# taz.de -- Sudan-Friedensgespräche in Genf: Über Sudan reden | |
> US-Sonderbeauftragter Perriello eröffnet in Genf Gespräche über einen | |
> Waffenstillstand im Sudan. Die Armee boykottiert das, die RSF-Miliz nimmt | |
> teil. | |
Bild: Über die Hälfte von Sudans Bevölkerung hungert: Lebensmittelverteilung… | |
Wenigstens die Kulisse stimmte, als am Mittwoch eine | |
Sudan-Friedenskonferenz in Genf begann. Unter den Flaggen der USA und | |
Saudi-Arabiens als Verhandlungsführer und der Schweiz als Gastgeber | |
erinnerte Tom Perriello, Sudan-Beauftragter des US-Außenministeriums, in | |
seiner Eröffnungsansprache an die Notwendigkeit, das Leid und den Krieg in | |
Sudan zu beenden: „Die Kriegsparteien müssen das humanitäre Völkerrecht | |
respektieren und humanitäre Hilfe zulassen“, [1][fasste er auf X seine | |
Worte zusammen]: „Es ist höchste Zeit, dass die Waffen schweigen!“ | |
Die Kriegsparteien waren bei dieser Eröffnung allerdings gar nicht dabei. | |
Sudans Regierung lehnt die Gespräche, zu denen die US-Regierung vor drei | |
Wochen geladen hatte, rundherum ab, weil sie erst den seit April 2023 | |
tobenden Krieg gegen die aufständische Miliz RSF (Rapid Support Forces) | |
gewinnen will. | |
Während sich in Genf die Diplomaten versammelten, bekräftigte Sudans | |
Staats- und Armeechef Abdelfattah al-Burhan [2][in einer Rede] am | |
Regierungssitz Port Sudan seine ablehnende Haltung: „Solange die | |
Rebellenmiliz unsere Heimat besetzt, kann es keinen Frieden geben“, sagte | |
er. „Die Militäroperationen werden nicht eingestellt, bevor die | |
allerletzten Milizen aus den Städten und Dörfern abziehen, die sie | |
überfallen und besetzt haben.“ | |
Burhan konnte an diesem Tag kaum etwas anderes sagen – der 14. August wird | |
in Sudan als „Tag der Armee“ gefeiert, zum Gedenken an die Einrichtung der | |
ersten einheimischen Armeeführung am 14. August 1954 zwei Jahre vor der | |
Unabhängigkeit. Traditionell hält Sudans Armeechef an diesem Tag eine | |
patriotische Rede an die Streitkräfte. | |
Der Armeechef ist seit Jahrzehnten in Sudan auch der Staatschef, seit 2019 | |
in der Person von General Burhan, der mit einem Putsch 2021 auch die | |
bestehende zivil-militärische Übergangsregierung beseitigte – damals noch | |
gemeinsam mit Mohamed Hamdan Daglo (genannt Hametti), Chef der | |
paramilitärischen RSF-Miliz, der dann am 15. April 2023 in den Aufstand | |
gegen ihn trat. | |
## Zuletzt scheiterten UN-Bemühungen | |
Aus Sicht Hamettis ist Burhan seit Kriegsbeginn nur noch Armeechef und | |
nicht mehr Staatschef. Dieser Dissens ist einer der Gründe, warum | |
Friedensgespräche zwischen Sudans Kriegsparteien immer wieder scheitern. | |
Zuletzt hatte der UN-Sudan-Beauftragte Ramtane Lamamra, ehemaliger | |
algerischer Außenminister, zwischen 11. und 19. Juli in Genf indirekte | |
Verhandlungen geführt: Vertreter der Armee und der RSF saßen an getrennten | |
Orten, Lamamra fuhr hin und her, zu insgesamt zwanzig Gesprächsrunden über | |
„die Verteilung humanitärer Hilfe“ und „den Schutz von Zivilisten, wie er | |
[3][am Ende mitteilte]. Die beiden Delegationen hätten „ihre Positionen | |
geäußert“, sagte Lamamra – mehr war offenbar nicht möglich. | |
Das Scheitern dieser indirekten Gespräche brachte die US-Regierung dazu, | |
einen Sprung nach vorn zu wagen und beide Kriegsparteien für den 14. August | |
[4][zu Waffenstillstandsgesprächen einzuladen]. Es gehe um „ein Ende der | |
Gewalt“ sowie „das Ermöglichen humanitären Zugangs zu allen Bedürftigen�… | |
aber „diese Gespräche zielen nicht darauf, weitergehende politische Themen | |
zu behandeln“, so Perriello. | |
Burhan schlug die Einladung aus. Hametti nahm sie an und in einem | |
[5][Statement am 12. August] bekräftigte er seinen „ehrlichen Willen, den | |
Krieg sofort zu stoppen“. Gleichzeitig gab er die Gründung einer | |
„Spezialtruppe zum Schutz von Zivilisten“ bekannt – der RSF werden | |
[6][brutale Kriegsverbrechen] an der Zivilbevölkerung vorgeworfen. | |
In welcher Weise [7][die RSF-Delegation] nun an den Gesprächen in Genf | |
teilnimmt, die bis zum 24. August angesetzt sind, ist noch nicht bekannt. | |
Die Vereinigten Arabischen Emirate als wichtigster RSF-Waffenlieferant und | |
Ägypten als politisch-militärische Schutzmacht der Regierung Burhan sind | |
jedoch ganz offiziell präsent. Formal geht es um Maßnahmen zur | |
Gewährleistung humanitärer Hilfe, die beide Kriegsparteien im Mai 2023 im | |
saudischen Dschiddah vereinbarten und seither nie eingehalten haben. | |
14 Aug 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://x.com/USSESudan/status/1823663630241427653 | |
[2] https://sudantribune.com/article289487/ | |
[3] https://www.ungeneva.org/en/news-media/press-release/2024/07/statement-pers… | |
[4] https://www.state.gov/the-united-states-invites-the-sudanese-armed-forces-a… | |
[5] https://x.com/GeneralDagllo/status/1823005230482563493 | |
[6] /Krieg-in-Darfur/!6026950 | |
[7] https://x.com/RSFSudan/status/1823442868838736274 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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