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# taz.de -- Was im US-Wahlkampf jetzt ansteht: Und nun, Team Harris?
> Die Nominierung von Kamala Harris zur Präsidentschaftskandidatin scheint
> gesetzt. Aber wie geht es jetzt weiter? Die wichtigsten Fragen und
> Antworten.
Bild: Eine Demo von Kamala-Harris-Unterstützern in San Francisco am Tag nach J…
Wie geht’s jetzt weiter?
Kamala Harris’ Team ist jetzt dabei, potentielle Vizekandidaten – es kann
eigentlich nur ein Mann werden – einer extrem gründlichen Prüfung zu
unterziehen. [1][Dabei interessiert sie natürlich die Frage, wer neue
Wähler:innengruppen erschließen oder Harris’ Schwächen ausgleichen
kann.]
Mindestens genauso entscheidend ist aber die Suche nach potentiellen Bomben
oder Bömbchen in der Vergangenheit der Kandidaten. Gibt es Aussagen,
Handlungen, Verbindungen, die Harris im Wahlkampf um die Ohren fliegen
könnten?
Bis spätestens zum 7. August wird dieser Prozess abgeschlossen sein. Dann
wird per virtueller Wahl über die Nominierung von Harris als neue
Präsidentschaftskandidatin abgestimmt. Sie selbst reist nun durch das Land,
um Gesicht zu zeigen und Profil zu gewinnen. Auch wenn sie dreieinhalb
Jahre das zweithöchste Amt im Land bekleidet hat, ist ihr Bekanntheitsgrad
definitiv noch ausbaufähig.
Wie wurde Bidens Rückzug und seine Unterstützung für Harris in Washington
aufgenommen?
Die Demokraten haben [2][auf Joe Bidens Entscheidung, seine Kandidatur
weniger als vier Monate vor der Wahl zurückzuziehen,] vor allem mit
Erleichterung reagiert, und mit viel Dankbarkeit und großer Bewunderung.
Dieses Gefühlspotpourri hat überlagert, dass Harris bei den Demokraten gar
nicht die unumstrittene Wunsch-Ersatzkandidatin war.
Doch mit dem späten Rückzug von Biden war der Aufstandswille, so schien es,
erschöpft. Nach und nach haben sich alle führenden Demokraten hinter Harris
gestellt. Am Freitag gab auch Ex-Präsident Barack Obama der Kandidatin via
Twitter seinen Segen. Es wäre schon eine sehr, sehr große Überraschung,
sollte noch ein Herausforderer oder eine Herausfordererin auftauchen.
Die Republikaner nutzten in den vergangenen Tagen die Chance, Joe Biden
auch als Präsidenten anzugreifen. Der republikanische Sprecher des
US-Repräsentantenhauses, Mike Johnson, erklärte, wenn Biden nicht fit genug
sei zu kandidieren, dann sei er auch nicht fit genug, das Land zu regieren.
Jenseits dessen schossen sich die Republikaner mit etwas Verzögerung auf
die 59 Jahre alte frühere kalifornische Senatorin und Generalstaatsanwältin
Harris ein.
Wie hat Biden seine Woche verbracht?
Für Biden war es eine historische Woche. Nachdem er kurz zuvor positiv auf
Covid getestet wurde, verbrachte er die ersten Tage in seinem Haus in
Delaware. Dort traf er auch die Entscheidung, sich aus dem Rennen zu
verabschieden. Am Dienstag reiste er dann zurück nach Washington. Am
Mittwochabend hielt er seine Rede an die Nation, in der er seine
Entscheidung begründete.
Nur einen Tag später [3][traf er sich mit dem israelischen Premierminister
Benjamin Netanjahu], um die Situation in Gaza und den Status der
Waffenstillstandsverhandlungen zu besprechen. Biden erklärte, dass er in
den verbleibenden sechs Monaten seiner Amtszeit weitere politische Ziele
verfolgen wird. Ohne den Wahlkampfstress ist dies womöglich auch der
Gesundheit zuträglicher.
Wie reagiert Trump?
