Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Infrastruktur in Frankreich: Weitere Attacken während Olympia
> Neue Sabotage gegen die Bahn und auch das Glasfasernetz setzt den
> Olympia-Gastgeber unter Druck. Israel warnt vor iranischen
> Attentatsplänen.
Bild: Bereits vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele einen Sabotageakt…
Paris taz | Die Wachsamkeit hat sich ausbezahlt, zumindest eine erneute
Sabotage des französischen Bahnverkehrs konnte am Sonntag offenbar
rechtzeitig verhindert werden. In Oissel, im Süden von Rouen in der
Normandie, wurde am späten Nachmittag ein junger Mann festgenommen, der
sich an den Gleisen zu schaffen machte. Ein Lokomotivführer eines
verkehrenden Zugs hatte den auffälligen Mann dabei beobachtet und Alarm
geschlagen.
Der rasch identifizierte 29-Jährige sei bei der Polizei kein Unbekannter,
er gehöre angeblich zur „ultralinken“ Bewegung. In seinem Fahrzeug habe er
Zangen und anderes sabotagetaugliche Werkzeug dabei gehabt. Ebenso seien
Farbsprays und politisch einschlägige Literatur gefunden worden. Der
Festgenommene wurde in Rouen in Polizeihaft zu seinen Absichten befragt.
Etwas später ebenfalls am Sonntag wurde dank des elektronischen
Überwachungssystems ein anderer Mann entdeckt, der dabei war, in
Marolles-sur-Seine in Nordfrankreich einen Gitterzaun zu durchschneiden,
der die dortige TGV-Bahnlinie vor Unbefugten schützen soll. Er konnte sich
laut Angaben des Fernsehsenders France Télévisions einer Festnahme durch
Flucht entziehen. Ob ein Zusammenhang mit der Festnahme bei Rouen oder mit
den Sabotageakten gegen mehrere TGV-Strecken in der Nacht auf den Freitag
besteht, muss noch abgeklärt werden.
Wenige Stunden vor der Eröffnung der Olympischen Sommerspiele von Paris
hatten Unbekannte [1][an fünf Stelle verschiedener TGV-Strecken Kabel
durchschnitten und elektronische Einrichtungen mit Brandsätzen zerstört],
was während des gesamten Wochenendes vor allem auf der Strecke zwischen
Bordeaux und Paris zu Zugausfällen und erheblichen Verspätungen führte. Die
angerichteten Schäden wurden vom Personal der Bahngesellschaft SNCF in
einer Rekordzeit repariert. Trotzdem mussten sich viele der insgesamt
800.000 betroffene Reisende, unter ihnen zahlreiche Olympia-Touristen,
stundenlang in Bahnhöfen gedulden oder auf andere Transportmittel
umsteigen.
## 44 Mitglieder von Extinction Rebellion festgenommen
Zu der offenbar geplanten und koordinierten Sabotage gegen den
französischen Hochgeschwindigkeitsverkehr hat sich bisher niemand bekannt.
Mehrere Medien haben jedoch eine Art Solidaritätsbotschaft erhalten, die
nach Ansicht der Ermittler aus ultralinken staatsfeindlichen Kreisen
stammt. Eine Täterschaft aus dem extremistischen Milieu vermutet auch der
zuständige Innenminister Gérald Darmanin. Mit der Untersuchung der
Vorkommnisse wurde deshalb die Antiterrordirektion der Pariser Polizei
beauftragt. [2][Der interimistisch weiter amtierende Premierminister
Gabriel Atta]l mahnt zu „Vorsicht“ und vor „voreiligen Schlüssen“, die
Untersuchung stehe noch am Anfang.
Auch andere Infrastruktur in Frankreich sieht sich Angriffen ausgesetzt: In
der Nacht auf den Montag wurden in sechs verschiedenen Departementen
Frankreichs die Glasfaserkabel von Telefongesellschaft gekappt, was zu
vorübergehenden Ausfällen, aber nicht einer umfassenden Panne führte. Wie
bei der Bahnsabotage gehen die Behörden von einer koordinierten Aktion aus.
Darmanin teilte am Montag ebenfalls mit, dass am Samstag 44 von seinen
Diensten zuvor überwachte Mitglieder der militanten
Naturschützerorganisation Extinction Rebellion vorübergehend festgenommen
wurden. Sie hätten angeblich Aktionen bei den olympischen Wettkämpfen und
Zeremonien geplant. Eine für Samstag angesetzte Kundgebung wegen den
„sozialen und ökologischen Schäden“ der Spiele wurde daraufhin abgesagt.
Der Anwalt von Extinction Rebellion protestierte gegen die „präventive
Festnahme von Personen, denen kein Vergehen zur Last gelegt wurde“.
Der israelische Außenminister Israel Katz warnte indes, dass auch der Iran
die Olympischen Spiele ins Visier nehmen könnte Er habe diesbezüglich
seinen französischen Amtskollegen, Außenminister Stéphane Séjourné,
speziell vor Attentatsplänen von mit dem Iran verbündeten Gruppen gewarnt.
Bedroht seien die Mitglieder der israelischen Delegation in Paris, aber
auch israelische Besucher, denen von Reiseorganisatoren davon abgeraten
wird, gewisse Quartiere zu besuchen, in der Öffentlichkeit Kippa zu tragen
oder laut Hebräisch zu reden.
Politische Spannungen wegen des Nahost-Konflikts existieren zuletzt bereits
in den Stadien: Beim Fußballspiel der israelischen Mannschaft gegen Mali am
vergangenen Mittwoch hörte man Pfiffe bei der Nationalhymne, später wurden
auf der Tribüne des Pariser Parc des Princes Palästinafahnen geschwenkt,
antiisraelische Slogans wie „Free Palestine“ gerufen und ein Spruchband mit
der Aufschrift „Genocid Olympics“ entrollt. Mit einem enormen Aufgebot an
Polizei und Militärs versuchen die französischen Gastgeber bisher,
handfeste Zusammenstöße zwischen sich feindselig gesinnten Fans zu
vermeiden.
30 Jul 2024
## LINKS
[1] /Bahn-Sabotage-vor-Olympischen-Spielen/!6026129
[2] /-Nachrichten-zur-Wahl-in-Frankreich-/!6021948
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Schwerpunkt Frankreich
Sabotage
Bahn
Infrastruktur
GNS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Kolumne Front Sportif
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
## ARTIKEL ZUM THEMA
Israel bei Olympia: Für die Hatikva surfen
In keiner anderen Sportart ist der jüdische Staat derart erfolgreich wie im
Windsurfen. Tom Reuveny hat nun Gold geholt.
Olympiastadt in Paris: Plastik, wohin man blickt
Beachvolleyball vor dem Eiffelturm mag grandios sein. Doch hinter den
Kulissen ist die Olympiastadt Paris nicht sehr attraktiv.
Kritik an Olympia-Eröffnungsfeier: Opulentes Diversitätsspektakel
Die katholische Kirche und Viktor Orbán kritisieren die Pariser
Eröffnungsfeier. Das ist verständlich. Denn die ergreifende Show feierte
die Vielfalt.
Olympia-Eröffnung: Merci für die tolle Party
Die Eröffnungsfeier der Sommerspiele in Paris zeigt: Es ist ein Glück für
Frankreich, dass der identitäre Nationalismus die Wahl verloren hat.
Olympia-Eröffnungsfeier in Paris: Regen und Tränen
Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen fand am Freitag die Eröffnung der
Pariser Sommerspiele statt. Sie stellte sich als sehr feuchte Angelegenheit
heraus.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.