# taz.de -- Die Enkel der Kohlekumpel: Alte Wurzeln, neue Wege | |
> Bis 2038 sollen erneuerbare Energien gestärkt werden. Das muss im | |
> Einklang mit den Menschen geschehen, um die Einzigartigkeit der Lausitz | |
> zu bewahren. | |
Bild: Das ist die Gegenwart und Zukunft: Der Energiepark Lausitz bei Klettwitz | |
Der Strukturwandel in der Lausitz markiert das Ende einer Ära. Rund 20.000 | |
Arbeitsplätze hängen in der Region direkt und indirekt von der Braunkohle | |
ab. Für uns, die Enkel der Lausitzer Bergleute, ist dieser Wandel kein | |
leichter Weg. | |
Einerseits entstehen neue Jobs und Studienmöglichkeiten – bis 2038 sollen | |
8.000 Arbeitsplätze in erneuerbaren Energien geschaffen werden. In Schwarze | |
Pumpe wird etwa eine Anlage zur Produktion von grünem Wasserstoff | |
errichtet, ein Symbol für den technologischen Aufbruch. Andererseits | |
verlieren wir Traditionen und eine Mentalität, die das Leben im Osten | |
geprägt hat. Der Wandel ist unausweichlich, er hat bereits begonnen. Dabei | |
darf niemand zurückgelassen werden – besonders die Arbeiter und die junge | |
Generation müssen berücksichtigt werden. | |
Wandel, das ist für die Lausitz nichts Neues. Der Braunkohletagebau | |
beeinflusste schon immer die Landschaft und das Leben der Menschen. Ganze | |
Dörfer wurden umgesiedelt. Trotzdem weckt er neben Hoffnung auch Ängste. | |
Sie erfordern Verständnis und Sicherheit. Die Lausitz hat eine stolze | |
Geschichte und will sie bewahren. Kohle bedeutet hier mehr als nur Arbeit – | |
sie ist Teil der Identität der Region. Überall sind die Spuren des | |
Braunkohleabbaus sichtbar. | |
Gleichzeitig zeigt sich auch schon der Neuanfang, etwa durch den Windpark | |
in Klettwitz auf ehemaligen Tagebauflächen. Bis 2038 sollen erneuerbare | |
Energien gestärkt werden. Doch das muss im Einklang mit den Menschen | |
geschehen, um unsere Wurzeln und die Einzigartigkeit der Lausitz zu | |
bewahren. | |
## Der Abschied von der Braunkohle biete Chancen | |
Ich bin Lausitzerin in dritter Generation. Mein Großvater war Bergmann und | |
hat mir beigebracht, was „Glückauf“ bedeutet. Das war prägend. Aber jetzt | |
stehen erneuerbare Energien im Mittelpunkt. Das zu verstehen, fällt vielen | |
schwer. Die Kohle war greifbar, die neuen Technologien sind abstrakter. | |
Kommunikation ist der Schlüssel. Es entstehen neue Arbeitsplätze, doch die | |
Unsicherheit bleibt: Kann ich mich noch umschulen? | |
Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen und gezielte Ansiedlung von | |
Unternehmen, wie das neue Solarforschungszentrum in Spremberg, sind | |
wichtige Schritte. Viele Lausitzer haben ihre Heimat verloren, für manche | |
ist der Abschied von der Kohle schmerzhaft. Die Umstellung auf erneuerbare | |
Energien und neue Wirtschaftszweige verlangt von vielen, sich neu zu | |
orientieren. | |
Der Wandel bietet aber auch die einmalige Chance, die Lausitz zukunftsfähig | |
zu machen. Die neuen Seenlandschaften und die Energieprojekte zeigen: Hier | |
entsteht etwas Großes. Indem wir uns auf unsere Wurzeln besinnen und | |
gleichzeitig mutig in die Zukunft blicken, können wir die Lausitz in eine | |
Region verwandeln, die nicht nur ihre Traditionen bewahrt, sondern auch | |
neue, nachhaltige Wege geht. | |
Lea Diesner (18) ist in der Lausitz zur Welt gekommen und aufgewachsen. Als | |
Lausitz-Botschafterin engagiert sich die Studentin in verschiedenen | |
Gremien. Ihr Herz schlägt für die Region und sie setzt sich für deren | |
positive Entwicklung ein. | |
21 Sep 2024 | |
## AUTOREN | |
Lea Diesner | |
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