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# taz.de -- Umgangston im Spitzensport: „Jetzt halt die Fresse!“
> Hockeybundestrainer Valentin Altenburg blafft in einer Auszeit eine
> Spielerin an. War das eine Grenzüberschreitung?
Bild: „Jetzt reiß dich zusammen“: Bundestrainer Valentin Altenburg mit kla…
Der Zuschauer rückt den Sportlern dicht auf den Pelz. Kameras halten das
Geschehen aus allen Winkeln fest, Mikrofone schneiden mit, was gesprochen
wird auf den Plätzen. Im US-Sport dürfen Journalisten sogar die Umkleide
betreten. Sportler und Trainer haben sich mit der Distanzlosigkeit, die
gern als Nahbarkeit verkauft wird, abgefunden. Es geht zum Beispiel in den
Auszeiten überraschend nüchtern und zielorientiert zu.
Nur selten sind die Momente, in denen die Darsteller trotz zudringlicher
Medien die Nerven verlieren: Man erinnert sich an den
Basketballbundestrainer Gordon Herbert, der Dennis Schröder harsch
zurechtwies. Nun wird über eine Szene aus dem Hockey der Frauen diskutiert.
„Anne, jetzt halt die Fresse und komm her“, [1][fauchte Bundestrainer
Valentin Altenburg] in einer Auszeit nach dem ersten Viertel im Spiel gegen
Frankreich, eine Partie, die das deutsche Team mit 5:1 gewann. „Das nervt
mich, deine Körpersprache. Das ist genau das, was ich vor dem Spiel gesagt
habe. Das ist schlecht von dir. Meine Güte. Jetzt reiß dich zusammen.“
## Starker Tobak
In diesem Moment, der von der ARD eins zu eins in die Wohnzimmer
transportiert wurde, horchten nicht nur die Experten für Mikroaggression
und verbale Übergriffigkeiten im Lande auf, nein, das war so oder so
starker Tobak. Was ist da los bei den Hockeyspielerinnen, fragte man sich.
Ist dieser Altenburg ein autoritärer Knochen der alten Schule? Muss sich
der Deutsche Olympische Sport-Bund einschalten wegen der Gefährdung des
Sportlerinnenwohls? Und warum die Aufregung, wo das Hockeyteam doch so
souverän aufspielte?
Nun, im Teamsport geht es mitunter robust zu. Der Trainer macht Ansagen,
die im Arbeitsumfeld aus guten Gründen verpönt (und sanktionswürdig) wären.
Im Sport gelten aber offenbar immer noch andere Maßstäbe. Sie kommen
weiterhin zur Anwendung, weil, wie gesagt wird, sich das Blaffen und Bölken
bewährt habe und schon immer so gesprochen worden ist. Das sei pragmatisch
und bringe Disziplin in die Truppe.
Und dies scheint nun am Tag nach dem Vorfall auch [2][die gescholtene Anne
Schröder] verstanden zu haben. Sie bagatellisiert die Szene: „Er hatte das
Gefühl“, erklärt Schröder, „dass ich meine Schultern habe hängen lassen,
und dann habe ich halt eine kurze Ansage gekriegt. Ist auch okay.“ Und
weiter: „Ich kenne Vali super lang, wir haben ein sehr, sehr enges
Vertrauensverhältnis, dementsprechend nehmen wir uns das gegenseitig nicht
übel.“
Auch Altenburg versicherte, „es sei nichts auszuräumen“ – schon gar nicht
mit Schröder, die sein „verlängertes Herz auf der Wiese“ sei. Aber selbst
wenn das stimmt und man den kumpelhaft-deftigen Austausch ritualisiert hat:
Muss das wirklich sein?
1 Aug 2024
## LINKS
[1] https://www.sportschau.de/olympia/altenburg-ueber-seine-wutrede-die-mannsch…
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Anne_Schr%C3%B6der
## AUTOREN
Markus Völker
## TAGS
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Hockey
Übergriffe
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Kolumne Front Sportif
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