| # taz.de -- Rekord-Tennismatch bei den US Open: An der Belastungsgrenze | |
| > 5 Stunden und 35 Minuten dauerte das Match zwischen Dan Evans und Karen | |
| > Khachanov bei den US Open. Warum der Tennissport immer härter wird. | |
| Bild: Am Ende des Spiels am Ende ihrer Kräfte: Evans (r.) und Khachanov | |
| Es war eigentlich noch früh am Abend dieses [1][US-Open]-Dienstags, aber | |
| Dan Evans hatte nur einen dringenden Wunsch: „Ich will jetzt so schnell wie | |
| möglich ins Bett.“ Was mehr als verständlich war, denn der 34-jährige | |
| Veteran der [2][Tennistour] hatte soeben das längste Match der | |
| US-Open-Geschichte gewonnen und dabei noch einen Houdini-Entfesselungsakt | |
| der ganz besonderen Sorte hingelegt. | |
| 0:4 und 15:40 bei eigenem Aufschlag hatte Evans im fünften Satz schon | |
| vermeintlich aussichtslos hinten gelegen, ehe er nach einem wundersamen | |
| Comebackanlauf nach fünf Stunden und 35 Minuten den Matchball zum 6:7 | |
| (8:10), 7:6 (7:2), 7:6 (7:4), 4:6 und 6:4-Triumph gegen den Russen Karen | |
| Khachanov verwandelte. „Was zum Teufel haben wir da gerade gesehen?“, | |
| twitterte da völlig losgelöst der britische Tennisverband gen New York, zum | |
| stolzen Straßenkämpfer aus Birmingham. | |
| Der hatte nach seinem Erstrunden-Supermarathon zwischen 13.05 Uhr und 18.40 | |
| Uhr alle Mühe, [3][auf den Beinen zu bleiben] und seine Sinne beisammen zu | |
| halten: „Ich habe Kopfschmerzen, mir tun alle Knochen weh, ich bin einfach | |
| komplett platt. Irgendwie dreht sich alles in mir.“ Evans und Khachanov | |
| standen sich auf dem überfüllten Außencourt 6 an diesem 27. August noch | |
| neun Minuten länger Auge in Auge gegenüber als Stefan Edberg und Michael | |
| Chang 1992 im Halbfinale. Jeder einzelne Satz des neuen Rekordmatches | |
| überschritt die Ein-Stunden-Marke, selbst die beiden letzten Durchgänge mit | |
| „nur“ zehn Spielen. | |
| Die Ausdauerschlacht am zweiten Tag der Offenen Amerikanischen | |
| Meisterschaften 2024 war allerdings immer noch die „kürzeste“ Bestleistung | |
| bei den vier Major-Turnieren der Branche. Seit der Begrenzung des fünften | |
| Satzes mit Match-Tiebreaks von Melbourne bis New York thront für alle | |
| Ewigkeit die Wimbledon-Partie von 2010 zwischen John Isner und Nicolas | |
| Mahut an der Spitze – Spieldauer satte elf Stunden und fünf Minuten, über | |
| drei Wettkampftage. Die längste French-Open-Partie lieferten sich 2004 die | |
| beiden Lokalmatadore Fabrice Santoro und Arnaud Clement über sechs Stunden | |
| und 33 Minuten. Bei den Australian Open führt das 2012er-Finale zwischen | |
| Novak Đoković und Rafael Nadal mit fünf Stunden und 53 Minuten die | |
| Rekordliste an. | |
| ## Grand-Slam-Matches generell immer länger | |
| Evans im Übrigen, Sieger des längsten US-Open-Matches der Geschichte, ist | |
| so etwas wie die Wundertüte des Sommers 2024. Bei den Olympischen Spielen | |
| in Paris wehrte der bullige, gedrungene Fighter an der Seite von Andy | |
| Murray in der ersten Doppelrunde fünf Matchbälle im Match-Tiebreak | |
| hintereinander ab – von einem 4:9-Rückstand gegen die Japaner Taro | |
