| # taz.de -- ++ Nachrichten zur Wahl in Frankreich ++: Macron lässt Attal nicht… | |
| > Das vorläufige Wahlergebnis bestätigt den Sieg der Linken. Die will den | |
| > Premierminister stellen. Doch Präsident Macron lässt Amtinhaber Attal | |
| > nicht abtreten. | |
| Bild: C’est ouf: Menschen feiern auf dem Platz der Republik am Sonntagabend | |
| ## Macron lässt Premier Attal nicht gehen | |
| Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hält angesichts der schwierigen | |
| Mehrheitsverhältnisse im Parlament nach der Wahl an der bisherigen | |
| Regierungsspitze fest. „Der Präsident hat Gabriel Attal gebeten, vorerst | |
| Ministerpräsident zu bleiben, um die Stabilität des Landes zu | |
| gewährleisten“, teilte Macrons Büro am Montag mit. Macron widersetzte sich | |
| damit Forderungen des neuen Linksbündnisses, den neuen Premier aufstellen | |
| zu dürfen. (rtr) | |
| ## Scholz erleichtert über Wahlausgang | |
| Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ist nach eigenen Worten gemeinsam mit | |
| seiner gesamten Bundesregierung „erleichtert“ über den Ausgang der | |
| Parlamentswahl in Frankreich. Es wäre eine große Herausforderung gewesen, | |
| wenn der französische Präsident Emmanuel Macron sich auf eine | |
| Zusammenarbeit mit einer rechtspopulistischen Partei hätte einlassen | |
| müssen, sagte Scholz am Rande eines Besuchs beim Bundesamt für Migration | |
| und Flüchtlinge (Bamf) in Nürnberg. „Das ist jetzt abgewandt.“ (dpa) | |
| ## Wirtschaftsminister schürt Angst vor der Linken | |
| Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire hat angesichts des | |
| unerwarteten Wahlsiegs des Linksbündnisses vor einer drohenden | |
| „Finanzkrise“ und einem „wirtschaftlichen Niedergang“ Frankreichs gewar… | |
| „Die Umsetzung des Programms der Neuen Volksfront würde die Ergebnisse | |
| unserer Politik der vergangenen sieben Jahre zerstören“, erklärte Le Maire | |
| am Montag im Onlinedienst X. Deren Programm sei „exzessiv und ineffizient“. | |
| (afp) | |
| ## Linksbündnis will diese Woche einen Kandidaten benennen | |
| Nach seinem überraschenden Wahlsieg will das links-grüne Bündnis Neue | |
| Volksfront noch in dieser Woche einen Kandidaten oder eine Kandidatin für | |
| das Amt des Premierministers benennen. Das Bündnis müsse zeigen, dass es | |
| regierungsfähig sei, sagte der Chef der Sozialisten, Olivier Faure, am | |
| Montag. Auch die Fraktionschefin der linkspopulistischen Partei La France | |
| Insoumise (LFI), Mathilde Panot, kündigte an, noch in dieser Woche einen | |
| „Premierminister und eine Regierung“ vorzuschlagen. | |
| Sie brachte erneut den früheren LFI-Parteichef Jean-Luc Mélenchon ins | |
| Spiel, der bei den übrigen beteiligten Parteien auf heftige Ablehnung | |
| stößt. „Mélenchon hat den Linken beigebracht zu gewinnen (…), seinetwegen | |
| existiert die Neue Volksfront“, sagte Panot dem Sender RTL. Im Gespräch für | |
| den Posten sind auch die Grünen-Chefin Marine Tondelier und der Abgeordnete | |
| François Ruffin, der sich von der LFI getrennt hat. | |
| Linkspopulisten, Sozialisten, Kommunisten und Grüne hatten vor der ersten | |
| Runde der Parlamentswahl trotz vieler Differenzen überraschend ein Bündnis | |
| geschmiedet. Auf einen gemeinsamen Kandidaten für das Amt des | |
| Premierministers konnten sie sich aber nicht einigen. (afp) | |
| ## Prominente mit und ohne Wahlerfolg | |
| Bei der vorgezogenen Parlamentswahl traten auch zwei Dutzend | |
| Regierungsmitglieder an. Bei der vorgezogenen Parlamentswahl in Frankreich | |
| traten auch zwei Dutzend Regierungsmitglieder an. Die meisten von ihnen | |
| wurden gewählt. Ein Überblick: | |
| Premierminister Gabriel Attal und Außenminister Stéphane Séjourné, die in | |
| benachbarten Wahlkreisen in einer der wohlhabenderen Pariser Vorstädte | |
| angetreten waren, haben beide ihren Sitz gewonnen. Falls Attal vorerst | |