Ex-Präsident Trump hätte sich wohl ein erneutes Matchup mit dem
geschwächten Biden gewünscht. Mit Harris steht ihm nun wohl eine deutlich
jüngere Konkurrentin gegenüber. Eine Strategie, wie er damit umgeht, ist
noch nicht so richtig zu erkennen – außer, sie zu beschimpfen. Aktuell
stellt er Harris in seinen Reden als eine „inkompetente, verrückte
Linksradikale“ dar. „Jetzt haben wir also ein neues Opfer, das wir besiegen
müssen: die lügnerische Kamala Harris“, sagte Trump während einer
Wahlkampfveranstaltung in Charlotte.
Sein Wahlkampfteam hat in dieser Woche Beschwerde bei der nationalen
Wahlaufsichtsbehörde FEC eingelegt. Trump will verhindern, dass Harris
Zugriff auf die mehr als 91 Millionen Dollar an Spendengeldern bekommt, die
für die Wiederwahl von Biden und Harris gesammelt wurden. Wann die FEC über
die Beschwerde entscheiden wird, ist nicht bekannt.
Worauf kommt es im Wahlkampf jetzt an?
Ob Biden oder Harris, die Herausforderung bleibt dieselbe. Es geht darum,
Wählerinnen und Wählern in den Swings States – Bundesstaaten, in denen die
Mehrheiten immer wieder zwischen Demokraten und Republikanern wechseln –
für sich zu gewinnen. Diese Bundesstaaten sind wahlentscheidend.
Nach aktuellen Umfragen hat Trump in diesen Bundesstaaten gerade die Nase
vorn, doch Harris wird sich auf genau diese Staaten in ihrem Wahlkampf
konzentrieren. Vor allem junge Wähler und Wählerinnen begrüßen die mögliche
Nominierung von Harris. Mit Themen wie dem Recht auf Abtreibung und
Umweltschutz könnte Harris besonders bei Jüngeren punkten. Sie setzt sich
mit ihrer Kritik an Benjamin Netanjahu auch schon erkennbar in der
Israel-Politik von Biden ab.
Wieso ist Geld so wichtig im US-Wahlkampf?
Geld regiert die Welt. Diese Aussage trifft besonders auf den US-Wahlkampf
zu. Je mehr Geld ein Kandidat oder eine Kandidatin zur Verfügung hat, desto
leichter ist es, mögliche Wähler mithilfe von Fernsehwerbung, Internet-Ads,
Kundgebungen oder anderen Werbematerialien zu überzeugen.
Und warum werden beim Spendensammeln immer neue Rekorde aufgestellt?
In den ersten 48 Stunden nach Bidens Ausstieg hat Harris eine Rekordsumme
von mehr als 100 Millionen US-Dollar Spenden erhalten. [4][Seit der
umstrittenen „Citizens United“-Entscheidung des amerikanischen Supreme
Court von 2010], die eine Obergrenze für Gesamtspenden im Zeitraum von zwei
Jahren aufhob, gibt es in der US-Politik immer wieder neue Spendenrekorde.
Eine Wende ist bisher nicht in Sicht.
Wie zuverlässig sind die Umfragen eigentlich?
Spätestens mit dem für viele überraschenden Wahlsieg von Donald Trump im
Jahr 2016 sind Umfragen in Verruf geraten. Sie gelten nur als Indikatoren
eines allgemeinen Trends, aber nicht als gesicherte Basis. Die US-Wahl 2016
hat die Meinungsforschung jedoch auch dazu veranlasst, ihre Methoden zu
überdenken und neu zu justieren. Zwar sind Umfragen auch heute noch keine
Garantie für ein bestimmtes Ergebnis, doch sie sind mittlerweile deutlich
genauer als noch vor acht Jahren.
28 Jul 2024
## LINKS
[1] /Moegliche-Vize-Kandidaten/!6022674
[2] /Joe-Biden-ueber-seine-Entscheidung/!6025961
[3] /-Nachrichten-im-Nahost-Krieg-/!6026122
[4] https://www.zeit.de/politik/ausland/2014-04/us-gericht-wahlkampfspenden
## AUTOREN
Hansjürgen Mai
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