| Daniel/Kei Nishikori in Runde eins zum 11:9. In Runde zwei wehrten Evans | |
| und Murray dann noch einmal zwei Siegpunkte der Belgier Sander Gille/Joran | |
| Vliegen im Match-Tiebreak ab, nach 7:9-Defizit wieder zum 11:9-Sieg. | |
| Die Rekordpartie von New York wirft allerdings auch ein Schlaglicht auf die | |
| immer längeren Matches im Tennis-Wanderzirkus und die größeren Strapazen in | |
| einem dicht gedrängten Terminkalender. Im Vergleich zur Jahrtausendwende | |
| dauerten Grand-Slam-Matches zuletzt knapp 25 Prozent länger – jedes | |
| einzelne Match wies im Schnitt eine halbe Stunde mehr Spielzeit auf. Selbst | |
| viele Drei-Satz-Matches in frühen Runden überschreiten inzwischen locker | |
| die Drei-Stunden-Grenze. | |
| „Der Konkurrenzkampf ist immer härter geworden, jeder Spieler ist per se | |
| leistungsfähiger und stärker, weil er über ein besseres Team drumherum | |
| verfügt“, sagt Grand Slam-Rekordchampion Novak Ðoković, „aber die | |
| Belastungen sind auch auf ein unglaubliches Maß gestiegen.“ | |
| 28 Aug 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Tennis-US-Open/!6029830 | |
| [2] /Tennis/!t5014447 | |
| [3] /Mental-Health-bei-Olympia/!6022875 | |
| ## AUTOREN | |
| Jörg Allmeroth | |
| ## TAGS | |
| Tennis | |
| US Open | |
| Grand-Slam-Turnier | |
| Tennis | |
| Tennis | |
| Randsport | |
| Tennis | |
| American Pie | |
| Schwerpunkt Olympische Spiele 2024 | |
| Schwerpunkt Olympische Spiele 2024 | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Deutscher überrascht bei French Open: Mann für Geduldsspiele | |
| Bei den French Open gelingt dem Deutschen Daniel Altmaier, 26, wieder ein | |
| Außenseitererfolg. Das Sandplatzturnier liegt ihm. Seine Ziele sind groß. | |
| Tennisturnier in Saudi-Arabien: Der ultimative Kampf um nichts | |
| Noch nie war ein Show-Turnier so hochkarätig. Olympiasieger und Legenden | |
| kämpfen in Riad nicht nur gegeneinander, sondern auch gegen wachsende | |
| Kritik. | |
| Blindentennis-Spielerin Kirstin Linck: Wenn der Tennisball rasselt | |
| Klingende Metallstäbchen im Ball leiten Kirstin Linck durch das | |
| Tennisspiel. Gerade wurde die Lüneburgerin Blindentennis-Europameisterin. | |
| Jetzt ist WM. | |
| US-Open-Sieger Jannik Sinner: Der unbeirrbare rote Baron | |
| Der Italiener Jannik Sinner fällt nach positiven Dopingtests nun wieder mit | |
| gutem Tennis auf. Das Finale der US Open gewinnt er souverän. | |
| Tennis US Open: Die Zeit der Schwarzen Tennisspieler | |
| Die US Open haben begonnen, mit Favoritin Coco Gauff. Spätestens seit den | |
| Williams-Schwestern wird Tennis von Schwarzen Spielerinnen dominiert. | |
| Kommerzsportarten bei Olympia: Der unstillbare Hunger der Stars | |
| Um die Vielfalt bei den Olympischen Sommerspielen zu sichern, sollte das | |
| IOC die Kommerz- und Superstarsportarten Fußball, Golf und Tennis | |
| verbannen. | |
| Mental Health bei Olympia: Auch die Stärksten haben Schwächen | |
| Mentale Gesundheit im Leistungssport ist seit Olympia 2021 kein Tabu mehr. | |
| Auch dank Stars wie Simone Biles und Naomi Osaka, die in Paris dabei sind. |