# taz.de -- Nach der Wahl in Venezuela: USA erkennen Wiederwahl nicht an | |
> Die venezolanische Opposition ruft zu neuen Demos gegen Präsident Nicolás | |
> Maduro auf. Nicht nur sie sieht seinen Rivalen González als Gewinner. | |
Bild: Proteste gegen Präsidenten Maduro halten nach der Wahl an, hier in Brasi… | |
Caracas/Washington dpa | Die USA erkennen die offizielle Wiederwahl des | |
venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro nicht an. Der | |
Oppositionskandidat, Edmundo González Urrutia, habe die Wahl am vergangenen | |
Sonntag gewonnen, sagte US-Außenminister Antony Blinken in einer | |
Stellungnahme. Damit erhöhen die Vereinigten Staaten den internationalen | |
Druck auf den autoritär regierenden Sozialisten Maduro. Der kündigte nach | |
Demonstrationen ein hartes Durchgreifen an. | |
Nach der Wahl hatte die regierungstreue Wahlbehörde den seit 2013 | |
regierenden Staatschef [1][Maduro zum Sieger erklärt]. Allerdings | |
veröffentlichte sie bislang nicht die aufgeschlüsselten Resultate der | |
einzelnen Stimmbezirke. | |
[2][Die Opposition wirft der Regierung Wahlfälschung vor] und reklamiert | |
den Sieg für González. Als Beleg veröffentlichte sie Daten, bei denen es | |
sich nach ihren Angaben um die Ergebnisse aus mehr als 80 Prozent der | |
Stimmbezirke handelt. Demnach soll González 67 Prozent der Stimmen erhalten | |
haben und Maduro nur 30 Prozent. | |
## „Keine Vergebung“ | |
[3][Bei den Protesten gegen das Wahlergebnis] kamen laut der | |
regierungsunabhängigen Organisation Foro Penal mindestens elf Menschen ums | |
Leben. Inzwischen seien 1200 „Kriminelle“ gefasst worden, sagte Maduro am | |
Donnerstag auf dem Balkon des Präsidentenpalasts in einer Rede vor | |
Anhängern, wie im Staatsfernsehen zu sehen war. 1000 weitere würden folgen. | |
Es handle sich um Randalierer, die als Teil eines Putschversuchs gegen ihn | |
in den USA, Kolumbien, Chile und Peru ausgebildet worden seien. Bald | |
stünden zwei Hochsicherheitsgefängnisse für sie bereit. „Es wird keine | |
Vergebung geben“, sagte Maduro in einer anderen Rede vor Unternehmern. | |
Am Mittwoch hatte Maduro gesagt, dass auch González und Oppositionsführerin | |
María Corina Machado ins Gefängnis gehörten. Machado schrieb in einem | |
Beitrag für die US-Zeitung „Wall Street Journal“, sie halte sich versteckt | |
und fürchte um ihre Freiheit und ihr Leben. In einem über soziale Medien | |
verbreiteten Video rief sie für Samstag zu landesweiten Demonstrationen | |
auf, an denen ganze Familien teilnehmen sollten. | |
Machado hatte nicht selbst zur Wahl antreten können, weil ihr wegen | |
angeblicher Unregelmäßigkeiten aus ihrer Zeit als Abgeordnete die Ausübung | |
öffentlicher Ämter für 15 Jahre untersagt wurde. Die Opposition wertete | |
dies als gezielte Schikane vor der Wahl. | |
Die unabhängige US-Organisation Carter Center, die Wahlbeobachter nach | |
Venezuela geschickt hatte, bezeichnete die ganze Abstimmung als | |
undemokratisch. Maduro beantragte eine Untersuchung der Wahl beim Obersten | |
Gerichtshof, der allerdings als regierungstreu gilt. Die Wahlkammer des | |
Gerichtshofs lud für Freitag alle zehn Kandidaten zu einer Verhandlung vor. | |
## Internationaler Druck | |
„Angesichts der überwältigenden Beweise ist es für die Vereinigten Staaten | |
und vor allem für das venezolanische Volk klar, dass Edmundo González | |
Urrutia bei der Präsidentenwahl am 28. Juli in Venezuela die meisten | |
Stimmen erhalten hat“, erklärte US-Außenminister Blinken. Es sei jetzt an | |
der Zeit, dass die Parteien in dem südamerikanischen Land Gespräche über | |
einen „friedlichen Übergang“ aufnehmen. | |
Die Außenminister der G7-Industriestaaten hatten Venezuelas Behörden zur | |
Veröffentlichung der detaillierten Ergebnisse aufgerufen. Das taten in | |
einer gemeinsamen Erklärung auch die linksgerichteten Staatschefs von drei | |
großen Ländern Lateinamerikas – Brasilien, Mexiko und Kolumbien. | |
Schon Maduros Wiederwahl 2018 war von vielen Ländern nicht anerkannt | |
worden. Der damalige Parlamentspräsident Juan Guaidó erklärte sich zum | |
Interimspräsidenten. Die USA, Deutschland und andere Länder erkannten ihn | |
an, er konnte sich aber im Land nicht durchsetzen – vor allem, weil das | |
Militär hinter Maduro stand. | |
2 Aug 2024 | |
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