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# taz.de -- 100-jähriges S-Bahn-Jubiläum: Zeitreise in die Vergangenheit
> Im Deutschen Technikmuseum gibt es eine neue Sonderausstellung zur
> Berliner S-Bahn. Ein Gang durch die Geschichte – mit Nostalgieeffekt.
Bild: Eine rasante Fahrt in Richtung Modernisierung
Berlin taz | Man könnte fast glauben, die alten [1][S-Bahn-Züge] wären
tatsächlich ein Verkehrsmittel direkt in die Vergangenheit. Ein älterer
Herr verstärkt diesen Eindruck noch. Gestützt auf einen Gehstock erzählt
Dieter Müller von seiner Ausbildungszeit bei der Bahn in der 1960er Jahren
und den vielen besonderen Momenten, die er damit verbindet.
Denn die alten Züge kann man nicht nur bei der historischen Stadtrundfahrt
zum 100-jährigen Jubiläum der Berliner S-Bahn am 8. August bestaunen,
sondern auch in der neuen Sonderausstellung im [2][Deutschen
Technikmuseum]. Bis März 2025 sind dort drei alte S-Bahn-Züge zu
besichtigen – da kommen echte Bahnfans auf ihre Kosten.
Seit den 1960er Jahren ist der heute 85-Jährige Teil der
Stadtbahngeschichte. Für Müller war der Mauerbau besonders prägend. Während
die [3][S-Bahn in Ostberlin] eines der wichtigsten öffentlichen
Verkehrsmittel darstellte, wurde sie in [4][Westberlin] bald größtenteils
boykottiert. Denn auch Betrieb und Netz im Westen waren Teil der Deutschen
Reichsbahn Ost. In Kampagnen wurde mit Plakaten dazu aufgerufen, die S-Bahn
nicht mehr zu benutzen, schnell galt man sonst als DDR-Unterstützer und
Mauer-Sympathisant.
## Viel an Charme eingebüßt
Dieter Müller sitzt vor einer der uralten S-Bahnen auf einer harten
Holzbank, die früher als Sitzmöglichkeiten im Inneren der Bahn gedient hat.
Zwar sind die heutigen Sitze bequemer, aber man muss zugeben, dass die
neuen S-Bahnen ziemlich viel an Charme eingebüßt haben. Denn wenn man hier
zwischen den alten Bahnen steht, gerät man schnell in einen
Nostalgiestrudel.
Dass die S-Bahn erst jetzt 100 Jahre alt wird, verwundert ein bisschen.
Denn eigentlich lässt sich über das Geburtsjahr diskutieren, da die erste
elektrisch fahrende S-Bahn schon 1903 auf den Berliner Gleisen unterwegs
war – aber nur sporadisch. Mit dem Ersten Weltkrieg kam die Entwicklung zum
Stehen und nahm erst wieder ab den 1920er Jahren Fahrt auf.
Im Jahr 1949 musste ein Jubiläum her, warum dann nicht gleich 25 Jahre
S-Bahn? Die DDR schaffte es mit dieser Selbstinszenierung, die S-Bahn
politisch zu instrumentalisieren. Es war ein Zeichen, dass die Bahn weiter
über alle Sektoren fuhr und somit eine Demonstration der Macht.
In der weitläufigen Lokhalle, die so groß ist, dass man meinen könnte, sie
wäre eigens dafür gebaut worden, um verlorene Touristen zu verschlucken,
herrscht trotz der ausgestellten Züge eine geradezu unheimliche Leere. Ob
das an der fehlenden Spannung der Ausstellung oder dem mangelnden Interesse
an der Stadtbahngeschichte liegt, sei dahingestellt. Fakt ist: Wer die
Lokhalle betritt, begibt sich auf eine Zeitreise – und wer weiß, vielleicht
trifft man ja auf den ein oder anderen verlorenen Touristen, der dort schon
seit den 1920ern dort umherirrt.
8 Aug 2024
## LINKS
[1] /Oeffentlicher-Nahverkehr-in-Berlin/!5809325
[2] https://technikmuseum.berlin/
[3] /14-Milliarden-Projekt-bei-der-S-Bahn/!5995272
[4] /Fotoausstellung-im-Maerkischen-Museum/!5786354
## AUTOREN
Emma Doermann
## TAGS
S-Bahn
Berlin
Ausstellung
S-Bahn Berlin
Manja Schreiner
S-Bahn Berlin
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