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# taz.de -- Olympische Sprechakte: Being Thomas Bach
> Unser Olympia-Autor wird berührt vom Präsidenten des Internationalen
> Olympischen Komitees – und benimmt sich danach eigenartig.
Bild: Olympisches Happihappi: Manchmal hat IOC-Chef Thomas Bach auch Hunger
Irgendetwas ist anders, seit es geschehen ist. Den ganzen Tag gehen mir
diese olympischen Phrasen wieder und wieder durch den Kopf. „Die Athleten
sind das Herz der Spiele“, ist einer dieser Sätze. Einmal erwische ich mich
sogar dabei, wie ich ihn im Pressezentrum immer wieder laut vor mich
hinsage. Als sich in der Handball-Arena im Süden der Stadt die Mannschaften
vor dem Spiel aufstellen, möchte ich sie am liebsten ansprechen.
Die Sätze dafür liegen in meinem Kopf bereit. „Liebe Athleten, das ist der
Höhepunkt eurer olympischen Reise. Ihr seid als Athleten nach Paris
gekommen. [1][Jetzt seid ihr Olympioniken].“ Ich möchte mich zwicken,
beißen, schlagen. Ich möchte ihn irgendwie wieder rausbekommen aus meinem
Schädel, diesen olympischen Predigtton, der sich da in mir festgesetzt hat.
Doch es geht weiter: „Wenn ihr das olympische Dorf betretet, werdet ihr wie
Generationen von Olympioniken zuvor feststellen: Jetzt bin ich Teil von
etwas, das größer ist, als ich selbst. Jetzt bin ich Teil eines
Ereignisses, das die Welt in Frieden vereint.“ Ich habe nun wahrlich schon
viel Unsinn zusammenfantasiert in meinem Leben, aber so einen Schmarrn im
Kopf zu haben, das ist dann doch eine neue Erfahrung. Was ist nur los mit
mir? Liegt es wirklich an dieser unheimlichen Begegnung vorhin im
Zielbereich des Triathlonrennens?
## Dafür ist die taz nun wirklich nicht gegründet worden
Der Wahnsinn will gar kein Ende nehmen. Die nächsten Sätze machen sich in
meinem Hirn breit. „In unserer olympischen Welt gibt es keinen Globalen
Süden, keinen Globalen Norden. Wir alle respektieren die gleichen Regeln
und uns gegenseitig – in unserer olympischen Welt, zu der wir alle
gehören.“ Wer hat sich diesen Unsinn nur ausgedacht?
Das weiß ich natürlich. [2][Es sind Sätze aus der Ansprache von Thomas
Bach] bei der Eröffnung der Olympischen Spiele. Sind die Sätze des
Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees wirklich auf mich
übergangen, als er sich vorhin mithilfe seiner sehr zahlreichen Bodyguards
an mir vorbeigedrängelt hat, um Cassandre Beaugrand, der Siegerin des
Frauentriathlons, einen Glückwunsch aufzuzwingen?
Thomas Bach hat mich dabei berührt. Ist dabei etwa der olympische Geist auf
mich übergegangen? Hat er mich nun im Griff? „Unser Traum wird heute wahr.“
Schon geht es weiter: „Eine Wahrheit, die für jeden offensichtlich ist.
Olympioniken von überall auf der Welt zeigen, zu welcher Größe die
Menschheit in der Lage ist.“ Ich will diese Gedanken nicht denken.
Was werden meine Kollegen in der Redaktion nur sagen, wenn ich jetzt auch
noch anfange, solche Texte zu schreiben? Für so eine gequirlte Kacke ist
die taz nun wirklich nicht gegründet worden. Ich brauche einen Abend
olympiafrei. Vielleicht hilft das. In diesem Sinne, liebe Leserinnen und
Leser: „Seid wie die olympischen Athleten von der Freude, die uns nur der
Sport geben kann, inspiriert.“
Oh je!
1 Aug 2024
## LINKS
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Olympionike
[2] https://olympics.com/ioc/mr-thomas-bach
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
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