik“. Sie äußerte sich in der Vergangenheit ebenfalls | |
positiv über Datentreuhandmodelle, die den Handel mit persönlichen | |
Informationen vereinfachen könnten und die durchaus umstritten sind. | |
Dennoch: Das Amt der Bundesdatenschutzbeauftragten bringt Aufgaben mit | |
sich, die sich nicht so einfach beiseiteschieben lassen – es sei denn, man | |
steckt als Behördenleitung sehr konsequent den Kopf in den Sand, was auch | |
schon vorgekommen, aber in diesem Fall nicht zu erwarten ist. Zwar hat sich | |
Specht-Riemenschneider einen Namen in der Debatte um Datenhandel gemacht. | |
Doch sie hat auch Expertise, was die Perspektive der Verbraucher:innen | |
angeht. So war sie unter anderem Vorsitzende des Sachverständigenrats für | |
Verbraucherfragen beim Bundesverbraucherschutzministerium. | |
Die Liste der Baustellen, die es für die Behörde zu bearbeiten gilt, ist | |
lang: Die [1][Digitalisierung des Gesundheitssystems] ist eine der großen | |
und schon länger bestehenden. Zwischen Specht-Riemenschneiders Vorgänger | |
Ulrich Kelber und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) knallte es, als | |
Lauterbach die Rechte der Aufsichtsbehörde deutlich einschränkte. Dann | |
steht die Umsetzung europäischer [2][Plattformregulierungen] an, und der | |
Ruf nach zunehmender [3][Überwachung im Inneren] wird aktuell nicht leiser, | |
sondern lauter. Wie sich Specht-Riemenschneider hier positioniert, wird | |
Gewicht haben. Die Amtszeit ist zunächst auf 5 Jahre angelegt – | |
Verlängerung möglich. | |
3 Sep 2024 | |
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## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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