| Premierminister bleiben sollte, kann er seinen Sitz in der | |
| Nationalversammlung solange an seine Vertreterin abgeben. Sollte er den | |
| Regierungsposten verlieren, kann er in die Nationalversammlung einziehen. | |
| Es gilt als wahrscheinlich, dass er dann Fraktionschef wird. | |
| Auch Innenminister Gérald Darmanin ist in die Nationalversammlung gewählt. | |
| In seinem Wahlkreis hatte sich die Kandidatin der links-grünen Neuen | |
| Volksfront zurückgezogen. Durchgesetzt haben sich auch Regierungssprecherin | |
| Prisca Thevenot und Gesundheitsminister Frédéric Valletoux. | |
| Ausgeschieden sind hingegen der Minister für den öffentlichen Dienst, | |
| Stanislas Guerini, und Familienministerin Sarah El Haïry. | |
| Im linken Lager ist der sozialistische Ex-Präsident François Hollande | |
| gewählt. Er schloss umgehend aus, dass er als Kandidat für das Amt des | |
| Premierministers zur Verfügung stehe. | |
| Im rechten Lager hat sich Eric Ciotti durchgesetzt, der umstrittene | |
| Parteichef der Republikaner, der gegen den Willen seiner Partei ein | |
| Wahlbündnis mit den Rechtspopulisten eingegangen war. Auch Laurent | |
| Wauquiez, der als potenzieller Präsidentschaftskandidat der Rechten gilt, | |
| wird Abgeordneter. | |
| Im Rechtsaußen-Lager hat Marie-Caroline Le Pen, die Schwester von | |
| Ex-Parteichefin Marine Le Pen, zum fünften Mal den Einzug in die | |
| Nationalversammlung verpasst. (afp) | |
| ## Vorläufiges Wahlergebnis bestätigt Sieg der Linken | |
| Das Linksbündnis Nouveau Front populaire (NFP) hat [1][die zweite Runde der | |
| Parlamentswahl] in Frankreich gewonnen. Nach dem vorläufigen Ergebnis, das | |
| am Montagmorgen veröffentlicht wurde, erreichte keiner der drei Blöcke die | |
| für eine Mehrheit in der 577 Sitze umfassenden Nationalversammlung nötigen | |
| 289 Sitze. Das Linksbündnis bekam demnach 182 Sitze, Macrons Allianz 168 | |
| und der rechtspopulistische Rassemblement National 143 Sitze. | |
| Das linke Bündnis, das angetreten war, um den erwarteten Sieg der extremen | |
| Rechten zu verhindern, erhielt damit die meisten Sitze. [2][Die Brandmauer | |
| gegen Rechts hat gehalten]. Die rechtspopulistische Partei RN von Marine Le | |
| Pen, die auf eine absolute Mehrheit im Parlament gehofft hatte, landete | |
| noch hinter der zentristischen Allianz von Präsident Emmanuel Macron auf | |
| dem dritten Platz. | |
| Ungeachtet des verpassten Wahlsiegs war es für den RN dennoch das beste | |
| Ergebnis der Historie. Bei ihrem bislang größten Erfolg hatte die Partei es | |
| im Jahr 2022 auf 89 Sitze gebracht. (ap/taz) | |
| ## C’est ouf | |
| Die [3][linke Tageszeitung Liberation] zeigt am Montag die Erleichterung | |
| über den Wahlausgang ganzseitig auf dem Titel. Über einem Foto jubelnder | |
| Menschen in Paris titelt sie: „C’est ouf“. | |
| „Ouf“, was man mit „uff“ übersetzen kann, ist in diesem Fall auch noch… | |
| Wortspiel. Denn mit den gleichen Buchtstaben ergibt sich das Wort „fou“ – | |
| verrückt. Es ist verrückt und erleichternd zugleich. (taz) | |
| ## Die Suche nach einem Weg zu einer Regierung | |
| Nach dem überraschenden Ausgang der Parlamentswahl in Frankreich beginnen | |
| am Montag die politischen Gespräche über das weitere Vorgehen. Nachdem bei | |
| der Wahl am Sonntag kein Bündnis die absolute Mehrheit errungen hat, | |
| zeichnet sich nicht ab, wer die nächste Regierung anführen wird. | |
| Premierminister Gabriel Attal hatte noch am Wahlabend angekündigt, am | |
| Montag bei Präsident Emmanuel Macron seinen Rücktritt einzureichen. | |
| Gleichzeitig signalisierte Attal seine Bereitschaft, bis zur Bildung einer | |
| neuen Regierung weiter im Amt zu bleiben, zumal in Paris in drei Wochen die | |
| Olympischen Spiele beginnen. (afp) | |
| ## Linksbündnis ohne gemeinsamen Kandidaten | |
| Offen ist, wer neuer Regierungschef werden könnte. Das links-grüne | |
