# taz.de -- Bundeswehr und Nationenwertung: Sport, Soldaten, aber warum? | |
> Die Sportförderung in Deutschland steht in der Kritik. Aber ihre | |
> anhaltende Militarisierung findet nur wenig Beachtung. | |
Bild: Mehr Bundeswehr ins Stadion: Ein Stabsmusikcorps beim American Football i… | |
Das erregt viele Menschen. Deutschland liegt auf Platz zehn der olympischen | |
[1][Medaillenwertung]. Ein Befund, der für manche so schlimm ist wie null | |
Punkte beim Eurovision Song Contest (ESC). | |
Deswegen fordert aber niemand die Ausweitung musikpädagogischer Angebote. | |
Wäre jedoch die Popmusikförderung in diesem Land ähnlich strukturiert wie | |
das Sportsystem, dann hätten wir eine Ahnung, warum die Auftritte nicht so | |
funzen, wie es das politische Personal gern einfordert: Mehr als ein | |
Drittel des deutschen Teams in Paris waren [2][Sportsoldaten und | |
-soldatinnen der Bundeswehr,] weitere sind bei der Polizei, dem Zoll oder | |
der Bundespolizei. | |
Was wäre wohl die kulturpolitische Krisendiagnose zum ESC-Durchfall, wenn | |
alle drei Jahre das Stabsmusikkorps der Bundeswehr zum Schlager-Grandprix | |
führe? Wäre sich da alle einig, dass die dortige Ufftata-Musik mehr Geld | |
bekommen muss? Vermutlich nicht. | |
Ich höre schon, dass hier musikalische Äpfel mit sportlichen Birnen | |
verglichen werden … weil, ja, … äh, Kultur- und [3][Sportförderung] in | |
Deutschland zunächst mal Ländersache ist, mit musischen Gymnasien und | |
Sportschulen? Oder weil … hm, es ja bei Olympia um Spitzenleistungen geht, | |
während in der Musik, ja gut, irgendwie auch Spitzenleistungen erwartet | |
wird? Oder weil, … grrr, Leistungssport im Kindesalter beginnt, während | |
musikalische Bestleistung jahrelanges Üben und Sammeln von Erfahrungen | |
benötigt? | |
## Sport, Musik, Kultur, Gesellschaft | |
Vielleicht ist der Vergleich doch nicht ganz so blöd, wie so manche | |
Sportnerds vermuten. Beim ESC hat sich mittlerweile gezeigt, dass | |
Expertengremien, die sich selbst das Wissen attestieren, wohin der | |
internationale Musikgeschmack geht, stets scheitern. Wichtiger ist, dass | |
Musik als Ausdruck einer (btw: möglichst modernen, demokratischen, | |
attraktiven) Gesellschaft verstanden und präsentiert wird. | |
Wo sollte da noch ein Unterschied zum Sport liegen? Es geht doch immer | |
darum, dass alle Menschen, die dies wollen, leichten und geförderten Zugang | |
zu Sport und zu Kultur bekommen. Es geht um eine demokratische Teilhabe im | |
besten Sinne. Und die kann nicht mit dem pädagogischen Arsenal, das man | |
gemeinhin dem deutschen Militär zutraut, erbracht werden. | |
Mehr Geld für bessere Trainer und Trainerinnen ist immer eine richtige | |
Forderung, doch zu guter Sportförderung gehört ja zuvörderst ein | |
attraktives gesellschaftliches Umfeld. Alle müssen angesprochen werden, | |
müssen sich angesprochen fühlen. | |
Die Förderung olympischer Sportarten hierzulande besteht aber darin, dass | |
sich [4][Sportlerinnen und Sportler] mit so unangenehmen Begriffen wie | |
„Herr oder Frau Stabsunteroffizier“ ansprechen lassen müssen. Schön ist d… | |
nicht. | |
16 Aug 2024 | |
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## AUTOREN | |
Martin Krauss | |
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