| Wahlbündnis konnte sich bislang nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten | |
| einigen. Frankreich muss sich auf eine Zeit großer politischer Instabilität | |
| einstellen: Die drei großen Blöcke in der Nationalversammlung könnten sich | |
| gegenseitig blockieren, die Regierung lähmen und das Land in eine | |
| politische Krise stürzen. Das links-grüne Bündnis ist mit dem Macron-Lager | |
| verfeindet und auch intern uneinig. | |
| Der frühere Parteichef der linkspopulistischen Partei La France Insoumise | |
| (LFI), Jean-Luc Mélenchon, erhob noch am Wahlabend Anspruch auf die | |
| Regierungsbildung für sein Wahlbündnis. LFI bildet die größte Gruppe | |
| innerhalb des Bündnisses, Mélenchon ist bei den anderen beteiligten | |
| Parteien aber unerwünscht. | |
| Linkspopulisten, Sozialisten, Kommunisten und Grüne hatten vor der ersten | |
| Runde der Parlamentswahl trotz vieler Differenzen überraschend ein Bündnis | |
| geschmiedet. Auf einen gemeinsamen Kandidaten für das Amt des | |
| Premierministers konnten sie sich aber nicht einigen. (afp) | |
| ## Erleichterung bei der Bundesregierung | |
| Nach dem Dämpfer für die Rechtspopulisten in Frankreich hat die | |
| Bundesregierung erleichtert auf den Ausgang der dortigen Parlamentswahl | |
| reagiert. Es überwiege „eine gewisse Erleichterung, dass Dinge, die | |
| befürchtet worden sind, nicht eingetreten sind“, sagte Regierungssprecher | |
| Steffen Hebestreit am Montag in Berlin. Es müsse nun abgewartet werden, | |
| „wie sich da in dieser doch sehr ungewöhnlichen, auch historischen | |
| Konstellation jetzt sich eine Regierung herausmendelt“. (afp) | |
| ## Kühnert: „Stein vom Herzen gefallen“ | |
| SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert ist über den Erfolg des Linksbündnisses | |
| bei der Parlamentswahl in Frankreich erleichtert. „Vielen ist ein Stein vom | |
| Herzen gefallen – mir auch“, sagte er im ZDF-„Morgenmagazin“. In dem | |
| Ergebnis der Parlamentswahl sehe er zwei Botschaften: „Die Mehrheit der | |
| Französinnen und Franzosen will nicht rechtsradikal regiert werden. Aber | |
| die Mehrheit der Französinnen und Franzosen fand auch, dass die letzten | |
| Jahre unter Macron keine Chance für soziale Gerechtigkeit gewesen sind.“ | |
| Der stellvertretende FDP-Fraktionschef Michael Link sieht nach dem Erfolg | |
| des Linksbündnisses in Frankreich die Gefahr der Extreme von Rechts und | |
| Links alles andere als gebannt. „Die ersten aggressiven Reaktionen (Marine) | |
| Le Pens und (Jean-Luc) Mélenchons sprechen Bände“, sagte Link, der auch | |
| Transatlantik-Koordinator der Bundesregierung ist. Er ergänzte: „Ein | |
| starkes Signal wäre jetzt eine republikanische Mehrheit aus Macrons Mitte | |
| plus Sozialdemokraten à la (Raphaël) Glucksmann plus denjenigen | |
| konservativen Républicains, die sich vom RN klar distanziert haben.“ | |
| (dpa/taz) | |
| ## … auch Habeck erleichtert | |
| Vize-Kanzler Robert Habeck hat sich nach der Parlamentswahl in Frankreich | |
| erleichtert gezeigt. „Erstmal ist es gut, dass der Nationalismus in Europa | |
| nicht immer stärker wird“, sagte der Grünen-Politiker am Montag zu | |
| Journalisten in Stuttgart. Die Richtung stimme, das Wahlergebnis sei | |
| ermutigend. Trotzdem gebe es weiterhin viele Herausforderungen sowohl für | |
| Europa als auch das deutsch-französische Verhältnis, so der | |
| Wirtschaftsminister. | |
| ## Börse zeigt sich gelangweilt | |
| Die Aktienspekulanten zeigten sich angesichts des Wahlausgangs gelangweilt. | |
| Der Dax startete am Montag nahezu unverändert. Er sank in den ersten | |
| Handelsminuten um 0,05 Prozent auf 18.465,45 Punkte. Damit zollte der | |
| Leitindex auch der guten Vorwoche ein wenig Tribut. (dpa/taz) | |
| 8 Jul 2024 | |
| ## LINKS | |
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